Ungenutztes Potenzial: Nur knapp ein Drittel der Unternehmen verwendet Datenanalysen als Grundlage
für Personalentscheidungen – Arbeitgeberattraktivität leidet unter mangelnder Work-Life-Balance
Wien (pwc) - Datenanalysen zur Förderung von Personalentscheidungen und eine angemessene Work-Life-Balance
sind künftig die wesentlichen Erfolgsfaktoren im Kampf um die besten Talente – zu diesem Ergebnis kommt der
aktuelle PwC-Bericht „Preparing für tomorrow’s workforce, today“, der in Zusammenarbeit mit der London Business
School veröffentlicht wurde. Befragt wurden 1.246 COOs und leitende Angestellte im Bereich HR in 79 Ländern.
Die Studie identifiziert, in welchen Bereichen Organisationen am meisten Aufholbedarf haben.
Neue Technologien, die steigende Lebenserwartung sowie die sogenannte ‚Gig Economy‘, bei der Kleinaufträge
kurzfristig an Freiberufler vergeben werden, verändern die Arbeitswelt grundlegend. Laut Studie haben die
meisten Unternehmen bereits erkannt, welche Kompetenzen in Zukunft entscheidend sind, in vielen Fällen scheitert
jedoch die Umsetzung: „Unternehmen müssen bereits jetzt die richtigen Schritte setzen und sich mit künftigen
Anforderungen an die Arbeitswelt auseinandersetzen. Wird dies versäumt, droht ein Wettbewerbsnachteil für
die gesamte Organisation, da dringend benötige Fachkräfte nicht angeworben, entwickelt und in weitere
Folge gehalten werden können“, warnt Olivia Stiedl, Leitung des Bereichs People and Organisation bei PwC Österreich.
Ungenutztes Potenzial von Datenanalysen bei Personalentscheidungen
Die Studie hat ergeben, dass nur ein kleiner Teil der Unternehmen Datenanalysemethoden für fundierte Personalentscheidungen
heranzieht: Während mehr als 60 Prozent der Befragten angaben, dass Datenanalysen wichtig für Personalentscheidungen
sind, werden diese nur von 27 Prozent tatsächlich umgesetzt. Darüber hinaus stützen sich nur 38
Prozent der Befragten auf Datenanalysen, um erforderliche Kompetenzen vorauszuplanen und zu überwachen, während
31 Prozent erweiterte Personalplanungsstrategien sowie prognostische Analysen nützen. Nur 28 Prozent verwenden
Datenanalysen, um Befangenheit bei der Personalbeschaffung zu beschränken und auf Einzelpersonen zugeschnittene
Anreize zu schaffen.
Die Ausnahme ist der Gesundheitssektor, dort wird Datenanalyse bei der Identifikation von Kompetenzen sowie im
Recruiting und bei der Gehaltsplanung eingesetzt – mit dem Ergebnis, dass durch faktenbasierte Entscheidungen mehr
Fairness erreicht wird.
„Der Bericht zeigt, wie wichtig es für Organisationen ist, in digitale Tools zu investieren. Unternehmen treffen
personalbezogene Entscheidungen zunehmend datenbasiert, ganz gleich, ob es um das Prognostizieren und Beheben von
Kompetenzlücken geht, um den Umgang mit Befangenheit bei Personalentscheidungen, um die richtige Zusammensetzung
von Teams oder um die Vergütung“, weiß Olivia Stiedl. Allerdings müssen die Ausgangsdaten dafür
akkurat sein, und genau hier liegt die Herausforderung: „Viele Unternehmen haben keinen Überblick über
die Kompetenzen ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und wissen nicht, was von wem wann erledigt wird. Damit
können Fähigkeiten und Talente auch nicht weiterentwickelt werden.“
Positives „Arbeitserlebnis“ ist essenziell
Ein Bereich, in dem Organisationen ihre Leistung steigern können, ist die Verteilung des Arbeitspensums:
Während 76 Prozent der Befragten eine faire und angemessene Verteilung des Arbeitspensums für wichtig
halten, geben nur 50 Prozent an, dass Schritte in diese Richtung unternommen werden.
Viele Personen arbeiten in Arbeits- bzw. Unternehmenskulturen, in denen sehr hohe Anforderungen an die Mitarbeiter
gestellt werden. Die Antwort von Organisationen auf dieses Problem war in den letzten Jahren häufig, Initiativen
zur Steigerung des Wohlbefindens einzuführen. „Ein nachhaltiger Wandel kann allerdings nur dann stattfinden,
wenn die Arbeit selbst umstrukturiert wird, sodass ein produktiver Energiepegel möglich ist“, sagt Olivia
Stiedl.
Nachholbedarf bei Flexibilität
Während für 78 Prozent der Befragten die Entwicklung der Anpassbarkeit und Flexibilität ihrer
Mitarbeiter wichtig ist, geben nur 52 Prozent an, dass die Personalentwicklung darauf ausgerichtet ist. Den Mitarbeitern
freizustellen, wo und wann sie arbeiten, ist von zunehmender Bedeutung für die Personaler. Während 70
Prozent der Befragten dies für wichtig halten, bieten aktuell nur 45 Prozent ein höheres Maß an
Flexibilität innerhalb ihres Unternehmens.
Gute Ideen und flexible Talente sind gefragt
Die Beziehungen von Arbeitnehmern und Organisationen sind bereits - und werden auch in Zukunft - immer fließender:
Die Anzahl der Auftragsnehmer, Freiberufler und Portfolio-Arbeiter steigt, gleichzeitig bieten immer mehr Partnerschaften
zwischen großen Organisationen und kleineren Start-Up-Unternehmen Zugriff auf Innovation und Spezialisten
auf Abruf. Es wird für Organisationen wichtiger zu identifizieren, wo und wie dieses flexible Personal eingesetzt
werden kann. Allerdings stimmen nur 8 Prozent der Befragten eindeutig zu, dass ihre Organisationen für diesen
Wandel bereit sind. 58 Prozent geben zu, dass sie nicht in der Lage sind, offene Innovationen und auf Crowdsourcing
basierende Ideen zu nutzen – lediglich 9 Prozent stimmen zu, dass dies für sie möglich ist. Darüber
hinaus gibt nur rund die Hälfte der Befragten (52 Prozent) an, dass Mitarbeiter die Möglichkeit haben,
innovative Denkansätze mitzuteilen, und bei der Umsetzung von Ideen gefördert werden.
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