Chancen und Herausforderungen beim Tag der jungen Landwirtschaft diskutiert
Brüssel/Wien (jungbauern) - Großer Andrang herrschte beim diesjährigen Tag der jungen Landwirtschaft
der Österreichischen Jungbauernschaft im Marmorsaal des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus.
Der Einladung vom Bundesobmann der Österreichischen Jungbauernschaft, Franz Xaver Broidl, waren am 7. Dezember
rund 160 Jungbäuerinnen und Jungbauern sowie Freunde und Partner der Jungbauernschaft gefolgt. Vor dem Hintergrund
der laufenden Verhandlungen um die zukünftige Gemeinsame Agrarpolitik und des österreichischen Ratsvorsitzes
stand das Thema "Young Farmers in Europe - Chancen und Herausforderungen" im Fokus. Als Referenten waren
Jungbäuerinnen und Jungbauern aus Tschechien, Dänemark, Estland, Österreich und Großbritannien
geladen. Das Programm stieß auch bei zahlreichen Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung auf Interesse
und so konnten als Ehrengäste unter anderem Bundesministerin Elisabeth Köstinger, Bauernbund-Präsident
Georg Strasser und Raiffeisenverband- Generalsekretär Andreas Pangl begrüßt werden. "Wir freuen
uns, dass sich unser jährliches Diskussionsforum stetig steigender Beliebtheit erfreut. Mit einem internationalen
Thema sind wir heuer einen neuen Weg gegangen, um einen Blick über den landwirtschaftlichen Tellerrand zu
ermöglichen", erklärt Broidl.
Jungbauern völlig zu Recht im Fokus der zukünftigen Gemeinsamen Agrarpolitik
Der Jungbauern-Chef nahm in seinem Statement Bezug auf die besondere Rolle, die den jungen Bäuerinnen
und Bauern zukommt: "Völlig zu Recht steht die junge Landwirtschaft und der Generationenwechsel im besonderen
Fokus der zukünftigen Gemeinsamen Agrarpolitik. Sorgen wir doch für die Versorgungs- und Ernährungssicherheit
der Zukunft und den Erhalt unserer Kulturlandschaft."
Klare Worte fand auch Bundesministerin Elisabeth Köstinger: "Unsere Jungbäuerinnen und Jungbauern
sind das Rückgrat und die Zukunft der europäischen Landwirtschaft und des ländlichen Raumes. Wir
leben in einer Überflussgesellschaft und die Gemeinsame Agrarpolitik muss diesem Trend entgegenwirken. Unser
Modell der Lebensmittelproduktion sieht eine multifunktionale, flächendeckende und nachhaltige Landwirtschaft
in höchster Qualität vor. Nur gemeinsam können wir diese Trendwende einleiten."
Die Geschichten hinter den bäuerlichen Betrieben erzählen
Die Referenten gaben in ihren Beiträgen Einblicke in den Landwirtschaftssektor ihres Heimatlandes und stellten
ihre Betriebe vor. In den einzelnen Beiträgen skizzierten sie die aus ihrer Sicht zentralen Chancen und Herausforderungen
für die zukünftige Landwirtschaft.
Für Tomáš Ignác Fénix, Vizepräsident beim Rat der Europäischen Junglandwirte
(CEJA) und Jungbauer aus Tschechien, ist klar: "Trotz unterschiedlicher Betriebszweige und -konzepte sehen
wir uns dennoch alle mit sehr ähnlichen Herausforderungen konfrontiert. Eine enge, auch internationale Zusammenarbeit,
um gemeinsam Lösungen und Antworten auf die Fragen der Zukunft zu finden, ist daher unerlässlich. Der
Rat der Europäischen Junglandwirte ist hier eine starke Stimme, die gehört wird."
