„Vienna Research Groups Programm“ des WWTF sichert die Anziehungskraft des Forschungsstandorts
Wien
Wien (universität) - Wien ist eine bedeutende Forschungsstadt. Um diesen internationalen Wettbewerbsvorteil
zum Wohle aller zu sichern, braucht es „die besten Köpfe, ein gelingendes und gut organisiertes Zusammenleben
und den Willen, ganz vorne mitzuspielen“, betonen Bürgermeister Michael Ludwig, Wissenschaftsstadträtin
Veronica Kaup-Hasler, WWTF-Präsident Michael Häupl und Universitätsrektor Heinz W. Engl im Zuge
einer Schwerpunkt-Pressekonferenz am 11. Dezember. Anlass ist die Präsentation des Erfolgsmodells „Vienna
Research Groups Programm“ des WWTF, das seit acht Jahren international erfolgreiche WissenschaftlerInnen langfristig
nach Wien verpflichtet.
„Städte sind wissenschaftliche und wirtschaftliche Kraftzentren. Das gilt besonders für Wien als größte
deutschsprachige Hochschulstadt, mit knapp 200.000 Studierenden in 9 öffentlichen Universitäten, 5 Fachhochschulen
und 5 Privatuniversitäten. 45.000 Menschen arbeiten in Wien in der Wissenschaft und in über 800 forschenden
Unternehmen, weitere 250.000 sind in den wissensintensiven Dienstleistungen tätig“, erklärt Bürgermeister
Michael Ludwig. „Mit der ,Central European University‘ wird demnächst eine weitere international renommierte
Universität zu uns kommen. Und mit dem Wiener Wissenschafts- und Technologieförderungsfonds (WWTF) haben
wir das Instrument, mit dem wir Forschung fördern und international anerkannte WissenschaftlerInnen nach Wien
bringen können.“
Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler verweist ihrerseits konkret auf das „Vienna Research Groups Programm“
des WWTF: „Exzellenzprogramme wie dieses sind eines der wichtigsten Vorhaben der Wiener Forschungs- und Innovationsstrategie.“
Die Stadt und die Wiener Universitäten würden damit ein international sichtbares Signal für Qualität
und Schwerpunktbildung setzen. Der politische Auftrag laute nun, „Wien als wichtigen Standort für international
anerkannte Spitzenforschung weiterhin zu sichern“. Und: „Einen Wissensausgleich zwischen universitären Einrichtungen
und breiten Bevölkerungsschichten zu bewirken.“
Wie gut „Vienna Research Groups Programm“ dieses ambitionierte Vorhaben stützt, beweisen die beiden Forscherinnen
Jillian Petersen und Filipa Sousa, die ebenfalls beim Medientermin im Roten Salon des Wiener Rathauses anwesend
sind. Die beiden Biologinnen forschen seit Jahren für die Universität Wien und wurden jeweils für
ihre Leistung mit dem „ERC Starting Grant“ (European Research Coucil) ausgezeichnet, einer der prestigeträchtigsten
und mit jeweils rund 1,5 Millionen Euro dotierten Wissenschafts-Auszeichnungen in Europa.
Dazu WWTF-Präsident Michael Häupl: „Durch seine strengen internationalen Auswahlverfahren identifiziert
der WWTF die besten ForscherInnen; durch seine interdisziplinären Projektförderungen erlaubt er der Forschung,
neue Wege zu beschreiten.“ Und Heinz W. Engl, Rektor der Universität Wien ergänzt: „ERC Grants ermöglichen
Spitzenforschung. Sie sind ein wichtiger Indikator für die internationale Wettbewerbsfähigkeit einer
Universität. Mit Filipa Sousa und Jillian Petersen sind zwei Spitzenforscherinnen ausgezeichnet worden, die
ohne das Vienna Research Groups-Programm nur schwer ihren Weg nach Österreich gefunden hätten. Mit der
Finanzierung durch den WWTF konnten sie eine eigene Arbeitsgruppe aufbauen und ihre Forschung vorantreiben, die
letztlich zum ERC Erfolg geführt hat.“
Das ERC Starting Grant Projekt von Jillian Petersen hat zum Ziel, bisher unerforschten, aber fundamentalen Prozessen
von Symbiosen auf den Grund zu gehen. Praktisch jedes Tier – auch der Mensch – lebt in sogenannter Symbiose mit
Bakterien, die unsere Gesundheit, den Stoffwechsel und die Evolution maßgeblich positiv beeinflussen.
Ziel des durch den ERC Starting Grant geförderten Projekts von Filipa Sousa ist herauszufinden, wie Mikroorganismen,
zum Beispiel Archaea, Energie für Stoffwechselleistungen verfügbar machen können, und wie diese
Prozesse im Laufe der erdgeschichtlichen Entwicklung entstanden sind.
