Oö. Zukunftssymposium 2018
Linz (lk) - Im Rahmen einer Pressekonferenz im Musiktheater Linz präsentierte Landeshauptmann Mag.
Thomas Stelzer gemeinsam mit Prof. Dr. Andreas Rödder Johannes von der Gutenberg-Universität Mainz, Dr.
Petra Schaper-Rinkel vom der Austrian Institute of Techology GmbH, Dr. Gernot Grömer vom Österreichischen
Weltraum Forum und Dr. Johann Lefenda, MA, von der Oö. Zukunftsakademie, das Oö. Zukunftssymposium
2018.
2018 wurde in ganz Österreich als Gedenk- und Erinnerungsjahr begangen. Vor 100 Jahren, am 18. November
1918, fand in Oberösterreich die konstituierende Sitzung der Provisorischen Landesversammlung statt und das
Bundesland Oberösterreich wurde gegründet. Oberösterreich schlägt heute eine Brücke von
der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft. Das heurige Zukunftssymposium der Oö. Zukunftsakademie
steht unter dem Titel "Zukunft gestern:heute:morgen" und markiert den Abschluss des Gedenkjahres.
"Das Wissen darüber, wie sich die Menschen früher ihre Zukunft vorgestellt haben und wie sie mit
ihren Erwartungen und Hoffnungen umgegangen sind, ist wertvolle Erfahrung, die wir bei unseren Vorstellungen und
Planungen für die Zukunft mitdenken können", stellt Landeshauptmann Stelzer dazu fest.
Wie die Menschen heute über die Zukunft denken, zeigt eine aktuelle IMAS-Umfrage unter 1.000 Österreicher/innen
über 16 Jahren zum Thema Zukunft:
- 42 Prozent der Befragten verbinden mit dem Thema Zukunft
eher positive Aspekte
- - vor allem die persönliche familiäre Entwicklung
oder der technische Fortschritt geben Grund zur Hoffnung.
- 15 Prozent - also jeder Siebte in diesem Land - verbindet
mit der Zukunft eher negative Aspekte. Konkret verunsichern die Themen Flüchtlingskrise, Klimawandel und Zukunft
des Sozialstaates die Menschen.
- 37 Prozent sind unentschlossen was die Zukunft betrifft
und sehen sowohl positive wie auch negative Aspekte.
- Die wesentlichen Emotionen, die mit der Zukunft verbunden
werden, sind Hoffnung und Neugier - erst danach folgen Sorge, Freude und Skepsis.
- Ursache für Zukunftshoffnung ist in erster Linie die
persönliche Einschätzung: Mehr als jeder Zweite sieht die kommenden 10 bis 15 Jahre positiv.
- Erfreulich ist, dass die Jungen (16 bis 34 Jahre) außerordentlich
optimistisch in die Zukunft blicken. 55 Prozent sind sehr optimistisch sowohl in Hinblick auf konkrete
Erwartungen an die Zukunft wie auch die Emotionen, die das Thema Zukunft bei ihnen weckt.
"Jede Zeit hat ihre Zukunft. Technologische und gesellschaftliche Veränderungen stellen die Menschen
immer wieder vor die Frage, wie sie ihr Zusammenleben gestalten wollen. Konstruktive Zukunftsbilder zu entwickeln
ist dabei essentiell, um Trends aufzugreifen und gut nutzen zu können", erklärt Landeshauptmann
Stelzer zur Intention des heutigen Symposiums.
Das zeigen auch die drei Gäste am Podium:
- Prof. Rödder zur "Zukunft gestern" stellt
klar, dass technologische Entwicklungen schon früher herausgefordert und sowohl Sorge wie auch Euphorie hervorgerufen
haben.
- Dr.in Schaper-Rinkel zur "Zukunft heute" erklärt,
welche Trends und Entwicklungen die Zukunftsforschung zurzeit beschäftigten.
- Dr. Grömer zur "Zukunft morgen" zeigt, dass
Science Fiction von heute sehr wohl die Zukunft von morgen sein kann.
"Die Jungen sind die Zukunft des Landes", ist für den Landeshauptmann klar. Daher gibt das Symposium
auch jungen Menschen eine Bühne für ihre Gedanken zum Gedenken, aber auch zu ihren Vorstellungen von
Zukunft. Die Oö. Zukunftsakademie hat das BRG Fadingerstraße in Linz zu einer Kooperation eingeladen.
Die 24 Schülerinnen und Schüler der 4b, einer Klasse mit Medienschwerpunkt, haben sich in einem Schulprojekt
ausgiebig mit dem Thema beschäftigt und präsentieren bei der Veranstaltung ihre Zugänge in vielfältig
kreativen Performances.
