Auch 2019 präsentiert das mumok ein anspruchsvolles und überaus vielfältiges
Ausstellungsprogramm
Wien (mumok) - Im kommenden Jahr werden Neben Themenausstellungen und Personalen erneut Schätze aus
der mumok Sammlung in neue Zusammenhänge gestellt. Ab 23. Februar steht Pattern and Decoration im Fokus, eine
Kunstbewegung, die ab 1975 eine Dekade lang in den USA für Aufsehen sorgte. Pattern and Decoration ist die
vielleicht letzte Kunstbewegung des 20. Jahrhunderts und zugleich die erste,die über die Auseinandersetzung
mit unterschiedlichsten dekorativen Traditionen eine tatsächlich globale Perspektive verfolgte. Ihr Programm
lautete: was konventionell als nieder eingestuft wurde die Kunst von Frauen, Kunsthandwerk, Volkskunst und
so weiter , möglichst laut zu feiern. Das mumok zeigt in dieser gemeinsam mit dem Ludwig Forum für Internationale
Kunst in Aachen konzipierten Ausstellung zahlreiche Positionen feministisch engagierter Künstler_innen wie
Miriam Schapiro, Joyce Kozloff, Valerie Jaudon oder Robert Kushner, die in den 1970er-Jahren als Gegenbewegung
zur puristischen Kunst der 1960er-Jahre, zu Konzeptkunst und Minimal Art Farbe, Formenvielfalt und Emotion in die
Kunst zurückholten. Das Dekorative und ihm nahe kunsthandwerkliche Techniken spielten dabei eine große
Rolle: Unterschiedliche ornamentale Traditionen von der islamischen über die nordamerikanisch-indianische
bis zur Art déco fanden Eingangin die Werke und öffneten den Blick über den geografischen und
historischen Tellerrand hinaus.
Eine andere Form der Transdisziplinarität lässt die Kunst von Christian Kosmas Mayer erkennen, dessen
Personale Aeviternity zeitgleich mit Pattern and Decoration eröffnet. Seine installativen und medienübergreifenden
Arbeiten basieren auf eingehenden historischen und zeitgeschichtlichen Recherchen. Zentrale Bedeutung besitzt für
ihn die Auseinandersetzung mit Fragen des Archivierens und Konservierens als geschichtlichem,gegenwartsbestimmendem
und zukunftsweisendem Handeln. Für seine Einzelausstellung im mumok spürt der Künstler den dynamischen
Beziehungen zwischen lebendigen Wesen und unbelebten Dingen nach. Die ausgestellten Objekte sind Zeugen eines erstarrten
Zeitflusses, in dem die meist schematisch voneinander abgetrennten Zeitbegriffe von Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft, von Vorher und Nachher, von Leben und Tod verschwimmen.
Ab 25. Mai lädt die Ausstellung Vertigo. Op Art und eine Geschichte des Schwindels 15201970 dazu ein, in
die Welt der Sinnestäuschung und Wahrnehmungsverschiebung, der Raumillusionen und Illusionsräume einzutauchen.
Vertigo der Titel ist nicht von ungefähr dem Hitchcock-Klassiker entlehnt stellt den vibrierenden Werken
der Op-Art-Bewegung der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert ausgewählte Referenzwerke des 16. bis 19.
Jahrhunderts gegenüber. Die Ausstellung verspricht, nicht nur den Sehsinn zu fordern, sondern Erfahrungen
zu vermitteln, die den gesamten Körper affizieren. Das Labyrinth, ein Topos des Manierismus, bestimmt das
Ausstellungsdisplay von Vertigo, ist aber auch ein wichtiges Element der parallel dazu stattfindenden umfangreichen
Einzelpräsentation, die der österreichischen Künstlerin Dorit Margreiter gewidmet ist. Margreiter
verwandelt in ihrer Personale Really! den Ausstellungsraum in eine künstlerische Installation, die Display-
und Architekturkomponenten, Filme und Mobiles sowie Fotografien miteinbezieht. Als zentrales Element der Installation
fungiert eine neue filmische Arbeit, die aktuell in einem Spiegelkabinett in Wien gedreht wird.
