Eine Onlineausstellung der Österreichischen Mediathek anlässlich „100 Jahre Republik“.
Wien (mediathek) - Wie erinnern sich Zeitzeug/innen an die vergangenen 100 Jahre seit der Ausrufung der
Republik? Wie an die politischen, technischen und kulturellen Entwicklungen, an die Zäsuren und die Veränderungen
in dieser langen Zeitspanne? Wie war es, in den 1920er-Jahren aufzuwachsen? Was bedeutete es, wenn man in den 1930er-Jahren
aus Österreich flüchten musste? Wann wurde der erste Traktor gekauft und wann die erste Waschmaschine?
Was passierte im Jahr 1968 in Österreich? Wie wurden die Jahrtausendwende und der Wechsel zum Euro erlebt?
In den letzten Jahren haben uns viele Menschen im Interviewprojekt MenschenLeben ihre Lebensgeschichten erzählt.
Die daraus entstandene Sammlung an Alltagserzählungen, Erinnerungen, Geschichten und Geschichte wird von der
Österreichischen Mediathek bewahrt und verfügbar gemacht. Anlässlich des Gedenkjahres 2018 präsentieren
wir Ausschnitte aus diesen Gesprächen in einer neuen Onlineausstellung.
100 Jahre Alltagsgeschichte/n
Im Rahmen des Interviewprojektes MenschernLeben erzählten bislang über 1600 Männer und Frauen,
Jugendliche, Erwachsene, Seniorinnen und Senioren in mehrstündigen Gesprächen ihre Lebensgeschichten.
Die Interviewten, zwischen 10 und 110 Jahre alt, sprechen über Kindheitserinnerungen, Natur- und Urlaubserlebnisse,
Freizeitvergnügen und Hobbys sowie Erfolge und Misserfolge im Privatleben, Schule und Beruf. Sie beschreiben
ihre Eltern, Geschwister, die eigenen Kinder und Enkel, lassen uns aber auch an Schicksalsschlägen, Krankheiten,
Tiefpunkten und Tod teilhaben.
Eine Grazerin erinnert sich an die Plumpsklos in Graz in den 1920er-Jahren, ein Wiener erzählt von der Flucht
nach Palästina im Jahr 1939, ein Vorarlberger spricht über seine Lieblingspuppe, ein Steirer über
die Tradition des Sauschädlstehlens …
Diese Schilderungen verweben sich direkt oder indirekt mit den „großen“ Entwicklungen Österreichs und
der Welt, von den letzten Jahren der Monarchie über die Zwischenkriegszeit, dem Nationalsozialismus und der
Besatzungszeit bis in die Gegenwart. Aus der Perspektive und mit den Worten jener, die all dies erlebt haben, entsteht
ein Querschnitt durch die österreichische Gesellschaft, der in einzigartiger Weise Erlebnis-, Erfahrungs-
und Erinnerungswelten des 20. und 21. Jahrhunderts abbildet.
„100 Jahre – 100 Töne“ versammelt 100 ausgewählte Alltagserzählungen und präsentiert so einen
sehr persönlichen Zugang zur österreichischen Geschichte. Die Zeithistorikerin Eva Hallama hat die Ausstellung
kuratiert und zu jedem Jahr der letzten hundert Jahre eine Aufnahme ausgewählt und kontextualisiert.
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