Digitalisierungsgipfel von ThinkAustria an der WU Wien mit Eric Schmidt zu "Europa als
globaler Innovation Leader – Traum oder mögliche Realität?"
Wien (bka) - Beim Digitalisierungsgipfel von ThinkAustria an der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien gingen
Bundeskanzler Sebastian Kurz und der ehemalige CEO von Google, Eric Schmidt, am 3. Dezember mit hunderten Studierenden
der WU und Technischen Universität (TU) Wien der Frage nach, was es braucht, damit Europa in Zukunft als Innovationsstandort
erfolgreich sein kann.
"Europa ist nicht so sehr Innovation Leader wie wir das in unserer Geschichte schon einmal waren – in den
letzten Jahren sind wir zurückgefallen. Die gute Nachricht ist, dass das nicht so bleiben muss. Wir leben
in einer Zeit der technologischen Entwicklung und der raschen Veränderungen und erleben, dass wir als einzig
fixe Komponente die Veränderung haben", erläuterte Bundeskanzler Sebastian Kurz in seiner Keynote.
"Auch wenn es gerade herausfordernde Zeiten sind, so sind Grundvoraussetzungen für nachhaltige Innovation
in Europa gegeben: Rechtstaatlichkeit, Demokratie, Friede, Freiheit, ein relativer Wohlstand – das ist nicht überall
selbstverständlich. Nur im liberalen Rechtsstaat ist das Grundrecht jedes Einzelnen gesichert. Es gibt auch
nicht die Gefahr einer Alleinherrschaft eines Einzelnen", so der Bundeskanzler. Der Staat könne Innovation
nicht verordnen und erzwingen. Er könne versuchen, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Innovation möglich
machen.
Ansätze für eine Trendumkehr
Sebastian Kurz erläuterte, wie es möglich sein kann, eine Trendumkehr herbeizuführen. Dabei
spiele etwa die bisher gängige Praxis der Budgetfortschreibung beziehungsweise des Budgetdefizits eine Rolle:
"Das Ende der Schuldenpolitik sollte dazu führen, dass man langfristig mehr Budgetspielräume erhält,
um in wichtige Bereiche wie Sicherheit und Bildung investieren zu können." Weiters führe eine zu
hohe Steuerlast bei kleinen Unternehmen dazu, dass Talente abwandern, Investitionen anderswo getätigt werden
und dadurch Innovation gedrosselt wird. Ebenso sprach der Bundeskanzler die notwendige Deregulierung an: "Wir
sind in Europa auf dem Weg, ein Problem mit zu vielen Regeln zu haben. Wenn eine ganze Dienstleistungsindustrie
dafür beratend tätig ist, um Regeln zu umgehen, führt das nicht gerade zu mehr Innovationen."
Maßnahmen für Kooperationsausbau
Die internationale Anbindung wurde als nächster wichtiger Punkt hervorgehoben: "Gerade für ein
kleines exportorientiertes Land ist der Austausch mit der Welt unverzichtbar. Wenn Talente zu uns kommen, ist das
erfreulich. Daher arbeiten wir an einer Reform der Rot-Weiß-Rot-Card", betonte Sebastian Kurz. Schließlich
sei es für Hochqualifizierte nicht sonderlich attraktiv, monatelang darauf zu warten, ob sie zuwandern dürfen.
Die europäische Zusammenarbeit sei hier explizit zu erwähnen – bei großen Projekten, ob in Zusammenhang
mit Künstlicher Intelligenz (KI) oder in Bezug auf die Vollendung des digitalen Binnenmarkts, könne man
als kleiner Staat nicht alleine reüssieren.
"Wenn man als Innovation Leader erfolgreich sein möchte, geht es nicht um die Größe und Geschichte
eines Landes, sondern darum, ob der Wille da ist. Es braucht eine Änderung im Mindset: Haben wir Freude an
Fortschritt und Innovation oder ist es Angst, die dadurch ausgelöst wird? Genug Menschen sind bereit, Unternehmer
zu werden und Risiken einzugehen. Und schließlich ist es auch wichtig, nach einem Scheitern eine 2. Chance
zu bekommen“, schloss Bundeskanzler Sebastian Kurz.
Eric Schmidt: Etablierung neuer Ansätze in der Politik
Eric Schmidt, früherer CEO von Google, ergänzte: "Ich möchte Österreich dazu gratulieren,
dass das Land den vermutlich konsequentesten jungen Kanzler weltweit hat. Vielen Dank für Ihre Einladung,
Herr Bundeskanzler Kurz, und vielen Dank für die Etablierung neuer Ideen und neuer Ansätze in der Politik,
nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa. Ich glaube, dass Europa dadurch in eine neue und sehr positive
Zukunft geführt werden wird." Schmidt betonte, dass die weltweite Globalisierung von Ideen und die Zusammenarbeit
unter den Staaten ein entscheidender Faktor für Innovationen und den Wohlstand der Bevölkerung darstelle.
Freiheit als grundlegende Notwendigkeit
"Wenn ich als Amerikaner Europa anschaue, dann ist es Stolz, aber es bewegt sich zu langsam in einigen
Bereichen", so Schmidt. Eine Lösung sieht er in freiem Unternehmertum. Unternehmer müssten bereit
sein, Risiken einzugehen, allerdings seien viele europäische Länder sehr risikoavers. "Scheitern
gehört dazu. Wir stellen viele Leute ein, die schon Pleite gegangen sind mit ihren Firmen. Wir sagen: Daraus
müssen sie etwas gelernt haben." Und Schmidt stimmte mit Bundeskanzler Kurz überein: "Für
das Unternehmertum und die Gesellschaft sei die Freiheit eine grundlegende Notwendigkeit."
ThinkAustria-Leiterin Antonella Mei-Pochtler, die gemeinsam mit Rektorin Edeltraud Hanappi-Egger die Veranstaltung
eröffnete, dankte Bundeskanzler Sebastian Kurz und Eric Schmidt für die Möglichkeit, die Chancen
zu erörtern, wie Österreich und Europa als Innovation Leader erfolgreich sein können und betonte,
dass es ihr ein Anliegen sei, diese zukunftsrelevante Frage vor allem am "Talent Hub WU" mit zahlreichen
Studierenden zu debattieren.
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