Karas: „Die Idee Europa ist
 mehr als ein Parteiprogramm“

 

erstellt am
28. 11. 18
13:00 MEZ

Europagespräch in der Österreichischen Apothekerkammer zum Thema „Wie gesund ist Europa – Stehen wir vor der nächsten Krise?“
Brüssel/Wien (apothekerkammer) - Ein flammender Appell an die Politik für ein glaubwürdigeres und politisch handlungsfähigeres Europa kommt von Dr. Othmar Karas angesichts der schwierigen Situation, in der sich die Europäische Union aktuell befindet.

Die „Idee Europa“ dürfe nicht „Opfer von Machtpolitik und kurzfristigem Denken“ werden, warnte der Abgeordnete zum EU-Parlament im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung mit Stakeholdern zum Thema „Wie gesund ist Europa – Stehen wir vor der nächsten Krise?“, zu der die Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, anlässlich der EU-Ratspräsidentschaft Österreichs in die Bibliothek der Österreichischen Apothekerkammer geladen hatte.

Bedingt durch die zahlreichen Krisenherde, der sich die Union derzeit gegenübersieht – Brexit, Russland/Ukraine, Migration, Soziales und Gesundheit und andere – sei es nunmehr an den Politikern, Europa „klar und unmissverständlich zu positionieren“. „Die EU muss zur Sprecherin des Kontinents in der Welt werden“, forderte Karas, der den Mangel an politischer Aufrichtigkeit und Klarheit in den Mitgliedstaaten als derzeit größtes Problem der EU bezeichnete. „Die Mitgliedsstaaten entscheiden bei allem mit und sind trotzdem bei Schuldzuweisungen an die EU schneller als bei der Argumentation für die EU“, erklärte der Europapolitiker, dies gelte unter anderem auch im Vereinigten Königreich in der Brexit-Frage.

Arzneimittelversorgung im Fokus
"Eine große Herausforderung in Zusammenhang mit dem BREXIT ist einerseits der Umzug der europäischen Arzneimittelagentur EMA nach Amsterdam und die Aufrechterhaltung der wichtigsten Prozesse, sowie andererseits die EU-weite Sicherstellung der Versorgung mit Arzneimitteln", stellte DI Dr. Christa Wirthumer-Hoche, Vorsitzende des EMA-Managementboard fest. "Die EMA und das EU-Netzwerk haben sich sicherheitshalber auf einen Hard-Brexit eingestellt", so Wirthumer-Hoche. Zum Thema Arzneimittelversorgung findet diese Woche auch ein "runder Tisch" im BASG statt.

Auch im Falle eines derartigen „harten Brexit“ werde es vermutlich keine Versorgungsprobleme mit Arzneimitteln geben, „höchstens Lieferschwierigkeiten“, verlieh Dr. Andreas Windischbauer, Präsident des Verbandes der Österreichischen Arzneimittelvollgroßhändler Phago, seiner Hoffnung Ausdruck. Im europäischen Vergleich funktioniere in Österreich die Krisenkommunikation sehr gut.

Für den Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs Pharmig sei der Brexit ein wichtiges Thema, stellte der Generalsekretär der Organisation, Mag. Alexander Herzog, klar. „Die Pharmig wird in Zukunft auf EU-Ebene verstärkt mitdiskutieren“, so die Ankündigung Herzogs. Auch das Thema der Patente und damit der Schutz von Innovationen liege der Pharmig am Herzen.

Die Befürchtung, das Vertrauen der Menschen in die EU schwinde, äußerte Mag. Gottfried Bahr, stv. Aufsichtsratsvorsitzender der Österreichischen Ärzte- und Apothekerbank. „Im Volk ist das Gefühl für die EU nicht mehr vorhanden“, klagte Bahr.

Herausforderungen Pflege und Armut
Zu den großen Herausforderungen der heimischen Gesundheitspolitik nahm der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Dr. Thomas Szekeres, Stellung: „Das Thema Pflege steht schon auf Grund der demografischen Entwicklung ganz oben auf der Agenda.“ Das Gleiche gelte für den Bereich Armut. „Vergessen wir nicht, dass 18 Prozent der österreichischen Bevölkerung arm oder armutsgefährdet sind“, mahnte der Ärztekammer-Präsident.

Verstärkte Investitionen in die digitale Infrastruktur im Gesundheitsbereich forderte Dr. Clemens Martin Auer, Sektionschef im Bundesministerium für Gesundheit: „Das Commitment zum weltweit so wichtigen Thema Artificial Intelligence ist in der EU zwar politisch vorhanden, praktisch fehlt in den Mitgliedstaaten dazu die Basisstruktur, fehlen die Standards und die Formate. Im Vergleich dazu ist Österreich mit ELGA sehr weit vorne.“

Apothekerinnen und Apotheker brauchen „solides politisches Fundament“
Gastgeberin Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr sprach in ihrem Statement die zunehmend wichtige Rolle der Gesundheitsberufe Arzt und Apotheker mit ihren insgesamt 700.000 Patientenkontakten pro Tag an. „Beide Berufsgruppen sind direkt am Kunden. Die Apotheken sind die erste Anlaufstelle im Gesundheitsbereich für die Bevölkerung“, so die Apothekerkammer-Präsidentin. Damit das so bleibt, bedarf es eines soliden politischen Fundamentes in Österreich und in der Europäischen Union. Ich sehe die Dringlichkeit einer EU-Debatte auf allen Ebenen. Die Apothekerkammer hat mit ihrem Europagespräch aktiv dazu beigetragen. Ich danke Othmar Karas für seine politische Expertise“, so Mursch-Edlmayr abschließend.

Apotheken auf einen Blick
In Österreich spielen die öffentlichen Apotheken eine wichtige Rolle als Gesundheitsnahversorger. Ob Stadt oder Land: Die österreichischen Apotheken liefern Qualität auf höchstem Niveau. Insgesamt beraten rund 6.000 akademisch ausgebildete Apothekerinnen und Apotheker in etwa 1.400 Apotheken die Bevölkerung in Gesundheitsfragen. Die Beratungskompetenz ist eine der zentralen Leistungen der Apotheker. Zusätzlich erbringen über 350 Apothekerinnen und Apotheker wertvolle Versorgungs- und Beratungsleistungen für die Patienten in den österreichischen Krankenanstalten.

 

 

 

Österreichs EU-Vorsitz
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