Ergebnisse des OeNB-Konjunkturindikators vom November 2018
Wien (oenb) - Die OeNB erwartet für den Jahreswechsel 2018/2019 ein weiteres langsames Ausklingen der
aktuellen Hochkonjunkturphase. Die Wachstumsraten haben sich seit dem Konjunkturhöhepunkt zu Jahresende 2017
zwar halbiert, im Vergleich zum Euroraum erweist sich das österreichische Wachstum jedoch als robust. Für
das vierte Quartal 2018 prognostiziert die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) im Rahmen ihrer vierteljährlichen
Kurzfristprognose eine weitere leichte Wachstumsverlangsamung des realen BIP auf 0,4 % (jeweils gegenüber
dem Vorquartal). Für das Gesamtjahr 2018 ergibt sich mit 2,7% ein gleich starkes Wachstum wie im Vorjahr.
Im ersten Quartal 2019 wird aufgrund der steuerlichen Entlastung durch den Familienbonus mit einer leichten Wachstumsbeschleunigung
auf 0,5% gerechnet.
Die österreichische Wirtschaft befindet sich am Ende einer Hochkonjunkturphase. Der Wachstumshöhepunkt
wurde im vierten Quartal 2017 erreicht. Seitdem verlangsamt sich die Dynamik. Für das dritte Quartal 2018
weist die VGR-Schnellschätzung ein Wachstum von 0,5% (gegenüber dem Vorquartal) aus. Dieses lag um 0,3
%-Punkte über jenem des Euroraums. Der Konjunktureinbruch im Euroraum ist auf ein vorübergehendes Schrumpfen
der Wirtschaftsleistung in Deutschland (-0,2%) und die Stagnation in Italien zurückzuführen, während
Frankreich und Spanien eine solide Entwicklung zeigten. Die deutsche Konjunktur wurde durch das schwächere
Weltwirtschaftswachstum und die Drosselung der Automobilproduktion aufgrund der verschärften Abgastests temporär
gebremst. Die Wirtschaft in Italien leidet derzeit unter einer erhöhten Unsicherheit aufgrund der schwierigen
politischen Lage.
Dennoch entwickelte sich der österreichische Außenhandel im bisherigen Jahresverlauf sehr robust. Dies
ist vor allem der guten Entwicklung in den CESEE-Ländern geschuldet. Die Güterexporte in diese Region
wuchsen in den ersten sieben Monaten dieses Jahres um 10% und damit fast doppelt so stark wie die gesamten Exporte.
Gemäß den aktuellen Resultaten des OeNB-Exportindikators entwickelten sich die österreichischen
Güterexporte auch im dritten Quartal sehr positiv. Während die Auftragsbücher noch gut gefüllt
sind, deutet ein Rückgang der Auftragseingänge auf eine bevorstehende Abschwächung der Exportdynamik
hin.
Die Investitionen sind derzeit eine tragende Säule der Konjunktur. Zwar zeigt sich angesichts der Eintrübung
in den wichtigsten Exportdestinationen auch hier eine Moderation. Die mit 88,5% deutlich über dem langjährigen
Durchschnitt von 85,3% liegende Kapazitätsauslastung lässt jedoch auch für die kommenden Monate
eine weitere Ausweitung der Unternehmensinvestitionen erwarten. Die ausgezeichnete finanzielle Lage der Unternehmen
und die anhaltend günstigen Finanzierungsbedingungen stützen darüber hinaus die Investitionstätigkeit.
Die Bauinvestitionen zeigten im dritten Quartal zwar eine leichte Abschwächung, die zugrundeliegende Dynamik
ist jedoch intakt. Der Wohnbau hat sich in den letzten beiden Jahren sehr kräftig entwickelt. Die Baubewilligungen
sind zwar im ersten Halbjahr 2018 gesunken. Die deutliche Ausweitung der beiden letzten Jahre in Verbindung mit
einer guten Auftragslage lässt für die kommenden Monate jedoch eine weiterhin starke Expansion erwarten.
Auch vom privaten Konsum gehen derzeit kräftige Konjunkturimpulse aus. Das starke Beschäftigungswachstum
und die im Vergleich zum Vorjahr höheren Lohnabschlüsse stützen das Konsumwachstum. Die Inflation
ist bedingt durch höhere Rohstoffpreise im bisherigen Jahresverlauf gestiegen. Im September hat sich der Preisauftrieb
jedoch wieder verlangsamt, die HVPI-Inflation sank von 2,3% im August auf 2,1%. Die Verteuerung von Neuwagenkäufen
durch die höhere Normverbrauchsabgabe aufgrund der verschärften Abgastests seit September hat zu deutlichen
Vorziehkäufen – vor allem bei PKWs mit hohen CO2-Emissionen – geführt. Im September und Oktober sind
die PKW-Neuzulassungen eingebrochen. Dies wird im vierten Quartal das Konsumwachstum spürbar dämpfen.
Da PKWs jedoch nahezu ausnahmslos importiert werden, hat dies keine Auswirkungen auf die inländische Produktion.
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