Viele Österreicher denken auch nach Feierabend an die Arbeit
Wien (sdworx) - In Österreich denkt mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer (53%) selbst in der Freizeit
an die Arbeit, doch die meisten davon (62%) können Beruf und Privatleben trotzdem gut miteinander vereinbaren.
Dennoch sollten gerade in der aktuellen Weihnachtszeit die Arbeitgeber besonders gut darüber nachdenken, wie
ihre Mitarbeiter diesbezüglich im Gleichgewicht bleiben. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle internationale
Studie des Lohn- und Personaldienstleisters SD Worx. Befragt wurden 5.000 Beschäftigte in Österreich,
Belgien, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien. Die ausgesprochen positiven Ergebnisse
für Österreich sind besonders interessant, denn während der Befragung wurde gerade die Novelle des
Arbeitsgesetzes leidenschaftlich diskutiert.
Ein Drittel (32%) der österreichischen Beschäftigten checkt berufliche E-Mails oft auch in der Freizeit
und ein gutes Viertel (26%) arbeitet sogar regelmäßig nach Feierabend, beispielsweise nachts, am Wochenende
oder während des Urlaubs. Trotzdem ist man in Österreich mit der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben
insgesamt zufrieden, was stark mit dem Thema Flexibilität zu tun hat. So sind beispielsweise acht von zehn
Mitarbeitern im Land mit ihren Freiheiten bei der Urlaubswahl zufrieden.
Spitze in Sachen selbstbestimmter Urlaubsplanung Je besser das Arbeitsumfeld ist und je weniger Zeitdruck der Einzelne
erlebt, desto höher ist die Zufriedenheit mit der Work-Life-Balance. Entscheidend für eine gute Vereinbarkeit
von Beruf und Privatleben ist die vom Arbeitgeber eingeräumte Flexibilität mit Blick auf die zeitliche
Gestaltung der Arbeit. Beeindruckende 83% der Arbeitnehmer in Österreich sind diesbezüglich mit ihrem
Arbeitgeber zufrieden. Ein sattes Drittel (37%) empfindet den Chef sogar als sehr flexibel – mehr als in allen
anderen befragten Ländern.
SD Worx fragte auch, inwieweit die Beschäftigten ihren Urlaub, ihre Arbeitszeiten und den Arbeitsort selbst
wählen können. So bestimmen in Österreich beeindruckende 85% der Befragten bei der Wahl ihres Urlaubszeitraums
erheblich mit, die Alpenrepublik ist diesbezüglich Spitzenreiter. Die Hoheit über die Bestimmung des
Arbeitsortes ist weniger stark ausgeprägt, doch auch hier glauben 61%, dass ihr Arbeitgeber diesbezüglich
entgegenkommend ist. Überraschend ist dieser niedrigere Wert indes nicht, denn bestimmte Arbeiten können
schlicht nur am Arbeitsplatz im Unternehmen ausgeführt werden.
Flexibilität und gute Work-Life-Balance in Österreich
Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen Flexibilität am Arbeitsplatz und einer guten Work-Life-Balance:
Je mehr Flexibilität der Arbeitgeber bietet, desto besser ist die Work-Life-Balance. Österreich nimmt
auch hier den Platz an der Sonne ein: 60% der Befragten genießen Flexibilität im Job und fühlen
zugleich eine gute Work-Life-Balance. Auf dem zweiten Platz liegt Großbritannien mit immerhin 57%, Schlusslicht
ist hier Frankreich mit gerade einmal 39%.
Auswirkungen auf Engagement und Bindung
Die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben wirkt sich auf Zufriedenheit und Engagement am Arbeitsplatz aus.
Gelingt eine gute Balance zwischen Job und Freizeit, so führt dies in Österreich bei exakt acht von zehn
Arbeitnehmern zu hoher Zufriedenheit und sogar bei 90% zu einem hohen Engagement im Unternehmen. Sind hingegen
Arbeit und Privatleben nicht im Gleichgewicht, fühlen sich lediglich 23% zufrieden und nur 27% engagiert.
Wer Beruf und Privatleben nicht gut vereinbaren kann, ist außerdem deutlich wechselwilliger: 13% aus dieser
Gruppe würden den Arbeitgeber wechseln, unter den „Zufriedenen“ sind es nur 4%.
Flexibilität kann Fluch und Segen sein
Maria Macho, Sales und Marketing Manager HR Services bei SD Worx Österreich sagt dazu: "Beruf und
Privatleben werden immer enger miteinander verknüpft, die Arbeit ist nicht mehr an Zeiten oder Orte gebunden.
Das gelegentliche Abrufen von E-Mails im Urlaub ist heutzutage gängig, muss aber trotzdem stets eine persönliche
Entscheidung bleiben. Die Umfrage zeigt, dass die meisten Arbeitnehmer damit kein Problem haben. Letzten Endes
ist jedoch eine gute Balance wichtig.“
Macho hat zwei Extreme identifiziert: „Es gibt immer noch Unternehmen, die in Sachen Flexibilität am Arbeitsplatz
in den Kinderschuhen stecken. Anderswo wird hingegen eine stark gelebte Flexibilität mit Sorge diskutiert,
Forderungen nach einem Recht auf Unerreichbarkeit oder einem E-Mail-freien Freitag belegen die Vitalität dieser
Debatte. Mehr Flexibilität ermöglicht es den Menschen heutzutage, ihre Arbeit und ihr Leben sehr individuell
zu gestalten. An dieser Stelle gilt es, durch geeignete Maßnahmen gute Arbeit im Sinne aller Beteiligten
zu fördern.“
Fazit
Österreichische Arbeitnehmer zeigen sich ausnehmend zufrieden mit ihrer Work-Life-Balance und mit den
Angeboten ihrer Arbeitgeber in Bezug auf flexible Arbeitszeitgestaltung – gleich in mehreren Punkten nimmt unser
Land in dieser Studie den ersten Platz ein. Diese Ergebnisse überraschen, denn während der Befragungsperiode
brannte gerade die Debatte um die Novelle des Arbeitsgesetzes und des Arbeitsruhegesetzes. Die Änderungen
sind bekanntermaßen inzwischen in Kraft. Wir dürfen daher gespannt auf die Resultate der Studie in 2019
sein, wenn es erste praktische Erfahrungen mit den seit 01.09.2018 gültigen neuen Regelungen gibt wie z.B.
der neuen möglichen Maximalarbeitszeit von täglich 12 Stunden.
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