Festveranstaltung für das größte Bundesländer-Archiv Österreichs
Graz (lk) - Das Steiermärkische Landesarchiv feierte am 19. November im Rahmen einer Jubiläumsveranstaltung
sein 150-jähriges Bestehen. Die 1868 gegründete Institution ist heute das größte Bundesländer-Archiv
Österreichs und genießt weit über die Grenzen der Steiermark hinaus einen guten Ruf als vielfältiges
Haus mit hohem fachlichen Know-How. Archivdirektor Gernot Peter Obersteiner konnte zum Festakt eine Vielzahl an
Ehrengästen begrüßen, darunter Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Landtagspräsidentin
Bettina Vollath, den Dritten Landtagspräsidenten Gerhard Kurzmann, Rechnungshofdirektor Heinz Drobesch, die
ehemaligen Archivdirektoren Gerhard Pferschy, Walter Brunner und Josef Riegler sowie Vertretungen von anderen Archiven
aus ganz Österreich. Thomas Just, der Direktor des Haus-, Hof- und Staatsarchivs in Wien, beschäftigte
sich in seinem Festvortrag mit dem Thema „(Landes-)Archiv im 21. Jahrhundert“, Elke Hammer-Luza und Franz Mittermüller
stellten das neue „Jahrbuch des Steiermärkischen Landesarchivs“ vor, das ab jetzt jedes Jahr erscheinen wird.
Landeshauptmann Schützenhöfer betonte in seiner Grußbotschaft: „Gerade in einem großen Gedenk-
und Erinnerungsjahr wie dem heurigen, wird es umso deutlicher, warum wir uns den ,Luxus‘ einer Institution wie
sie das Landesarchiv ist, nicht nur leisten können, sondern vielmehr sogar müssen. Unsere Geschichte
kann nur verstanden werden, wenn es einen Wissensspeicher gibt, und dieser Wissensspeicher sind die Archive. Deshalb
gratuliere ich zum 150-jährigen Bestehen. Ich danke für die hervorragende Expertise dieses Hauses, für
die exzellente Führung durch Archivdirektor Obersteiner und sein Team und wünsche eine gute und erfolgreiche
Zukunft mit viel Geschichte“, so der Landeshauptmann.
Archivdirektor Obersteiner unterstrich die große Bandbreite der Aufgaben des Landesarchivs: „Wir verstehen
uns als das Gedächtnis des Landes. Wir sammeln, erhalten und erschließen Dokumente aus 1000 Jahren steirischer
Landesgeschichte. Wir sind heute eine Serviceinstitution für die Verwaltung, für die Wissenschaft und
für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger.“ Das Landesarchiv ist neben seiner Aufgabe als Akten-
und Dokumentenspeicher oftmals Veranstaltungsort von Ausstellungen, in den Werkstätten werden Dokumente restauriert
und digitalisiert, das Haus ist im Rahmen von Führungen offen für alle Bürgerinnen und Bürger,
bietet Ausbildungen für den akademischen Nachwuchs, ist am elektronischen Akt der Landesverwaltung beteiligt
und bietet im digitalen Zeitalter Informationen über seine Inhalte, die weltweit abrufbar sind.
Die Vorgeschichte zur Gründung des Landesarchivs im Jahr 1868 ist eine lange: Die ersten Archive im Raum der
Steiermark entstanden bereits mit der Übergabe der Grundschenkungsurkunden an Adel und Kirche in der Karolingerzeit.
Mit der zunehmenden Schriftlichkeit der Verwaltung kamen zu den Urkunden die Dokumente der Grundherrschaften, der
Städte und Märkte und des Herzogtums Steiermark. Neben den Klosterarchiven, Familienarchiven, Herrschaftsarchiven,
Stadtarchiven und Marktarchiven entstanden seit dem 16. Jahrhundert mit der ständischen und landesfürstlichen
Verwaltung zwei große Verwaltungsregistraturen. Erzherzog Johann räumte 1811 bei der Gründung des
von ihm gestifteten Landesmuseums Joanneum dem Archiv einen besonderen Rang ein. Als Joseph von Zahn 1861 mit der
Leitung des Joanneumsarchivs beauftragt wurde, begann der Weg in Richtung Gründung des Landesarchivs: Zahn
entwarf ein neues Organisationsstatut und erreichte 1868 die Abtrennung des bisher mit dem Joanneumsarchiv verbundenen
Münz- und Antikenkabinettes sowie die Vereinigung mit dem Landschaftlichen Archiv. Damit war das Landesarchiv
als das Zentralarchiv der auf Landesebene bestehenden Archive entstanden.
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