Jetzt geht’s an die Maßnahmenentwicklung
Innsbruck (lk) - Derzeit suchen beim UNO Weltklimagipfel in Kattowice, Polen, ExpertInnen und PolitikerInnen
aus fast 200 Staaten nach Lösungen zum mittlerweile größten globalen Problem der Erde: dem Klimawandel.
„Die jüngsten Extremwetterereignisse verdeutlichen mehr denn je: der Klimawandel findet statt“, betont LHStvin
Ingrid Felipe und verweist darauf, dass in einem vom Land Tirol geförderten Projekt zur Verbesserung der Anpassung
der Tiroler Gemeinden an den Klimawandel zehn Tiroler Gemeinden Beratung für den Start von Klimawandel-Anpassungs-Maßnahmen
erhalten. „Mittlerweile haben die Expertinnen und Experten von Energie Tirol und dem Klimabündnis Tirol in
allen teilnehmenden Gemeinden Erstgespräche durchgeführt und die drängendsten Punkte identifiziert“,
berichtet die für Klimaschutz zuständige LHStvin Felipe. Nun sollen gemeinsam mit alpS konkrete Maßnahmen
entwickelt werden.
Zehn Gemeinden passen sich dem Klima an
In den zehn teilnehmenden Gemeinden, Arzl im Pitztal, Brixlegg, Galtür, Gnadenwald, Innsbruck, Karrösten,
Pfunds, der Sonnenregion Hohe Tauern (mit Matrei, Prägraten und Virgen), Stams und Wörgl wurden BürgermeisterInnen,
GemeinderätInnen, e5-Teammitglieder und weitere in der Gemeinde aktive Personen über den aktuellen Wissensstand
im Bereich Klimawandel und die Anpassung daran informiert. Klimaschutzlandesrätin LHStvin Felipe zeigt sich
erfreut über die ersten Ergebnisse aus dem Projekt: „Die zunehmende Anzahl an Hitzetagen, vermehrte Starkniederschläge,
die Verlängerung der Vegetationsperiode und die Verschiebung von Heiz- zu Kühlgradtagen haben uns dazu
bewogen, über dieses Projekt auf Ebene der Gemeinden ein Nachdenken und Handeln zu erwirken. In diesem Prozess
wird auf die unterschiedlichen Fragestellungen aufgrund der unterschiedlichen Gegebenheiten in den Gemeinden eingegangen
und diese vielfältigen Themen und Handlungsnotwendigkeiten individuell bearbeitet. Es freut mich, dass das
Angebot in den Gemeinden so gut angenommen wird und neue Wege so offen diskutiert werden können.“ In ausführlichen
Erstgesprächen wurde erhoben, in welchen Sektoren bei den Gemeinden bereits jetzt der Schuh drückt, oder
wo der Klimawandel eventuell auch Vorteile mit sich bringen kann.
Von der Planung in die Umsetzung
Einige Gemeinden sind auch schon in die aktive Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen gegangen. In Pfunds werden
beispielsweise Trinkwasserbrunnen erhalten oder gar neu angelegt. In Innsbruck begleitet jeden neu angelegten oder
renovierten Straßenstreifen eine Baumzeile zur Verbesserung des Mikroklimas und Prägraten unterstützt
als Bodenbündnisgemeinde den Schutz der wertvollen und nicht erneuerbaren Ressource Boden. Im Laufe der nächsten
Wochen finden in allen Gemeinden Workshops statt in denen konkrete Umsetzungsmaßnahmen für die bereits
identifizierten Sektoren entwickelt werden.
Details zu den teilnehmenden Gemeinden
Das Seniorenheim in Arzl im Pitztal wurde heuer bereits teilweise mit einem Kühlsystem aufgerüstet, sodass
auch an heißen Sommertagen der Betrieb bestmöglich sichergestellt werden kann. Zusätzlich zeigen
sich in der Almwirtschaft auf 1.000 Meter Seehöhe bis dahin noch nicht beobachtete Schädlinge und Insekten.
