Stadtschlaining (kbs) - Das Projekt „Bildungscampus Stadtschlaining“ hat den
„Architekturpreis des Landes Burgenland 2018“ erhalten. Auszug aus dem Juryprotokoll: Text von Paul Preiss:
Synergien zu nutzen bedeutet den eigenen Horizont zu erweitern, Verbindungen zu suchen, Zusammenhalt zu stärken
und vernetzt, und somit auch nachhaltig, zu denken.
Im vorliegenden Projekt des Bildungscampus Stadtschlaining sind Synergien auf vielfältige Art und Weise genutzt
worden, womit es einen signifikanten Beitrag zur burgenländischen Baukultur darstellt.
Kommunale Synergien – Der neue Schulcampus fasst Volksschule, Kindergarten und Turnsaal in Stadtschlaining sowie
die Musikschulexpositur Rechnitz an einem gemeinsamen Standort zusammen.
Das Projekt denkt über die eigenen Ortsgrenzen hinaus und schafft damit Anreize für kommunale und regionale
Zusammenarbeit.
Topographische Synergien – Die differenzierte Gliederung des Bauvolumens in einzelne Baukörper unterschiedlicher
Höhenentwicklung greift städtebaulich die Kleinteiligkeit des baulichen Umfeldes auf, das von einer zersiedelten
Einfamilienhausstruktur geprägt ist. Gleichzeitig spannt die versetzte Anordnung der Volumina spannende Zwischenräume
auf und ermöglicht die Ausbildung unterschiedlicher Hof- und Platzsituationen, sowohl im Innen- als auch im
Außenraum. Der Neubau fügt sich schlüssig in die bestehende Hanglage ein und macht sich die topografischen
Gegebenheiten des Grundstückes gekonnt zunutze. Der dem Haupteingang vorgelagerte Schulvorplatz ist gegenüber
dem angrenzenden Straßenniveau abgesenkt und schafft somit einen geschützten Raum, der durch die Ausbildung
von Sitzstufen im Randbereich vielfältig bespielt und genutzt werden kann. Das Absenken des Bauplatzes bewirkt
zudem eine gelungene höhenmäßige Anpassung der zweigeschoßigen Turnhalle an die Maßstäblichkeit
der Umgebung.
Programmatische Synergien – Der Zusammenschluss der ansässigen Institutionen birgt Vorteile für alle
unterschiedlichen Nutzungsgruppen. Durch die geschickte räumliche Anordnung des Turnsaals im direkten Anschluss
an den Haupteingang und gegenüber des großflächig öffenbaren Mehrzweckraumes fungiert dieser
(Bewegungs-)Raum als Bindeglied zwischen Volksschule und Kindergarten, kann aber auch ideal extern und, im Zusammenschluss
mit den angrenzenden Bereichen, für Veranstaltungen genutzt werden.
Räumliche Synergien – Die unterschiedlichen Nutzungsbereiche (Volksschule, Musikschule und Kindergarten) gliedern
sich entlang eines zentralen, gemeinsamen Erschließungsraumes, der lichtdurchfluteten Aula.
Diese stellt die innere räumliche Fortsetzung der außenliegenden Eingangssituation dar und vernetzt
sowohl durch großzügige Sichtbezüge als auch durch die Möglichkeit des räumlichen Zusammenschlusses
alle Nutzergruppen des Gebäudes. Es entsteht ein offenes Raumgefüge, das dennoch die Ausbildung von individuellen
Rückzugsorten im kindgerechten Maßstab vorsieht.
Durch Wandnischen mit integrierten Regalflächen und Sitznischen greift auch die Möblierung die Möglichkeit
von Synergien schlüssig auf.
Ökologische Synergien – Errichtet wurde der Neubau größtenteils in Ziegelbauweise, wodurch ein
hoher Raumkomfort für die Nutzer gewährleistet wird. Die Kombination von Holz und weißen Putzflächen
in der Gestaltung der Innenräume stellt auch optisch einen behaglichen und atmosphärischen Eindruck her.
Einen ökologischen Mehrwert generiert die Lehmbauweise der erhöhten Wandscheibe entlang des Oberlichtbandes
in der Aula. Die dunkel verputzte Lehmbauwand fungiert hier im lichtdurchfluteten Innenbereich als Wärme-
oder Kältespeicher, schafft Behaglichkeit und kann an warmen Sommertagen durch die überhöhte Ausführung
auch zur Sommernachtkühlung herangezogen werden.
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