Mediziner der Karl Landsteiner Privatuniversität Krems zeigen Potenzial für klinischen
Einsatz. Gemeinsame Arbeit mit Forschungsgruppen aus Deutschland, USA und China.
Krems (pr&d) - Ein neuer Wirkstoff gegen Brustkrebs zeigt in Laboruntersuchungen bessere Verträglichkeit
als vergleichbare Substanzen - und könnte möglicherweise die Wirksamkeit etablierter Krebsmedikamente
erhöhen. Er empfiehlt sich damit für die klinische Entwicklung. Seine Wirkung beruht auf der Aktivierung
des natürlichen Zelltodes (Apoptose) - einem zellulären Mechanismus, der bei vielen Tumorzellen ausgeschaltet
ist und deshalb deren ungehinderte Vermehrung verursacht. Die Ergebnisse zu der neuen Substanz wurden jetzt international
publiziert. Forscherinnen und Forscher der Karl Landsteiner Privatuniversität Krems arbeiteten dafür
federführend mit Kolleginnen und Kollegen der Universität Heidelberg, der Harvard Medical School und
weiteren renommierten Gruppen aus den USA und China zusammen.
Mehr als bei jeder anderen Erkrankung ist bei der Behandlung von Krebs zwischen dem wirkungsvollen Eliminieren
entarteter Körperzellen und dem Vermeiden von irreparablen Schäden an gesunden Zellen abzuwägen.
Vor diesem Hintergrund lassen die jetzt veröffentlichten Ergebnisse einer Arbeitsgruppe um Dr. Klaus Podar
von der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KL Krems) aufhorchen. Für
eine neu entwickelte Substanz gelang es, deren therapeutische Eignung in Kombination mit etablierten Krebsmitteln
durch Nachweis der guten Verträglichkeit und hohen Effizienz zu belegen. Die aktuellen Ergebnisse knüpfen
dabei an frühere Arbeiten Dr. Podars gemeinsam mit anderen Gruppen an. Dabei gelang es, eine neue, in Tumorzellen
gehäuft auftretende Struktur, zu identifizieren, die nun das Ziel der neu entwickelten Substanz zur möglichen
Behandlung von Brustkrebs darstellt. Die jetzt veröffentlichten Daten ebnen den Weg, die Substanz so weiter
zu entwickeln, dass sie sich für die klinische Behandlung von Brustkrebs eignet.
Therapie: Zelltod
Die Substanz - als EU-5346 bezeichnet - hemmt die Bindung zweier Proteine in Krebszellen (Mcl-1 und Bim). Durch
die Bindung von Mcl-1 an Bim wird der durch Bim induzierte, programmierte Zelltod (Apoptose) aufgehoben - die Tumorzellen
werden so unsterblich gemacht. Generell ist die Apoptose ein normaler Mechanismus des Körpers, um ungewollte
Zellen zu entsorgen. "Die von uns getestete Substanz macht Tumorzellen also wieder sterblich", erläutert
Dr. Vallet, die Erstautorin der Studie (Klinische Abteilung für Innere Medizin 2 des Universitätsklinikum
Krems). "Damit verringert sie die Lebensdauer von Brustkrebszellen und/oder verhindert die Entstehung von
Resistenzen gegen bestimmte Krebsmedikamente. Beides sind Effekte, die sich natürlich positiv auf eine Behandlung
auswirken."
Die Entwicklung von Substanzen, die wie EU-5346 durch Hemmung des anti-apoptotischen Proteins Mcl-1 genau diese
Effekte erzeugen, steht derzeit im Fokus vieler Forschungsgruppen und der pharmazeutischen Industrie. Doch zeichnen
sich viele von ihnen durch starke Nebenwirkungen aus, die eine klinische Anwendung ausschließen. Deshalb
untersuchte Dr. Vallet zusammen mit Kolleginnen und Kollegen der Universität Heidelberg, der Harvard Medical
School, und weiteren renommierten Gruppen aus den USA und China EU-5346 im Labor auch auf dessen Nebenwirkungen.
