Salzburg (universität) - Die Universität Salzburg ist Partner in einem neuen EU-Großprojekt
zu Hochleistungsrechnen (High Performance Computing) und Big Data Technologien. Dem Computerwissenschaftler Robert
Elsässer und seinem Team stehen für die nächsten drei Jahre 660.000 Euro für Forschungen im
Rahmen des HiDALGO Projekts zur Verfügung. In dem Projekt geht es in erster Linie darum, neuartige Methoden,
Verfahren und Softwaretechnologien für zukünftige Rechensysteme zu entwickeln, die die Leistungsfähigkeit
heutiger Systeme um Größenordnungen überschreiten. Näher untersucht werden sollen dabei im
Rahmen von drei Pilotanwendungen Informationsflüsse in sozialen Netzwerken, der Verlauf von Migrationsströmen
und die Entwicklung der Schadstoffbelastung in Städten. HiDALGO wird von 13 Partnern aus 7 Ländern bearbeitet
und hat ein Gesamtbudget von 8 Millionen Euro.
Wenn Donald Trump eine Nachricht auf dem Kurznachrichtendienst Twitter postet, verbreitet sie sich rasend schnell
im Netz, und wie die meisten Nachrichten nach einem bestimmten Muster. Die Gesetzmäßigkeiten bei der
Verbreitung von Informationen in sozialen Netzwerken zu modellieren und zu simulieren, das ist ein Ziel des Informatikers
Univ.-Prof. Dr. Robert Elsässer von der Universität Salzburg im EU-Projekt HIDALGO. Das Akronym HiDALGO
steht für „High Performance Computing and Big Data Technologies for Global Challenges“. Informationsausbreitung
in Netzwerken ist ein Schwerpunkt von Elsässers Forschung. „Wenn wir wüssten, wie sich richtige Nachrichten
verbreiten, könnten wir sie von künstlichen unterscheiden, das ist zumindest unsere Hoffnung. Denn das
Verteilungsverhalten von Nachrichten, die von einer realen Person in den sozialen Netzwerken ausgeschickt werden,
unterscheidet sich - so unsere begründete Annahme - besonders in der Anfangsphase stark von Nachrichten, die
von künstlichen Knoten ausgehen, hinter denen fingierte Identitäten stecken.“ Elsässer leitet bei
HiDALGO den Projektbereich Informationsausbreitung in sozialen Netzwerken.
Social Bots, also autonom agierende Computerprogramme manipulieren die Nutzer in den sozialen Netzwerken und pushen
Themen um damit Trends zu setzen oder Politik zu machen. Im Präsidentschaftswahlkampf in den USA 2016 sollen
externe Kräfte bekanntlich auf diese Weise Einfluss auf den Wahlausgang genommen haben. Elsässer wird
für die Modelle und Simulationen zur Informationsausbreitung in sozialen Netzwerken u.a. das Twitter-Netzwerk,
als Datenbasis nutzen. „Bei Twitter kann man ganz legal an die Daten oder einen Teil der Daten herankommen. Das
Twitter Netzwerk ist öffentlich zugänglich. Anders ist das bei Facebook. Da haben wir keine Chance an
Daten zu kommen. Es gibt auch weniger bekannte soziale Netzwerke, zum Beispiel in der Slowakei, von denen, ganz
offiziell, anonymisierte Daten im Internet zu finden sind. Wir werden uns ausschließlich im legalen Rahmen
bewegen,“ sagt der Professor für Algorithmen und Datenstrukturen.
Neben der Informationsausbreitung in sozialen Netzwerken wird im HiDALGO Projekt noch der Verlauf der Migrationsströme
sowie die Entwicklung der Schadstoffbelastung in Städten modelliert. Lauter Bereiche, in denen enorm große
Datenmengen anfallen, die rasant wachsen. Ein weites Feld für die Big Data Technologien der Zukunft.
Dem trägt das neue EU-Projekt in besonderem Maße Rechnung, indem es neuartige Methoden, Verfahren und
Softwaretechnologien für zukünftige Rechensysteme konzipiert, die die Leitungsfähigkeit der heutigen
Systeme um ein Vielfaches übersteigen. „Momentan befinden wir uns bei der Rechenpower der Hochleistungscomputer
im Petaflop Bereich, das heißt mindestens eine Billiarde Rechenoperationen (genauer Gleitkommaoperationen)
pro Sekunde. Die nächste Generation ist das sogenannte Exascale Computing. Das bedeutet eine tausendfach größere
Rechenpower, eine Milliarde Mal eine Milliarde Rechenoperationen pro Sekunde. Noch ist die Welt nicht so weit,
aber China, die USA und Japan werden in den nächsten Jahren in diesen Bereich kommen. Auch die EU wird solche
Rechner haben, und unser Projekt zielt genau darauf ab. Wir wollen die Software entwickeln, die die Exascale Hardware
optimal nutzt.“
Für die Entwicklung dieser Software brauchen Elsässer und seine Kollegen im HiDALGO Konsortium die leistungsstärksten
akademischen Rechner. Diese werden ihnen von der Universität Stuttgart, einem der Partner im Projekt, zur
Verfügung gestellt. Die Universität Stuttgart verfügt über ein Hochleistungsrechenzentrum mit
einem Supercomputer der höchsten Kategorie („Tier 0“), von denen es in der EU im universitären Bereich
nur sechs gibt.
„Das Besondere an unserem Projekt ist, dass wir einerseits das High Performance Computing stark voranbringen
wollen als Vorbereitung auf das Exascale Computing, damit wir es später skalieren können auf größere
Rechnersysteme. Und andererseits unterscheiden sich unsere Methoden von denen anderer Forschergruppen. Ob unsere
Methoden besser sind, wissen wir noch nicht, wir hoffen es.“
HiDALGO (High Performance Computing and Big Data Technologies for Global Challenges) ist mit 1. Dezember 2018 gestartet
und hat eine dreijährige Laufzeit. Das Projekt wird von 13 Partnern aus 7 Ländern bearbeitet. Koordiniert
wird es von ATOS Spanien. Das Gesamtbudget beträgt 8 Millionen Euro. 660.000 fallen auf Salzburg.
Robert Elsässer (Jahrgang 1972) wurde in Neumarkt, Siebenbürgen, Rumänien geboren. Er studierte
an der Universität Paderborn Informatik und Mathematik, promovierte dort 2002 in Computerwissenschaft und
wurde zum Juniorprofessor ernannt. Nach einem Forschungsaufenthalt an der University of California in San Diego
und Gastprofessuren in Bordeaux und Freiburg wurde Elsässer 2012 an die Universität Salzburg berufen.
Er leitet hier die „Efficient Algorithms Group“.
Seine Forschungsschwerpunkt sind parallele und verteilte Algorithmen sowie die Struktur von Graphen und Netzwerken.
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