Inlandsaufträge halten Österreichs
 Industrie in Schwung

 

erstellt am
28. 11. 18
13:00 MEZ

UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex steigt entgegen dem europäischen Trend im November auf 54,9 Punkte an
Wien (bank austria) - Die Abschwächung der Industriekonjunktur, die seit dem Jahresbeginn 2018 zu beobachten ist, hat im November gestoppt. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist im November erstmals seit drei Monaten wieder gestiegen und hält bei hohen 54,9 Punkten. Damit kann sich die heimische Industrie gegen den anhaltend rückläufigen europäischen Trend stemmen. In der Eurozone zeigt der vorläufige Einkaufsmanagerindex, belastet durch die Entwicklung in Deutschland und Frankreich, ungebrochen eine Abwärtstendenz und liegt aktuell bei 51,5 Punkten“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Damit liegt der europäische Einkaufsmanagerindex erneut deutlich unter dem österreichischen Wert. Die heimische Industrie weist seit mittlerweile fast drei Jahren ein überdurchschnittlich hohes Wachstumstempo im Vergleich zur Eurozone insgesamt auf.

„Die heimische Industrie erweist sich gegenüber negativen externen Einflüssen als sehr widerstandsfähig. Trotz weniger Auslandsaufträgen ist das Neugeschäft insgesamt gestiegen und die heimischen Industriebetriebe haben die Produktion angekurbelt und zusätzliche Beschäftige aufgenommen. Auch die Lager wurden wieder stärker befüllt, obwohl sich der Preisauftrieb etwas beschleunigt hat“, fasst Bruckbauer die wichtigsten Ergebnisse der monatlichen Umfrage unter österreichischen Industriebetrieben zusammen.

Inlandsnachfrage kompensiert rückläufiges Exportgeschäft
Gegenüber der Entwicklung in der Eurozone sticht die österreichische Industrie vor allem durch das anhaltend kräftige Plus im Inlandsneugeschäft hervor. „Die Nachfrage aus dem Ausland kühlt sich ab. Den zweiten Monat in Folge sind die Exportaufträge im November zurückgegangen, aber die starke Inlandsnachfrage konnte im November diese Einbußen mehr als kompensieren. Mit mehr Neugeschäft in den Büchern haben die heimischen Industriebetriebe die Produktion wieder stärker als in den Vormonaten ausgeweitet“, so UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Der Produktionsindex signalisiert mit seinem Anstieg auf 54,8 Punkte ein sehr kräftiges Wachstum der heimischen Industrie. Trotz der Beschleunigung der Produktionsausweitung sind die Auftragsrückstände kräftig angestiegen. Offenbar haben die heimischen Industriebetriebe die Anzahl eingehender Aufträge unterschätzt.

Preisauftrieb hat wieder etwas zugenommen
Angesichts der höheren Auftragseingänge hat die österreichische Industrie im November auch die Einkaufsmengen wieder gesteigert und damit die Vormateriallager stärker befüllt. Aufgrund der stark ausgelasteten Kapazitäten haben sich jedoch die Lieferzeiten erheblich verlängert. „Trotz der dämpfenden Wirkung niedrigerer Ölpreise hat sich im November der seit rund 2,5 Jahren bestehende starke Preisauftrieb sogar wieder etwas verstärkt. Der Anstieg der Einkaufspreise und die Anhebung der Verkaufspreise hielten sich im Wesentlichen die Waage, so dass sich die Kosten- und Ertragslage der heimischen Betriebe im Durchschnitt im Vergleich zum Vormonat nicht verändert hat“, so Pudschedl.

Mehr Jobs
Infolge der starken Nachfrage und der gesteigerten Produktionsausweitung haben die heimischen Industriebetriebe den Beschäftigungsaufbau gegenüber dem Vormonat wieder beschleunigt. Der Teilindex kletterte auf 56,4 Punkte. Der Indikator weist darauf hin, dass das Beschäftigtenwachstums in der heimischen Industrie zwar mittlerweile geringer als zu Jahresbeginn ist, im langjährigen Vergleich jedoch weiterhin überdurchschnittlich stark ausfällt. „Für das Gesamtjahr 2018 rechnen wir mit einem Anstieg der Beschäftigten in der Sachgüterindustrie um mehr als 3 Prozent. Das entspricht fast 20.000 zusätzlichen Jobs gegenüber dem Vorjahr. Die Arbeitslosenquote wird im Sektor von 4,4 auf 3,8 Prozent im Jahresdurchschnitt sinken“, erwartet Pudschedl. Die Arbeitslosenquote in der Sachgütererzeugung wird 2018 damit nur halb so hoch sein wie der erwartete Wert von 7,7 Prozent in der Gesamtwirtschaft.

Optimismus in der Industrie nimmt ab
Der aktuelle EinkaufsManagerIndex hat im November mit einer leichten Verbesserung überrascht, insbesondere angesichts der gegenläufigen Entwicklung in der Eurozone. Das darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die seit dem Jahresbeginn laufende Abschwächung der Industriekonjunktur im November nur eine Pause gemacht hat. Der Rückgang der Neuaufträge aus dem Ausland - als Folge der Verlangsamung des globalen Handels durch mittlerweile weniger unterstützende Finanzierungsbedingungen und eine zunehmend protektionistische Handelspolitik - wird in den kommenden Monaten voraussichtlich nicht mehr vollständig durch die Inlandsnachfrage kompensiert werden können.

Zudem ist die Auftragslage, obwohl im langjährigen Vergleich weiterhin sehr günstig, nicht mehr so gut wie zum vergangenen Jahreswechsel. Daher hat sich das Indexverhältnis zwischen Auftragseingängen und den Lagerbeständen, ein verlässliches Signal für die unmittelbar zu erwartende Industriedynamik, angeglichen. Die Verkaufslager reichen demnach weitgehend aus, um das Neugeschäft ohne eine weitere Beschleunigung der Produktionsausweitung in den kommenden Monaten erfüllen zu können.

Der im Rahmen der Umfrage ermittelte Index für den Jahresausblick hat sich gegenüber dem Vormonat abermals deutlich auf 51,8 Punkte abgeschwächt und erreicht damit nur noch den niedrigsten Wert seit Anfang 2015. „Das Wachstumstempo der heimischen Industrie wird sich in den kommenden Monaten etwas verlangsamen, da eine Reihe politischer Unsicherheiten sowie der gestiegene Protektionismus die Aussichten für 2019 dämpfen. Mit einem Produktionsplus um rund 3 Prozent wird die heimische Industrie im kommenden Jahr dennoch kräftig expandieren, wenn auch die Wachstumsraten der beiden Vorjahre nicht mehr erreichbar sein werden“, erwartet Bruckbauer. Der Fahrzeugbau und die Elektroindustrie werden dabei weiterhin zwei Sektoren sein, die sich überdurchschnittlich stark entwickeln dürften. Für die Stahlindustrie sind die Aussichten für 2019 dagegen deutlich zurückhaltender.

 

 

 

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