Fast 60 Prozent aller österreichischen Museen werden ehrenamtlich betrieben – zum Tag
der Freiwilligen am 5. Dezember ein Einblick in diese wertvolle Arbeit
Graz/Wien (museumsbund) - In den meisten österreichischen Museen ist der Erhalt der Sammlung wie der
Institution ohne die Unterstützung von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht möglich.
Im Jahr 2016 waren laut Statistik Austria 3.508 ehrenamtliche und 5.811 hauptamtliche Mitarbeiter/innen tätig.
Die Gruppe der ehrenamtlich Tätigen macht also fast 40 Prozent aller Personen aus, die in österreichischen
Museen beschäftigt sind. Mehr als die Hälfte der österreichischen Museen wird ausschließlich
ehrenamtlich geführt.
Oft sind es Menschen, die in ihrer Pension einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen möchten. Aber anders
als das Ehrenamt im Sport- oder Sozialbereich, wo es selbstverständlich ist, ist es im Museums- und Kulturbereich
unbekannter und wird vonseiten der Politik weniger stark wahrgenommen. Für junge Menschen ist es obendrein
weniger attraktiv, vor allem auch weil deren oft prekäre Arbeits- und Praktikumsverhältnisse eine zusätzliche
freiwillige Tätigkeit kaum mehr möglich machen.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie zu Wirkung und Wertschöpfung der österreichischen Museen
hat auch den ehrenamtlich betriebenen Museen ein gutes Zeugnis ausgestellt.
Diese erwirtschaften bei 1 Mio. Besucher/innen pro Jahr eine Wertschöpfung von 11 Mio. € – diese ist mehr
als 2,5 Mal so hoch wie die erhaltenen Subventionen. Für einen investierten Subventionseuro fließen
also 2,5 € in die Wirtschaft (zum Vergleich: in hauptamtlich geführten Museen fließen pro Subventionseuro
1,8 € zurück in die Wirtschaft).
Unter Berücksichtigung der Subventionen von 4,3 Mio. € entspricht dies einem Beitrag der öffentlichen
Hand von 4 € pro Besucher/in, d. h. die Investitionen pro Besucher/in sind im ehrenamtlichen Segment wesentlich
geringer als bei den hauptamtlichen geführten Museen, wo der Wert bei 15 € pro Besucher/in liegt.
Ehrenamtlich betriebene Museen sind auch ein wichtiger Faktor im Tourismus. Mehr als die Hälfte der Besucher/innen
stammen nicht aus der Region, somit sind auch Tourismuseffekte zu berücksichtigen, die 1.498 Arbeitsplätze
(in Vollzeitäquivalenten) sichern.
"Verantwortungsbewusst organisiertes Ehrenamt geschieht zum Nutzen aller Beteiligten: Wissen, Kompetenzen,
Erfahrung und Zeit kommen den Museen zugute, für Träger und Gemeinden is die verbindende Funktion zwischen
Bevölkerung und Institution ebenso von Bedeutung – dass viele Sammlungen ohne ehrenamtlich betriebene Museen
nicht mehr öffentlich zugänglich wären, steht hingegen auf einem anderen Blatt. Der häufig
wahrgenommene und bisweilen politisch gestützte Zugang, Ehrenamt in der Kulturarbeit sei eine informelle Gratisleistung
im System, ist grundsätzlich abzulehnen. Bewusstseinsentwicklung und die Schaffung verbesserter rechtlicher
Grundlagen ist hier ein Desiderat", sagt Evelyn Kaindl-Ranzinger, langjähriges Vorstandsmitglied des
Museumsbunds Österreich und Geschäftsführerin von MUSIS – Steirischer Museumsverband, wo sie sich
viele Jahre schon für den Erhalt und die Professionalisierung von ehrenamtlich geführten Museen einsetzt.
|