In Brixlegg ist unter anderem die Energieinfrastruktur vom Klimawandel betroffen, aber auch steigende Temperaturen
und vermehrte Hitzetage zeigen sich verstärkt. Im Gebäudebereich sind daher entsprechende Maßnahmen
gegen Überhitzung gefordert. Bei Seniorenheim und Neuer Mittelschule konnte durch gute Dämmung, Komfortlüftung
und genügend mechanische und konstruktive Verschattung dem Überhitzungsproblem bislang gut ausgewichen
werden. Bei der anstehenden Sanierung der Volksschule werden diese Aspekte ebenso berücksichtigt.
Galtür kann im Naturgefahrenmanagement auf viel Erfahrung zurückgreifen. Wildwasser- und Lawinenverbauung
sind bereits weit fortgeschritten. Der seit Kurzem vorliegende Hochwasser-Gefahrenzonenplan soll auf Plausibilität
geprüft und allenfalls notwendige Schutzmaßnahmen sollen umgesetzt werden. Aus Sicht der Forst- und
Landwirtschaft werden mit Zunahme der Vegetationsperiode und Anstieg der Waldgrenze neue Chancen gesehen.
In Gnadenwald will man an der Verbesserung des Wildbach- und Lawinenschutzes arbeiten. Auch die im Ortsnamen enthaltenen
Wälder müssen erst noch weiter klimafit umgebaut werden. Die Gemeinde muss sich weiters über eine
zukunftstaugliche Trinkwasserversorgung Gedanken machen.
In Innsbruck sind Maßnahmen zur mittelfristigen Absicherung der Trinkwasserversorgung durch die IKB bereits
in Planung. Sorgen bereitet der Landeshauptstadt der Hitzeinseleffekt: Innerstädtisch ist es an heißen
Sommertagen stets zwei bis drei Grad wärmer als im Umland. Passivhäuser können hier Abhilfe schaffen,
die vorbildliche Passivhausstrategie in Sanierung und Neubau öffentlicher Gebäude und im Wohnbau wird
von der Stadt daher fortgesetzt.
Karrösten: Durch energieeffiziente Gemeindegebäude – Volksschule und Gemeindeamt sind bereits Niedrigstenergiegebäude
– ist man im Gebäudebereich nicht nur vor kalten Wintern, sondern auch vor heißen Sommern gewappnet.
Auch bei der anstehenden Entwicklung von Siedlungsgebieten spielt neben dem Heizen, auch die Sommertauglichkeit
eine wichtige Rolle.
Pfunds kann auf ein bereits bestehendes Bewässerungssystem im Tal bauen und konnte den Ertrag im Grünland
trotz Trockenheit im Sommer 2018 hochhalten. Um zukünftig auch in den höheren Lagen (z.B. in Pfunds/Greit
und der Pfundser Tschey) die Erträge zu sichern, könnten die dort zugeschütteten Waale reaktiviert
werden.
In den drei Gemeinden der Sonnenregion Hohe Tauern ist vor allem im Sektor Tourismus die Erhaltung des weitläufigen
Wanderwegenetzes ein großes Problem, da Steinschlag und auftauender Permafrost diesem mehr und mehr zusetzen.
Auch die Wasserverfügbarkeit auf Hütten und Almen gilt es langfristig sicherzustellen, sodass das steigende
Potenzial des Sommertourismus (Sommerfrische) auch genutzt werden kann.
In Stams läuft seit fünf Jahren ein wissenschaftliches Projekt zur Untersuchung der Entwicklung und Vitalität
bestimmter Baumarten, abhängig von klimatischen Bedingungen und deren Veränderungen im Gebirge. Die Resultate
daraus können als Entscheidungsgrundlage für die Auswahl geeigneter Baumarten für die Zukunft dienen.
Um die Trinkwasserversorgung in Zukunft noch besser abzusichern, möchte sich die Gemeinde intensiv mit den
Veränderungen des möglichen Wasserdargebotes (auch hinsichtlich Grund- und Regenwassernutzung) auseinandersetzen.
Als erfolgreiche e5-Gemeinde setzt Wörgl schon lange auf Klimaschutz. Probleme könnten beim Mikroklima
auftauchen. Die Verantwortlichen wollen Retentionsflächen zukünftig deshalb sinnvoll für die Kühlung
der Stadt nutzen.
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