Dazu Dr. Podar: "Wir waren alle sehr erfreut, als die Ergebnisse eindeutig zeigten, dass EU-5346 im Vergleich
weniger Toxizität für Herz, Blut und Nerven aufwies".
Überwindung von Resistenzen
Zusätzlich testete die Gruppe die gegen Brustkrebszellen gerichtete Wirkung von EU-5346 in Kombination mit
etablierten Brustkrebstherapeutika. Gegen letztere (insbesondere (Tamoxifen, Trastuzumab, Paclitaxel) entwickeln
Tumorzellen oftmals Resistenzen. In allen Fällen konnte gezeigt werden, dass die Kombination mit EU-5346 die
Anti-Tumor-Wirkung der Brustkrebsmedikamente erhöht bzw. reaktiviert. "Für uns bedeuten diese Ergebnisse,
dass EU-5346 ein interessanter Kandidat für die weitere Medikamentenentwicklung in einem klinischen Setting
ist", summiert Dr. Vallet die vielversprechenden Resultate dieser internationalen Zusammenarbeit. "Ich
bin mir sicher, dass Mcl-1 Hemmer nicht nur beim Brustkrebs, sondern auch bei anderen Tumorarten eine profunde,
therapeutische Rolle spielen könnten", fügt Dr. Podar hinzu. Für eine klinische Anwendung wären
weitere Forschungsarbeiten zur Analyse der Häufigkeit von Mcl-1 und anderer spezieller anti-apoptotischer
Proteine in individuellen Tumorzellen besonders relevant. Diese würden Informationen über die mögliche
Wirksamkeit von EU-5346 alleine, aber auch über rational abgeleitete Therapiekombinationen schaffen, die personalisiert
eingesetzt werden könnten.
Tatsächlich zeigt die KL Krems gerade auch in der Zusammenarbeit mit international renommierten Krebsforschungseinrichtungen,
dass die Forschung an niederösterreichischen Universitätskliniken auf hohem Niveau erfolgt. Die enge
Anbindung an den klinischen Betrieb sichert dabei die wichtige Relevanz der Forschung für konkrete Herausforderungen
des medizinischen Alltags.
Originalpublikation: Rationally derived
drug combinations with the novel Mcl-1 inhibitor EU-5346 in breast cancer. S. Vallet, F. Fan, S. Malvestiti, M.
Pecherstorfer, M. Sattler, A. Schneeweiss, H. Schulze-Bergkamen, T. Opferman, M. H. Cardone, D. Ja?ger, K. Podar.
Breast Cancer Res Treat. 2018 Oct 29. https://doi.org/10.1007/s10549-018-5022-5
Über die Karl Landsteiner Privatuniversität Krems
Die Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KL) ist Wegbereiterin und Katalysatorin
für zukunftsorientierte, gesellschaftlich relevante Lehr- und Forschungsbereiche in der Medizin und den Gesundheitswissenschaften.
In diesem Sinne fokussiert sie auf ein fächerübergreifendes, international ausgerichtetes Studienprogramm,
das eine sinnvolle Ergänzung zum klassischen Ausbildungsangebot der öffentlichen Universitäten darstellt.
Mit ihrem europaweit anerkannten Bachelor-Master-System stellt die KL eine flexible Bildungseinrichtung dar, die
auf die Bedürfnisse der Studierenden und Anforderungen des Arbeitsmarkts abgestimmt ist. In der Forschung
konzentriert sich die KL gezielt auf Nischenfelder in gesundheitspolitisch relevanten Brückendisziplinen wie
der Medizintechnik, der Psychodynamik und Psychologie sowie dem Thema Wasserqualität und den damit verbundenen
gesundheitlichen Aspekten. Die KL wurde 2013 gegründet und von der Österreichischen Agentur für
Qualitätssicherung und Akkreditierung (AQ Austria) akkreditiert.
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