Themen sind „Freizeitkrankheit", Medikamentenmissbrauch im Breitensport , Prävention
von Sportunfällen, Sport als betriebliche Gesundheitsförderung.
Innsrbuck (lk) - Tirols Medizin-Know-how genießt international einen hervorragenden Ruf. Das bewies
heuer Univ.- Prof. Wolfgang Schobersberger als Leiter des zu den tirol kliniken gehörenden ISAG (Institut
für Sport-, Alpinmedizin und Gesundheitstourismus): Er bekleidete eine leitende Funktion als Vorsitzender
der ExpertInnengruppe des medizinischen und wissenschaftlichen Komitees der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang,
agiert seit 2016 in mehreren Kommissionen des IOC als Berater und war in diesem Jahr neben den tirol kliniken und
der UMIT in Hall i. T. als federführender ISAG-Verantwortlicher für die Gewährleistung der medizinischen
Versorgung von insgesamt 1.275 AthletInnnen und deren Teams sowie der insgesamt 600.000 ZuschauerInnen bei der
heurigen Rad WM in Tirol aktiv.
Nun setzt sich ISAG zum Ziel, das Thema „Sport und Gesundheit“ in Zukunft verstärkt klinisch und wissenschaftlich
in das bestehende Portfolio des Landesinstituts aufzunehmen und weiter zu integrieren. Dabei sollen nicht nur die
positiven Aspekte von Sport und Bewegung auf die Gesundheit einbezogen, sondern auch mögliche unerwünschte
Konsequenzen, die Sport und Bewegung durch Unfälle, Verletzungen und Medikamentenmissbrauch hervorbringen
können, sowie deren Risikofaktoren untersucht werden. Das Problem von Medikamentenmissbrauch im Freizeit-
und Breitensport wird genauso wie die Erfassung von Sportverletzungen im Breitensport sowie Sport als betriebliche
Gesundheitsförderung zu einem gesundheitspolitischen Thema.
Phänomen Freizeitkrankheit
Mit dem Thema Gesundheitstourismus beschäftigt sich das ISAG schon seit Bestehen des Institutes. Während
man grundsätzlich davon ausgeht, dass ein gesundheitsorientierter Urlaub auch nachweislich gesund ist, zeigen
einige aktuelle Studien, dass Freizeit und Urlaub nicht nur positive Effekte auf den Einzelnen haben. Das Phänomen,
im Urlaub und am Wochenende krank zu werden, bezeichnet die Psychologie als Leisure Sickness („Freizeitkrankheit“).
Beschriebene Symptome schließen Kopfschmerzen, Grippesymptome, Müdigkeit und Muskelschmerzen mit ein.
Obwohl die Dunkelziffer der Betroffenen hoch sein dürfte, sind umfassende Studien nicht vorhanden. In Bezug
auf den Gesundheitstourismus, der als gesundheitsfördernde Maßnahme gesehen wird, ist es von großer
Bedeutung, dieses Phänomen zu definieren und seine Ätiologie zu verstehen. Gelingt dies, dann ist es
möglich Gegenmaßnahmen zu setzen, um das Auftreten dieser unangenehmen Gesundheitsprobleme der Urlaubsgäste
zu verringern bzw. zu verhindern und darauf basierend die gesundheitsfördernde Wirkung des Urlaubs optimal
nutzen zu können. Dieses Projekt erfolgt in enger Kooperation mit der Universität Innsbruck sowie Tiroler
Tourismuspartnern und Tourismusbetrieben.
Medikamentenmissbrauch im Freizeit- und Breitensport
Substanzen zur Leistungssteigerung sind kein ausschließliches Phänomen des Spitzensportes, sondern werden
seit Jahren auch im Freizeit- und Breitensport angewendet. „Unabhängig davon ob Medikamentenmissbrauch im
Freizeit- und Breitensport oder illegales Doping im Profi- und Spitzensport stattfindet, beides kann der Gesundheit
nachhaltig schaden“, mahnt Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg. Dabei ginge es im Detail um den Missbrauch anaboler
Steroide, Schmerzmittel sowie kognitiv leistungssteigernde Substanzen, die aufgrund von Nebenwirkungen und mangelnden
Wissens darüber ein ernsthaftes Problem mit eventuellen langfristigen Folgen für die Gesundheit des Einzelnen
als auch finanziell für das Gesundheitswesen darstellen können. „In Österreich steckt dieser Forschungsbereich
noch in den Kinderschuhen. Es liegen kaum Informationen über Daten zu Prävalenz von Substanzmissbrauch
außerhalb des Leistungssports, relevante Einflussfaktoren, mögliche finanzielle Auswirkungen auf das
österreichische Gesundheitswesen, sowie präventive Ansätze und deren Evaluierung vor“, informiert
Univ. Prof. Schobersberger. „Dieses Themenfeld birgt großes Potenzial für ein interdisziplinär
und breit gefasstes Forschungsprojekt, dessen Planung und Umsetzung mit den bestehenden Kompetenzen der UMIT in
Hall, der Universität Innsbruck und der Medizinischen Universität Innsbruck umgesetzt werden könnte“,
so LR Tilg.