Dem direkten Kontakt mit den Konsumentinnen und Konsumenten wird in Zukunft noch mehr Bedeutung zukommen, meint
Thorbjørn Koefoed, Vorsitzender der dänischen Jungbauern und Landwirt aus Dänemark: "Wir
müssen der Gesellschaft aktiv erklären, wie wir produzieren und was wir erzeugen. Wir müssen die
Geschichten hinter unseren Betrieben erzählen, um für die nicht-landwirtschaftliche Bevölkerung
greifbarer zu werden." Als eine der zentralen Herausforderungen sieht er die unterschiedlichen Produktionsstandards
innerhalb der Europäischen Union, obwohl man für denselben Markt produziert. Im Fokus seiner Präsentation
standen auch die zusehends wachsende Debatte rund um den Fleischkonsum wie auch der Diskurs zur modernen Tierhaltung.
Veredelung von Produkten und Anpassung an den Klimawandel
Für Viljar Veidenberg, Jungbauer aus Estland, kommt der laufenden Aus- und Weiterbildung eine besondere Rolle
zu: "Langfristig bin ich mit meinem Betrieb nur erfolgreich, wenn ich mir kontinuierlich neues Wissen aneigne,
um damit auf veränderte Bedingungen reagieren zu können." Als große Chance - wie auch auf
seinem Betrieb umgesetzt - sieht er die Veredelung von Produkten, um damit mehr Wertschöpfung zu generieren.
Die Anpassung an den Klimawandel durch Anbau neuer Kulturen, aber auch die mangelnde Verfügbarkeit von landwirtschaftlichen
Flächen in seinem Heimatland führte Veidenberg als weitere Punkte an.
"Allgemein hat die Landwirtschaft in Österreich ein gutes Image," meint Viktoria Hutter, Jungbäuerin
aus Österreich. "Häufig sehen wir uns aber mit Werbekampagnen konfrontiert, die weit weg von der
Realität sind. Hier liegt es an jedem von uns, einen aktiven Beitrag zur Aufklärungsarbeit zu leisten,
um dem vorherrschenden Wissensdefizit entgegenzuwirken." Ein weiteres zentrales Thema ist aus ihrer Sicht
die dauerhafte Etablierung von hochwertigen Produkten auf Märkten im Ausland.
Wir brauchen junge, enthusiastische Bäuerinnen und Bauern
Die Auswirkungen des bevorstehenden Brexits stellte David Goodwin, Jungbauer aus Großbritannien, in den Mittelpunkt
seiner Ausführungen: "Wir können nach wie vor nicht genau sagen, wie sich der Austritt aus der Europäischen
Union ganz konkret auf jeden einzelnen Betrieb auswirken wird. Aktuell fürchten wir etwa eine Überschwemmung
mit billigen Produkten aus dem Ausland. Gerade in solchen Zeiten brauchen wir junge, enthusiastische Bäuerinnen
und Bauern, die zusammenarbeiten und gewillt sind, sich an die verändernden Bedingungen anzupassen."
Ebenso gelte es, mit gezielten Maßnahmen der Überalterung der Bauernschaft in vielen europäischen
Ländern entgegenzuwirken.
Landwirt zu sein ist der ehrenwerteste Beruf, den es gibt
Dass die jungen Landwirtinnen und Landwirte ihre Tätigkeit mit großem Optimismus sehen, zeigte sich
in der abschließenden Diskussionsrunde: "Wir würden heute hier nicht stehen, wenn wir keine Zukunft
in dem sehen, was wir tun. Als Junger hast du alle Möglichkeiten", so der Tenor der Referentinnen und
Referenten. "Landwirt zu sein ist der ehrenwerteste Beruf, den es gibt. Landwirt zu sein ist ein Lifestyle."
Jungbauern-Bundesobmann Broidl zieht zufrieden Bilanz: "Als junge europäische Landwirte ziehen wir alle
an einem Strang für die gleiche Idee. Diesen Zusammenhalt gilt es weiter zu stärken, um die kommenden
Chancen ergreifen und die zukünftigen Herausforderungen bewältigen zu können."
Die Österreichische Jungbauernschaft ist mit rund 50.000 Mitgliedern die größte politische Interessenvertretung
für junge Bäuerinnen und Bauern im Bundesgebiet.
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