Weiterentwicklung von Rot-Weiß-Rot-Card und Mangelberufsliste nötig - Tagespolitik
und Tarifverhandlungen sind „zwei verschiedene Dinge“
Wien (pwk) - „Die Causa Prima der nächsten Jahre wird – neben einer Entlastung von gesetzlichen Vorschriften
und Normen sowie einer Steuer- und Abgabensenkung – die Sicherung von Fachkräften sein.“ Mit diesen Worten
eröffnete Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), am 29. November
das Wirtschaftsparlament, das in der WKÖ stattfand. Damit skizzierte Mahrer die dringlichsten Zukunftsfragen,
die es für die Unternehmen zu lösen gilt: nämlich Bürokratieabbau und Senkung von Unternehmenssteuern
sowie eine klare Fachkräftestrategie.
Mahrer zufolge muss diese Strategie aus fünf großen Bereichen bestehen. Das sind Aus- und Weiterbildung,
die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die überregionale Vermittlung, der Erhalt der Gesundheit sowie Zuwanderung.
„Ich sage es ganz offen: Ohne qualifizierte Zuwanderung wird es nicht gehen. Sie ist nötig, damit wir den
Bedarf an Arbeitskräften langfristig decken können. Entscheidend ist: Österreich muss sich aussuchen
können, wer bei uns arbeiten soll, basierend auf den Bedürfnissen der Betriebe“, betont Mahrer.
Anpassungen noch vor Weihnachten nötig
Zu diesem Zweck setzt sich die Wirtschaftskammer für eine Überarbeitung der Rot-Weiß-Rot-Card
sowie eine Regionalisierung der Mangelberufsliste ein. „Die Rot-Weiß-Rot-Card war ein klug gemeintes Instrument,
aber es konnte nicht seine Wirkung entfalten. Aufgrund diverser Nachweise, die die Betroffenen erbringen mussten,
war es in der Praxis mehr Verhinderungswerkzeug als Ermöglichungs-Instrument“, so Mahrer. Ebenso bedarf es
bei der Mangelberufsliste Anpassungen. „Das ist für einzelne Branchen sehr wichtig. Ich würde mich freuen,
wenn diese Anpassungen sozusagen unterm Christbaum der Wirtschaft liegen und bis Weihnachten gelingen“, so der
WKÖ-Präsident.
Um bei der Aus- und Weiterbildung Verbesserungen zu erzielen, arbeitet die WKÖ an einer umfassenden Bildungsstrategie.
Dazu zählt die Weiterentwicklung der Lehre, wobei ein wichtiger Bereich die Aufwertung der dualen Ausbildung
sein wird. Mahrer: „Meine Vision ist, dass in zehn Jahren in der öffentlichen Wahrnehmung Matura und Lehre
völlig gleichwertig sind.“
Herzstück einer funktionierenden Sozialpartnerschaft
Klare Worte fand der WKÖ-Chef auch zu den laufenden KV-Verhandlungen. Er betonte zwar, sich bisher bewusst
aus der öffentlichen Debatte dazu - und die bereits stattgefundenen Warnstreiks herausgehalten zu haben, denn
„jede mediale Äußerung im ohnehin schon aufgeheizten Klima ist kontraproduktiv“. Mahrer forderte allerdings,
zwischen Tarifverhandlungen und Tagespolitik zu unterscheiden: „Auf der einen Seite ist der politische Diskurs,
der ist auch gut und den braucht es in einer lebendigen Demokratie. Auf der anderen Seite aber sind die Tarifverhandlungen.
Das sind zwei verschiedene Dinge. Und es ist für die vielen, auf Branchenebene sehr gut funktionierenden Tarifpartnerschaften
alles andere als gut, Tagespolitik dort hineinzutragen“, mahnt Mahrer. Schließlich seien die Tarifpartnerschaften
auch das Herzstück einer funktionierenden Sozialpartnerschaft „und - wie wir hoffen - auch einer funktionierenden
Zukunftspartnerschaft“.
|