Der WWTF als zentraler Partner für die Wiener Life Sciences
Der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) ist der einzige größere privat-gemeinnützige
Forschungsförderer in Österreich. Seine Aufgabe ist die Finanzierung von Spitzenprojekten in der wissenschaftlichen
Forschung, gleichzeitig hat der WWTF das Ziel, höchsttalentierte junge ForscherInnen an den Standort Wien
zu binden. Mit einem Jahresbudget von ca. 12 Mio. Euro, das überwiegend von einer Privatstiftung gestellt
wird, fördert der WWTF dort, wo Wien bereits große Stärken aufweist und konzentriert seine Mittel
auf die Felder Life Sciences, Informations- und Kommunikationstechnologien, Angewandte Mathematik sowie Kognitionsforschung.
Die Life Sciences sind eine der zentralen Stärken der Wiener Forschungslandschaft und mit ein Grund für
den WWTF, dieses Thema langfristig zu verfolgen. Seit 2003 hat der WWTF im Rahmen hochkompetitiver Calls knapp
70 Mio.€ in dieses Feld investiert.
Das Vienna Research Groups Programm des WWTF.
Ziel des Programms ist es, exzellente NachwuchswissenschaftlerInnen (in der Regel 2 bis 8 Jahre nach PhD), die
zuvor im Ausland an hochrangigen Institutionen geforscht haben, nach Wien zu bringen. Die großzügige
finanzielle Ausstattung von jeweils etwa 1,6 Mio. Euro ermöglicht es ihnen, ihre erste eigene Arbeitsgruppe
aufzubauen und damit ihr Forschungsfeld unabhängig zu entwickeln. Das Programm wird durch die Stadt Wien /
Wien Kultur finanziert und vom Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) durchgeführt.
Detailinformationen zu den Forscherinnen
Lillian Petersen wurde in Brisbane, Australien, geboren. Nach dem Mikrobiologie-Grundstudium an der University
of Queensland hat sie 2009 am Max-Planck-Institut in Bremen, Deutschland, promoviert. Nach einem Postdoktorat am
MPI Bremen startete sie 2015 ihre eigene, WWTF-geförderte Arbeitsgruppe an der Universität Wien. Sie
ist Assistenz-Professorin im Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung. In ihrer Forschung
untersucht sie Tier-Mikroben-Interaktionen in der Tiefsee und ökonomisch wichtige Ökosystemen in Küsten
weltweit. Ihr Ziel ist es, besser zu verstehen, wie sich Tier und Bakterien in der Evolution gemeinsam entwickelt
haben und in einer komplexen Umwelt zueinander finden.
Petersen hat in ihrem Labor ein einzigartiges Modell-System etabliert, in dem marine Mondmuscheln bestimmte Bakterien
in ihren Kiemen beherbergen, die die Muscheln wiederum mit Nährstoffen versorgen. Diese Symbiose existiert
seit hunderten Millionen Jahren und ist eine der ältesten in der Natur bekannten. Ein besseres, grundlegendes
Verständnis der Funktion und Evolution von Symbiosen ist essentiell, um "gute" Bakterien in zukünftige
Technologien und Therapien für medizinische Zwecke einzusetzen.
http://www.microbial-ecology.net/people/jillian-petersen
Filipa Sousa wurde in Lissabon, Portugal, geboren. Sousa studierte Verfahrenstechnik (Chemical Engineering) und
promovierte anschließend in Biochemie. Nach ihrer Hochschulausbildung forschte sie ab 2011 als Postdoktorandin
am MRC-Laboratory of Molecular Biology in Cambridge und wechselte 2012 an die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Seit 2016 ist Sousa in der Abteilung für Ökogenomik und Systembiologie der Universität Wien WWTF-Forschungsgruppenleiterin.
Dort forscht sie zu Archaeen (früher bekannt als "Urbakterien"). Von der Zellstruktur her ist diese
Lebensform jedoch weder zu den Bakterien, noch zu den Eukaryoten (Menschen, Tiere, Pflanzen) zu zählen und
wurde erst vor rund 40 Jahren entdeckt. Zudem werden ständig neue Linien von Archaea entdeckt. Diese Menge
an Funden und deren genetisches Material werden im Labor in der Althanstraße untersucht.
Das ERC-Projekt wird maßgeblich dazu beitragen, das Verständnis für den Ablauf und die Entwicklung
von Lebensprozessen zu schaffen und diese begreifbar zu machen. Die Erforschung der Entwicklung von Lebensprozessen
ist sowohl für die Wissenschaft als auch für die Gesellschaft von hoher Bedeutung.
https://archaea.univie.ac.at/research/filipa-sousa-lab/
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