Brüssel (ec) - Die EU-Kommission will die Entwicklung der künstlichen Intelligenz "Made in Europe"
vorantreiben. Dazu hat sie am 7. Dezember einen mit den Mitgliedstaaten ausgearbeiteten Plan vorgelegt, mit dem
Europa bei der Entwicklung einer hochmodernen, ethischen und sicheren Künstlichen Intelligenz (KI) weltweit
führend werden soll. In vier Schlüsselbereichen wird die europäische Koordinierung künftig
verstärkt: Steigerung der Investitionen, Verfügbarkeit von mehr Daten, Förderung von Talenten und
Vertrauensbildung. „KI ist nicht einfach nur nettes Beiwerk, sondern es geht um unsere Zukunft“ , so Andrus Ansip‚
Vizepräsident für den digitalen Binnenmarkt. „Wir werden Investitionen koordinieren: unser Ziel ist es,
bis Ende 2020 mindestens 20 Mrd. EUR an privaten und öffentlichen Investitionen zu erreichen. Dies ist von
entscheidender Bedeutung für Wachstum und Beschäftigung.“
Mariya Gabriel, EU-Kommissarin für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft, ergänzte: „Der koordinierte
Aktionsplan wird dafür sorgen, dass Europa die Chancen der KI zum Wohl seiner Bürger und Unternehmen
ergreift und weltweit wettbewerbsfähig bleibt, aber gleichzeitig das Vertrauen bewahrt und die ethischen Werte
geachtet werden.“
Vertreter der Mitgliedstaaten, von Norwegen, der Schweiz und der Kommission sind in den letzten sechs Monaten zusammengekommen,
um Synergien und gemeinsame Maßnahmen zu bestimmen, die nun jährlich überprüft und aktualisiert
werden sollen. Priorität haben dabei bestimmte Bereiche von öffentlichem Interesse wie Gesundheitswesen,
Verkehr und Mobilität sowie Sicherheit und Energie. Folgendes wurde vereinbart:
1. Maximierung der Investitionen durch Partnerschaften
Die Investitionen in die KI sind in der EU im Vergleich zu anderen Teilen der Welt wie den USA und China niedrig
und fragmentiert. Im Einklang mit der im April vorgelegten KI-Strategie sieht der Plan vor, dass Investitionen
stärker koordiniert werden, damit größere Synergien entstehen, und dass bis Ende 2020 mindestens
20 Mrd. Euro sowie in den darauf folgenden zehn Jahren über 20 Mrd. Euro jährlich an öffentlichen
und privaten Investitionen in die Forschung und Innovation im Bereich der KI fließen sollen. Ergänzend
zu nationalen Investitionen wird die Kommission im Jahr 2020 1,5 Mrd. Euro investieren. Das entspricht einer Steigerung
um 70 Prozent gegenüber 2014–2017. Für den nächsten langfristigen EU-Haushalt (2021–2027) hat die
EU Investitionen von mindestens 7 Mrd. Euro jährlich aus dem Programm „Horizont Europa“ und dem Programm „Digitales
Europa“ vorgeschlagen.
Diese Investitionsziele sollen mit den folgenden gemeinsamen Maßnahmen verwirklicht werden:
- Nationale KI-Strategien: Bis Mitte 2019 sollten alle Mitgliedstaaten
über eigene Strategien verfügen, in denen die Höhe der Investitionen und die Umsetzungsmaßnahmen
umrissen werden und die in die Diskussionen auf EU-Ebene einfließen werden.
- Eine neue öffentlich-private Partnerschaft im Bereich
der KI: Zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Industrie in Europa und zur Festlegung
einer gemeinsamen strategischen Forschungsagenda im Bereich der KI wird eine neue Forschungs- und Innovationspartnerschaft
eingerichtet.
- Ein neuer KI-Ausbaufonds: Die Kommission wird Start-ups
und Innovatoren in den Bereichen KI und Blockchain in ihrer Frühphase sowie für Unternehmen in ihrer
Expansionsphase unterstützen.
- Entwicklung und Vernetzung von weltweit führenden Zentren
für KI: Digitale Innovationszentren werden helfen, europäische KI-Spitzenforschungszentren aufzubauen
und miteinander zu vernetzen sowie weltweit anerkannte Testeinrichtungen in Bereichen wie der vernetzen Mobilität
einzurichten. Außerdem werden sie die Einführung der KI in der gesamten Wirtschaft vorantreiben. (Heute
wurden 66 Mio. EUR für Robotikzentren angekündigt. Ferner wird eine Pilotinitiative des Europäischen
Innovationsrats zur Förderung der KI-Technologien der nächsten Generation ins Leben gerufen.