Prävalenz und Prävention von Sportunfällen in Tirol
Die Unfallbilanz 2016 des Kuratoriums für Verkehrssicherheit belegte, dass 36 Prozent aller Unfälle in
Österreich in der Freizeit bzw. bei Ausübung des Freizeitsports passieren. Knapp 200.000 Unfälle
waren es im Jahr 2016, die sich bei der Sportausübung in der Freizeit, im Verein oder in der Schule ereigneten.
Bezogen auf die "Top 5"- Sportunfälle ist Fußball mit 49.600 Unfällen an der Sppitze,
gefolgt vom Alpinen Schilauf, Mannschaftssportarten mit Ball, Radfahren inkl. Mountainbiken sowie Wandern und Klettern.
„Diese Zahlen dürften in den kommenden Jahren noch weiter steigen. Somit ist es evident, dass der Freizeitsport
generell einen enormen Faktor für die finanzielle Belastung des Gesundheitssystems darstellt“, so Univ. Prof.
Schobersberger. „Ein gesundheitspolitisches Ziel muss es sein, präventive Maßnahmen im Sinne der Verletzungsvorbeugung
zu evaluieren und umzusetzen“, so LR Tilg und weiter: „Das geplante und vom ISAG unter Einbeziehung von Tiroler
Unfallexpertinnen und -experten mitbegleitete Projekt 'Sportunfälle in Tirol' wertet bereits erhobene Daten
zu Sportunfällen in Tirol aus. Darauf basierend ist eine prospektive Studie mit Fokussierung auf einzelne
Sportarten geplant. Die Ergebnisse der Studie mit nachfolgender medizinischer Fachpublikation werden nicht nur
einen wichtigen Einblick in die Häufigkeit von Sportunfällen in Tirol geben, sondern darüber hinaus
mit Empfehlungen zu fundierten Präventionsmaßnahmen zur Reduktion der Prävalenz von Sportunfällen
einen wesentlichen Public Health Beitrag leisten“.
Sport als betriebliche Gesundheitsförderung im Krankenhaus
8,6 Prozent der Arbeitskräfte in der Europäischen Union leiden laut EUROSTAT 2009 an arbeitsbedingten
Gesundheitsbeschwerden. Im Jahr 2006 wurde an sechs österreichischen Krankenhäusern im Auftrag des zuständigen
Bundesministeriums das Projekt Gesundheit-Mitarbeiter-Krankenhaus (GMK) durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten,
dass sich 72,2 Prozent der Ärzteschaft und 69,9 Prozent des Pflegepersonals durch Stress am Arbeitsplatz
beeinträchtigt fühlten. Unter allen KrankenhausmitarbeiterInnen wurde bei 41,7 Prozent eine Muskel-Skeletterkrankung
und in 13,2 Prozent eine Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems diagnostiziert. „Dies zeigt deutlich, dass die Gesundheitsförderung
gerade auch für das Personal in Krankenanstalten ein relevantes Thema ist“, so Gesundheitslandesrat Tilg,
der das an den tirol kliniken verwirklichte Projekt „Gesund im Krankenhaus (GiK)" positiv hervorhebt.
Einen zentralen Teil des Gesamtangebotes betrifft eine umfassende sportmedizinische Leistungsdiagnostik am ISAG.
Im Detail umfasst dieses Segment vom GiK eine einmal jährliche, kostenlose umfassende sportmedizinische Untersuchung
für alle MitarbeiterInnen der tirol kliniken. Bisher wurde jedoch nicht erhoben wie dieses Programm von den
MitarbeiterInnen wahrgenommen wird. Derzeit wird daher eine Studie zum Thema „Körperliche Aktivität von
Gesundheitspersonal an einer Zentralkrankenanstalt“, bei der eine ausgewählte "Kohorte" an tirol
kliniken-MitarbeiterInnen zum persönlichen Bewegungsverhalten und zum GiK-Angebot befragt werden, ausgearbeitet.
Die Ergebnisse der Studie bilden die Basis für weitere Optimierungen des bisherigen, schon sehr umfangreichen
Angebots der betrieblichen Gesundheitsförderung an den tirol kliniken. „Das GiK Angebot der tirol kliniken
hat bereits Interesse und Anerkennung in anderen Kliniken Österreichs gefunden“, betont LR Tilg abschließend.
|