Eine weitere Einzelausstellung widmet sich dem ukrainischen Künstler Nikita Kadan. In seiner Ausstellung Project
of Ruins setzt er sich ab 28. Juni mit den gesellschaftspolitischen Entwicklungen im Postkommunismus sowie deren
Grundlagen und Ursachen im Sowjetkommunismus auseinander. Zeichnung, Malerei und Fotografie bestimmen dabei ebenso
sein uvre wie Objekte, Skulpturen und Installationen.
Ab 27. September verschreibt sich das mumok dem Wirken zweier Persönlichkeiten, die für die mumok Sammlung
bzw. für die Entwicklung des Museums moderner Kunst von großer Bedeutung waren Alfred Schmeller und
Heimrad Bäcker. Der visionären Tätigkeit Alfred Schmellers als Sammler, Museumsdirektor und Brückenbauer
zollt das mumok mit der Ausstellung Das Museum als Unruheherd Tribut. Schmeller, der 1969 nach Werner Hofmann die
Leitung des 20er Hauses übernahm, gilt als Frühentdecker der Chicago Imagists und Wegbereiter der musealen
Kunstvermittlung. Die Einbindung von Jugendlichen in das museale Geschehen ein in den 1970er-Jahren revolutionärer
Ansatz war Schmeller ein großes Anliegen, das er anhand von Malaktionen und Veranstaltungsreihen erfolgreich
umsetzen konnte.
In der Ausstellung es kann sein dass man uns nicht toeten wird und uns erlauben wird zu leben präsentiert
das mumok ebenfalls ab September 2019 Teile des fotografischen Nachlasses des Schriftstellers Heimrad Bäcker.
Dieser war 2015 als Schenkung ans mumok ergangen und umfasst ein Konvolut, das mit über 14.000 Einzelobjekten
wie Fotografien, Negativen, Notizen, Plänen, Textarbeiten und Fundstücken Zeugnis von einer lebenslangen
künstlerischen und (selbst-)kritischen Auseinandersetzung mit dem Holocaust ablegt.
Bereits zum vierten Mal wird 2019 der Kapsch Contemporary Art Prize verliehen, der mit einem Preisgeld, einer Einzelausstellung,
die ab 19. Oktober im mumok zu sehen sein wird, einer Publikation und einem Ankauf eines Werks oder einer Werkgruppe
aus der Ausstellung für die mumok Sammlung verbunden ist.
Ab 8. November setzt sich eine Retrospektive mit dem künstlerischen Nachlass der zum Mythos gewordenen US-amerikanischen
Künstlerin Eva Hesse auseinander. Die parallel stattfindende Gruppenausstellung The Skin of the Visible World
geht dem Umgang mit analogen und digitalen Bildern anhand der Arbeiten von vier internationalen Fotografinnen
Michele Abeles, Annette Kelm, Josephine Pryde und Eileen Quinlan auf den Grund. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung
mit den Oberflächen von Fotografien, Produkten und Körpern. Als Schnittstelle von Optik und Objekt lassen
diese verführerischen und ambivalenten Oberflächen das Verhältnis von Ästhetik, Imagination
und Materie ebenso fragwürdig erscheinen, wie die diesem Verhältnis zu Grunde liegenden Ökonomien.
Mit der Sammlungspräsentation zur Klassischen Moderne erarbeitet das mumok Ende 2019 erneut eine Themenausstellung,
die den Bestand vom Expressionismus bis in die 1950er-Jahre einbezieht.
Ausblick 2020: das mumok feiert Andy Warhol mit zwei Ausstellungen
Ab 1. Mai 2020 verschreibt sich das mumok im Rahmen zweier Ausstellungen dem Phänomen Andy Warhol. Statt der
Präsentation altbekannter Klassiker blickt das mumok mit bisher kaum gezeigten Arbeiten hinter die Fassade
der weltberühmten Pop-Art-Ikone und entdeckt Warhols Fähigkeit als bahnbrechender Ausstellungskurator
und Installationskünstler neu.
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