2. Schaffung europäischer Datenräume
Für die Entwicklung von KI-Technik müssen große, sichere und solide Datensätze verfügbar
sein. Zusammen mit den europäischen Ländern wird die Kommission gemeinsame europäische Datenräume
schaffen, um den nahtlosen Datenaustausch über Grenzen hinweg zu ermöglichen. Dabei wird gleichzeitig
die volle Übereinstimmung mit der Datenschutz-Grundverordnung sichergestellt. Insbesondere das Gesundheitswesen
kann von der KI profitieren. Die Kommission wird in Abstimmung mit den Mitgliedstaaten den Aufbau einer gemeinsamen
Gesundheitsdatenbank mit anonymisierten Bildern von Verletzungen und Erkrankungen unterstützen, die von Patienten
zur Verfügung gestellt werden, um Krebsdiagnosen und -behandlungen mit KI-Technik zu verbessern. Bis Mitte
2019 wird die Kommission ein Unterstützungszentrum für die gemeinsame Datennutzung auf den Weg bringen,
um allen europäischen Akteuren der Datenwirtschaft praktische Hilfe zu geben.
3. Förderung von Talenten, Kompetenzen und lebenslangem Lernen
Die Förderung von Talenten in Europa ist von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung und Nutzung
von KI. Die EU-Länder sehen sich jedoch mit einem Mangel an IKT-Fachkräften und spezialisierten Hochschulprogrammen
konfrontiert. Aus diesem Grund wird die Kommission gemeinsam mit den europäischen Ländern fortgeschrittene
Studiengänge im Bereich der KI durch spezielle Stipendien unterstützen. Wie in der KI-Strategie im Einzelnen
erläutert, wird die Kommission außerdem die digitalen Kompetenzen und das lebenslange Lernen für
die gesamte Gesellschaft und insbesondere für die am stärksten von der KI betroffenen Arbeitnehmer weiter
fördern. Für die Entwicklung einer auf den Menschen ausgerichteten KI ist es ferner wichtig, dass die
KI auch in anderen Disziplinen, wie z. B. dem Recht, präsent ist. Des Weiteren wird die umfassende Nutzung
des Systems der Blauen Karte dazu beitragen, hochqualifizierte KI-Fachkräfte nach Europa zu holen und hier
zu halten.
4. Entwicklung ethischer und vertrauenswürdiger KI
KI wirft neue ethische Fragen auf, beispielsweise eine potenzielle Voreingenommenheit bei der Entscheidungsfindung.
Um Vertrauen zu schaffen, das für die Akzeptanz und Nutzung der KI durch die Gesellschaften notwendig ist,
zielt der koordinierte Plan darauf ab, eine Technik zu entwickeln, bei der die Grundrechte und ethischen Regeln
geachtet werden. Eine europäische Expertengruppe mit Vertretern aus Hochschulen, Unternehmen und der Zivilgesellschaft
arbeitet an Ethik-Leitlinien für die Entwicklung und Nutzung der KI. Eine erste Fassung wird Ende 2018 veröffentlicht
werden, und nach einer breiten Konsultation im Rahmen der Europäischen KI-Allianz werden die Experten dann
im März 2019 der Kommission ihre Endfassung vorlegen. Das ehrgeizige Ziel ist dann, Europas Ethik-Ansatz auch
weltweit zu etablieren. Die Kommission ist offen für die Zusammenarbeit mit allen Drittländern, die bereit
sind, denselben Werten Geltung zu verschaffen.
Hintergrund
In ihrer KI-Strategie für Europa schlug die Kommission vor, bis Ende 2018 gemeinsam mit den Mitgliedstaaten
einen koordinierten Plan für die KI auszuarbeiten, um die Wirkung der Investitionen auf EU-Ebene und nationaler
Ebene zu maximieren, Synergien und die Zusammenarbeit in der gesamten EU zu fördern, vorbildliche Verfahren
auszutauschen und gemeinsam das weitere Vorgehen zu bestimmen, damit die EU als Ganzes weltweit wettbewerbsfähig
bleibt. Dieser Vorschlag für einen koordinierten Plan beruht auf der im April 2018 auf dem „Digitalen Tag“
abgegebenen und von allen Mitgliedstaaten und Norwegen unterzeichneten Erklärung über die Zusammenarbeit
im Bereich der KI. Diese Kooperationserklärung wurde im Juni 2018 vom Europäischen Rat gebilligt.
Der heute vorgelegte koordinierte Plan für „KI made in Europe“ enthält Einzelheiten zu den Maßnahmen,
die 2019 oder 2020 anlaufen sollen, und ebnet den Weg für Aktivitäten in den Folgejahren. Die Koordinierung
mit den Mitgliedstaaten wird fortgesetzt und der Plan wird jährlich überprüft und aktualisiert.
Der neue KI-Wissens- und Beobachtungsdienst der Kommission, AI Watch‚ wird zur Überwachung der KI-Entwicklung
in Europa und der Umsetzung des koordinierten Plans beitragen.
Um diesen Plan zu einem Erfolg zu machen, müssen zunächst der digitale Binnenmarkt und sein Rechtsrahmen
vollendet werden. Dazu müssen die Mitgliedstaaten und das Europäische Parlament so bald wie möglich
eine Einigung über die Gesetzgebungsvorschläge für Cybersicherheit, offene Daten und den nächsten
EU-Haushalt erzielen, der auch die Finanzierung von Forschung und Innovation sowie den Einsatz von KI-Technologien
betrifft.
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