"Technologischer Wandel, radikale Innovationen und disruptive Technologien sind keine neuen Phänomene",
erklärt Prof. Rödder. Beginnend im 19. Jahrhundert haben neue Entwicklungen wie die Eisenbahn oder das
Telefon das Leben grundlegend verändert. Dadurch wurden Kraft und Entfernung von dem Menschen entkoppelt.
Seit damals war und ist die Zukunft offen. Und Erwartungen der Zukunft kann man nicht mehr aus Erwartungen der
Vergangenheit ableiten.
Der Vortrag zum Oö. Zukunftssymposium betrachtet, wie Menschen mit der Erfahrung des Wandels umgegangen sind
- im Positiven wie im Negativen. "Die Langzeitbetrachtung eröffnet zwei historische Erkenntnisse. Erstens:
Die Zukunft wird doppelt anders - anders als die Gegenwart und anders als erwartet. Zweitens: Neue Probleme lösen
alte nicht ab, sondern kommen hinzu. Daher wird Komplexität voraussichtlich weiter zunehmen", fasst Prof.
Rödder zusammen.
"Grundlegende Offenheit für unerwartete Gefahren ebenso wie für unverhoffte Möglichkeiten.
Skepsis gegenüber vermeintlichen Gewissheiten, der Anspruch zu gestalten und eine Haltung der Umkehrbarkeit.
Ich glaube, das ist nicht der schlechteste Kompass für die ungewisse Reise in die Zukunft", schlägt
der renommierte Historiker vor.
Viele Entwicklungen und Anwendungen einer allgemeinen Künstlichen Intelligenz (KI), einer umfassenden Automatisierung
und der Transformation der gesellschaftlichen Naturverhältnisse stecken noch in den Anfängen, doch die
Szenarien dieser Zukunftstechnologien sind weder Übertreibung noch Beiwerk zu Forschung und industrieller
Anwendung. Szenarien von KI und Automatisierung und einer nach- fossilen Wirtschaft bestimmen den Rahmen für
das Engagement öffentlicher und zivilgesellschaftlicher Akteure und sind damit Grundlage, die politischen
Rahmenbedingungen zu gestalten.
Das heißt, Forschungs-, Technologie- und Innovationspolitik ist heute Gesellschaftspolitik, denn KI und Automatisierung
verändern umfassend das Alltagsleben, die Wirtschaft und die Politik.
Das Beispiel Künstliche Intelligenz veranschaulicht diese Tatsache: Die Entwicklungspfade der KI, die heute
bestimmt werden, sind entscheidend für die Zukunft in Europa und in Österreich: Werden Medien, Information,
die Steuerung von Produktion und die Abwicklung von Kaufprozessen auf wenige privaten Plattformen beschränkt
sein, oder werden wir in Europa eigene Plattformen haben, die demokratisch und zivilgesellschaftlich den Ansprüchen
von Bürgern/innen, Produzenten/innen und Konsumenten/innen angepasst werden?
"Die zentrale Frage ist also, ob gesellschaftliche Ansprüche und Politik sich darauf beschränken,
die heutigen Innovationspfade der Technologien zu regulieren und die möglichen negativen Auswirkungen politisch
zu bändigen oder aber die zukünftigen Innovationspfade aktiv zu gestalten und für eine Transformation
zu einer ökologisch und sozial nachhaltigen Entwicklung zu nutzen", stellt Schaper-Rinkel fest.
Raumfahrt-Technologie ist Teil der Oö. Infrastruktur, wir nutzen sie wir alltäglich. Raumfahrt-Technologie
mag auf den ersten Blick nach Science-Fiction klingen, ist aber bereits heute integraler Bestandteil der Infrastruktur
unserer Gesellschaft. Beispiele dafür sind Satellitennavigation, Raumplanung und Fernerkundung, Klimaforschung
oder Telekommunikation. Österreich - und insbesondere auch Oberösterreich - trägt in einigen Nischen
hier ganz wesentlich bei.
Exploration & Extrapolation. Der Mars wird "neuer Kontinent". Unsere Gesellschaft wird sich - neben
der permanenten Präsenz in der Erdumlaufbahn - weiter ins All hinauswagen. Eine bemannte Marsexpedition ist
in den späten Dreißiger- Jahren absehbar, gefolgt von dauerhaft besetzten Außenposten auf dem
Mond und dem Mars, die sich mittelfristig zu Siedlungen und darüber hinaus entwickeln werden.
