Brüssel/Wien (öaw) - Die Zellbiologin Kikuë Tachibana und die Politologin Ljiljana Radonic erhalten
jeweils einen mit knapp zwei Millionen Euro dotierten Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrates.
In der jüngsten Vergaberunde der Forschungspreise des Europäischen Forschungsrates (European Research
Council, ERC) wurden zwei Wissenschaftlerinnen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW)
für herausragenden Forschungen ausgezeichnet: Kikuë Tachibana, Zellbiologin am IMBA – Institut für
Molekulare Biotechnologie der ÖAW, und Ljiljana Radonic, Politologin am Institut für Kulturwissenschaften
und Theatergeschichte der ÖAW. Sie erhalten jeweils einen Consolidator Grant, der mit knapp zwei Millionen
Euro dotiert ist.
Mechanismen des Zell-Resets
Am Beginn der Entwicklung eines neuen Lebewesens steht zunächst ein Reset: Die allererste Zelle eines neuen
Organismus muss jegliche Spezialisierung der elterlichen Ei- und Samenzelle vergessen, bevor sie die weitere Entwicklung
einleiten kann. Dieser faszinierenden Reprogrammierung der ersten Zelle ist Kikuë Tachibana auf der Spur:
Die Wissenschaftlerin untersucht, welche Mechanismen dafür verantwortlich sind, das sogenannte Chromatin des
Zellkerns – bestehend aus DNA und Proteinen – zu verändern und neu zu organisieren. Die dazu geplanten Forschungen,
die sie nun mit Hilfe der ERC-Förderung umsetzen wird, können nicht zuletzt neue Perspektiven für
die regenerative Medizin aufzeigen.
Tachibana ist bereits seit 2011 als Leiterin einer Forschungsgruppe am IMBA der ÖAW tätig. Die in Österreich,
Japan und Großbritannien ausgebildete Expertin für Zellforschung hat bereits 2013 einen Starting Grant
des ERC erhalten und wurde mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen, darunter die Mitgliedschaft in der European
Molecular Biology Organization, gewürdigt.
Globalisierte Erinnerungskulturen
Gibt es ein globalisiertes Gedenken? Und welche Rolle spielen darin Museen? Diesen Fragen geht Ljiljana Radonic
nach. Die Politikwissenschaftlerin möchte mittels einer vergleichenden Analyse von 50 Museen auf vier Kontinenten
herausfinden, welche Normen und Trends in den Erinnerungskulturen vorherrschen. Mit der Förderung des ERC
wird sie sowohl Museen untersuchen, die dem Gedenken an den Zweiten Weltkrieg gewidmet sind, als auch Erinnerungsorte
zu den Genoziden der 1990er Jahre, etwa in Ruanda und im ehemaligen Jugoslawien.
Radonic spezialisierte sich nach ihrem Studium der Philosophie und Politikwissenschaften an der Universität
Wien auf die Erforschung von Erinnerungspolitik und Gedächtnistheorien. Die frühere APART-Stipendiatin
der ÖAW ist seit 2013 am Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der ÖAW tätig
und übt eine Reihe von Funktionen, etwa in Beiräten und als Gutachterin, aus.
46 ERC Grants an die ÖAW
Die mit bis zu 2 Millionen Euro dotierten ERC Consolidator Grants unterstützen Forscher/innen in einem frühen
Karrierestadium bei ihrer wissenschaftlichen Etablierung. Mit den beiden Grants an Kikuë Tachibana und Ljiljana
Radonic erhöht sich die Anzahl der seit 2007 an ÖAW-Forscher/innen insgesamt vergebenen ERC-Preise auf
42 ERC Grants und 4 Proof of Concept Grants. An weiteren 10 ERC-Grants war die Akademie maßgeblich beteiligt.
Insgesamt konnte die ÖAW bereits über 77 Millionen Euro an ERC-Förderungen nach Österreich
holen. Die Akademie zählt bei der Zuerkennung der europäischen Forschungsförderpreise damit zu den
erfolgreichsten Forschungseinrichtungen Österreichs.
|