Startschuss für das Kunstprojekt von Jun Yang im Skulpturenpark
Graz (museum joanneum) - Im Österreichischen Skulpturenpark südlich von Graz wurde am 30. November
ein Eisblock in der Größe von 1 m3 in eine Holzkiste verpackt und in ein vorbereitetes Erdloch versenkt.
Dabei handelt es sich um das Artist-in-Residence-Projekt des in Wien lebenden Künstlers Jun Yang, der sich
in seinem Werk mit dem Transfer kultureller Errungenschaften und dem Thema Mythenbildung beschäftigt. Ausgehend
vom Mythos, dass Marco Polo von seinen Reisen nach China das Wissen um die Herstellung von Speiseeis und dessen
Erhaltung bis in den Sommer hinein nach Europa mitgebracht habe, stellt der Künstler diese überlieferte
Methode nach. Parallel dazu zeigt das Kunsthaus Graz ab 14. Februar 2019 eine große Personale Jun Yangs.
Warum das Eis vergraben wurde
Die Faszination am Mythos, der Händler und Entdecker Marco Polo hätte von seinen Reisen nach China
Speisen wie Pizza, Spaghetti und Speiseeis sowie das Wissen um deren Herstellung mit nach Europa gebracht, führte
den österreichisch-chinesischen Künstler an das Projekt heran. Im Besonderen interessierte ihn, wie Eis
bis in den Hochsommer haltbar gemacht wurde, um es dem Kaiser von China gehobelt mit Sirup oder Früchten zu
servieren. Dieser Methode, die von China nach Rom und durch Katharina von Medici nach Paris gelangte und so den
Genuss von Speiseeis in Europa verbreitete, geht das Artist-in-Residence-Projekt 2019 im Österreichischen
Skulpturenpark nach. Dafür wurde Ende November 2018 ein 1 m³ großer Eisblock in einem Erdwall im
Österreichischen Skulpturenpark vergraben, der beim Frühlingsfest des Skulpturenparks am 19. Mai 2019
performativ wieder ausgegraben wird. „Dieses außergewöhnliche Kunstprojekt ist so interessant, weil
weder wir noch der Künstler Jun Yang das Resultat kennen. Mit Spannung erwarten wir das Ergebnis im Mai 2019“,
so die Leiterin des Österreichischen Skulpturenparks Elisabeth Fiedler.
Was damit in Zukunft passiert
Der Eisblock befindet sich in einer Holzkiste und wurde in ein 1,3 m³ großes verschaltes Erdloch versenkt.
Der Zwischenraum zwischen Verschalung und Erde wurde mit schlechten Wärmeleitern wie Asche und Stroh gefüllt
und mit einer 1,7 m² großen Metallplatte, die auf das Projekt hinweist, abgedeckt. Durch dieses spannende
Experiment thematisiert der Künstler wissenschaftliche Erkenntnisse, deren Umsetzung im realen Leben und Geschichtskonstruktion.
Eine markante Skulptur ist sichtbares Zeichen der komplexen konzeptuellen Arbeit. Beim Frühlingsfest soll
es neben chinesischen Speisen eben auch gehobeltes Eis geben, das an das ursprüngliche chinesische „Baobing“
oder das japanische „Kakigori“ angelehnt ist und z. B. mit roten Bohnen, Mangofrüchten oder Matcha serviert
wird.
Grund zur Freude
Einen weiteren Grund zur Freude bieten die diesjährigen Besuchszahlen des Parks: Seitdem der Österreichische
Skulpturenpark 2007 Teil des Universalmuseums Joanneum wurde, verzeichnete er noch nie so viele Besuche wie im
Jahr 2018. „Wir sind sehr erfreut über das große Interesse und das Rekordhoch von 37.572 Besuchen im
letzten Jahr. Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Steigerung von mehr als 40 %“, freut sich Fiedler. Der Österreichische
Skulpturenpark hat während der Wintermonate geschlossen und ist ab 1. April 2019 wieder täglich bei freiem
Eintritt zugänglich.
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