Mars und Mond als Katalysatoren für gesellschaftliche Entwicklungen. So wie in früheren Zeiten z.B. die
Erschließung Amerikas oder der Polarregionen gravierende Änderungen in der Alten Welt zur Folge hatte,
die neben Technologieschüben auch ein neues Verständnis der Gesellschaft gebracht hat.
F&E-Chancen für die Industrie und Forschung in Oberösterreich. Diese anfangs Technologie-getriebenen
Entwicklungen bergen auch jetzt schon hochspannende F&E-Chancen für die Industrie und Forschung - Raumfahrt
passiert nicht nur jenseits des Atlantiks, sondern wir können auch regional wesentliche Beiträge liefern.
Für Gernot Grömer steht fest: "Raumfahrt ist ein Katalysator für Hochtechnologie und unsere
Bildungslandschaft und Quelle der Inspiration: Das zeigen uns aufstrebende Regionen wie China, Indien oder inzwischen
sogar der arabische Raum - daher sollten wir auch lokal und regional den Mut und das Engagement wieder finden,
als wissensbasierte Gesellschaft Grenzen weiter zu entwickeln."
Das Zukunftssymposium markiert das Highlight im Arbeitsjahr der Oö. Zukunftsakademie. Die Zukunftsakademie
fungiert als Zukunftsradar, Ideenraum und Impulsgeber für die Oö. Landesverwaltung und alle relevanten
Akteure im Land.
"Wir verstehen es als unseren Auftrag, aktuelle Trends und Zukunftsperspektiven aufzuzeigen. Dazu möchten
wir den Menschen und Institutionen in Oberösterreich ein Werkzeug in die Hand zu geben und einen Rahmen zu
schaffen, wo Zukunft gestaltet werden kann", erklärt der Leiter der Oö. Zukunftsakademie.
In rund 40 Projekten und Veranstaltungen pro Jahr werden Zukunftsthemen aller Art beleuchtet, Lösungen aufgezeigt
und gemeinsam Ideen entwickelt. Schwerpunkte bilden die Bereiche ganzheitliche Kompetenzen, zukunftsfähige
Gesellschaft, innovative Regionen, visionäre Technologien und dynamischer Staat.
Einige Highlights aus der Arbeit der ZAK im letzten Jahr:
- Broschüre "Digitalisierung - Ideen für Gemeinden
und Regionen"
- Fachtagung "Gamification - Spielen, Lernen, Arbeiten"
- Expertenrunde "fit4change - Kompetenzen in Zeiten der
Veränderung"
- Themenreport "Multigrafie - vielfältige Umbrüche
als neue Lebensrealität"
- Prozessbegleitung "Oö. Integrationsleitbild 2018"
- Festveranstaltung "20 Jahre Agenda 21 in Oberösterreich"
- Broschüre "Technologie Visionen" (Ausstellung
im Schlossmuseum ab Januar 2019)
- Veranstaltungsreihe "eGov-Meetings"
- Mitwirkung an Landesstrategien
- Inhaltliche Leitstelle Lokale Agenda 21
Andreas Rödder, renommierter deutscher Historiker, Autor und Musiker, ist Professor für Neueste
Geschichte an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Zu seinen hochgelobten Büchern zählen
"21.0 Eine kurze Geschichte der Gegenwart" (2015) und aktuell "Wer hat Angst vor Deutschland. Geschichte
eines europäischen Problems" (2018).
Petra Schaper-Rinkel, Politikwissenschafterin und Innovationsforscherin, ist Senior Scientist am Center
for Innovation Systems & Policy beim Austrian Institute of Technology GmbH (AIT) in Wien. U.a. leitet sie seit
2017 das Projekt "Foresight und Technikfolgenabschätzung - Monitoring von Zukunftsthemen" für
das Österreichische Parlament.
Gernot Grömer, Astrophysiker und Analog-Astronaut aus St. Florian, ist Administrative Director des
Österreichischen Weltraum Forums in Innsbruck. Er leitet das ÖWF Spacesuit Laboratory & Raumanzugsentwicklung
und moderiert das Magazin "P.M. Wissen" auf Servus TV.
Johann Lefenda ist seit 2016 Leiter der Oö. Zukunftsakademie beim Amt der Oö. Landesregierung.
Die Zukunftsakademie ist ein Think Tank des Landesverwaltung mit der Aufgabe, Zukunftsthemen mit Relevanz für
Oberösterreich zu identifizieren und davon Impulse und Anregungen für eine zukunftsorientierte Politikgestaltung
und Verwaltung in Oberösterreich abzuleiten.
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