UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex sinkt im Dezember auf 53,9 Punkte – Solide Produktionsausweitung
der österreichischen Betriebe trotz verstärkter Einbußen beim Exportneugeschäft
Wien (bank austria) - Die Abschwächung der Industriekonjunktur, die schon zu Beginn des Jahres 2018
begonnen hat, setzt sich auch zum Jahresende fort. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist im Dezember
auf 53,9 Punkte gesunken. Trotz des mit mehr als 10 Punkten stärksten Rückgangs des Indikators innerhalb
eines Jahres seit dem Beginn der Finanzkrise 2008 liegt die österreichische Wirtschaft immer noch auf Wachstumskurs.
Der aktuelle Indikatorwert übertrifft sogar den Durchschnittswert seit Umfragebeginn 1998 klar“, meint UniCredit
Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Obwohl der Konjunkturhöhepunkt zum Jahreswechsel 2017/18 mittlerweile
deutlich überschritten wurde und sich das Wachstumstempo im Verlauf des Jahres 2018 spürbar verringert
hat, hebt sich die heimische Industrie im internationalen Vergleich weiterhin positiv ab. Der heimische Einkaufsmanagerindex
liegt gleichauf mit seinem US-Pendant und übertrifft den vorläufigen Einkaufsmanagerindex für die
Verarbeitende Industrie im Euroraum, der im Dezember auf 51,4 Punkte gesunken ist, seit mittlerweile drei Jahren
ununterbrochen. Auch der Einkaufsmanagerindex für die deutsche Industrie liegt mit 51,5 Punkten klar unter
dem österreichischen Vergleichswert.
„Die heimische Industrie beginnt die negativen externen Einflüsse mittlerweile stärker zu spüren.
Weniger Auslandsaufträge lassen das Neugeschäft insgesamt beinahe stagnieren. Um bestehende Auftragsrückstände
abzuarbeiten haben die Betriebe die Produktion und den Personalstand dennoch erhöht, jedoch beides mit etwas
weniger Tempo. Auch mehr Zurückhaltung im Einkauf und ein vorsichtigeres Lagermanagement kündigen eine
ruhigere Wachstumsphase der heimischen Industrie an“, meint Bruckbauer.
Neugeschäft im Export verläuft den dritten Monat in Folge schwächer
Der Rückgang des aktuellen Einkaufsmanagerindex ist besonders stark auf die Entwicklung der Neuaufträge
zurückzuführen. Der Teilindex für das Neugeschäft ist im Dezember auf 50,6 Punkte gefallen,
den niedrigsten Wert seit Anfang 2016. „Erstmals seit drei Jahren haben die österreichischen Betriebe keinen
nennenswerten Anstieg der Aufträge mehr zu verzeichnen. Die Ursache liegt vor allem in der schwächeren
Nachfrage aus dem Ausland. Die Exportaufträge sind mit zunehmender Tendenz den dritten Monat in Folge gesunken
und das Inlandsneugeschäft kann diese Einbußen kaum mehr kompensieren“, meint UniCredit Bank Austria
Ökonom Walter Pudschedl. Die heimischen Betriebe sind insbesondere mit einer schwächeren Nachfrage aus
dem Automobilsektor und ausbleibenden Neuaufträgen aus den Schwellenländern konfrontiert.
Auftragsrückstände werden abgearbeitet
Obowhl das Neugeschäft beinahe stagniert, hat die österreichische Industrie im Dezember die Produktion
erneut ausgeweitet. Das Tempo der Outputsteigerung hat jedoch nachgelassen und ist mittlerweile deutlich niedriger
als noch zu Jahresbeginn. „Trotz der Verringerung auf 53,9 Punkte vor allem wegen des leichten Rückgangs im
Konsumgüterbereich weist der Produktionsindex auf eine weiterhin kräftige Geschäftsausweitung im
Dezember hin. Bei weitgehend stagnierender Auftragsentwicklung ist dies auf die noch immer wachsenden Auftragsrückstände
zurückzuführen, die auf anhaltende Kapazitätsengpässe vor allem im Investitionsgüterbereich
der heimischen Industrie hinweisen“, so Pudschedl.
Arbeitslosenquote in Industrie 2018 auf nur 3,8 Prozent gesunken
Angesichts der fortgesetzten Produktionsausweitung hatten die heimischen Betriebe im Dezember erneut zusätzlichen
Personalbedarf. Im Gleichschritt mit der Entwicklung der Produktionsleistung hat sich jedoch auch beim Beschäftigtenaufbau
das Tempo verringert. Der Beschäftigtenindex sank auf 55,7 Punkte, den niedrigsten Wert seit fast zwei Jahren.
Auch Ende 2018 ist die heimische Industrie damit die Jobmaschine der österreichischen Wirtschaft. Im Jahresdurchschnitt
2018 stieg in der Sachgütererzeugung die Beschäftigung mit knapp über 3 Prozent überdurchschnittlich
stark an. In der Gesamtwirtschaft betrug das Plus 2,4 Prozent. „In der Industrie entstanden 2018 18.500 neue Jobs.
Das drückte die Arbeitslosenquote im Sektor von 4,4 im Vorjahr auf 3,8 Prozent 2018. Dabei verminderte sich
in allen Bundesländern die Arbeitslosigkeit, besonders stark in der burgenländischen und der Kärntner
Industrie“, meint Pudschedl. Die Arbeitslosenquote in der österreichischen Sachgütererzeugung war 2018
damit nicht mal halb so hoch, wie der Wert von 7,7 Prozent in der Gesamtwirtschaft. Tirol und Oberösterreich
weisen mit rund 2,5 Prozent weiterhin die niedrigste Arbeitslosenquote in der Industrie auf. Wien bildet mit knapp
über 8 Prozent das österreichische Schlusslicht.
Preisauftrieb hat wieder etwas nachgelassen, jedoch weiterhin überdurchschnittlich stark
Geringere Preisanstiege im Einkauf sorgten für eine leichte kostenmäßige Entspannung für die
heimischen Betriebe. Infolge der Verbilligung von Öl und Rohstoffen wie Stahl legten die Einkaufspreise mit
der niedrigsten Rate seit fast zwei Jahren zu. Der Kostenauftrieb in der heimischen Industrie ist durch hohe Energiepreise
und gestiegene Ausgaben für das Personal weiterhin überdurchschnittlich stark. Daher mussten auch die
Verkaufspreise erneut angehoben werden. Insbesondere im Vorleistungsgüter- und im Konsumgüterbereich
wurde auf die Kostenentwicklung mit Preissteigerungen im Verkauf reagiert.
Weitere Abkühlung der Industriekonjunktur in Sicht
Der erneute Rückgang des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Dezember macht klar, dass sich die
seit dem Jahresbeginn laufende Abschwächung der Industriekonjunktur weiter fortsetzt. Zwar ist durch angefallene
Auftragsrückstände die Auslastung der Produktions- und Personalkapazitäten aktuell noch kräftig
steigend, doch der seit drei Monaten andauernde Rückgang im Exportgeschäft, der erstmals seit drei Jahren
auch in einer Beinahe-Stagnation der gesamten Neuaufträge mündete, lässt im Verlauf des kommenden
Jahres 2019 eine Beruhigung der derzeit noch überdurchschnittlich starken Industriekonjunktur erwarten.
Im Einklang damit hat sich das Indexverhältnis zwischen Auftragseingängen und den Lagerbeständen,
ein verlässliches Signal für die unmittelbar zu erwartende Industriedynamik, erstmals seit Anfang 2015
gedreht. Die Verkaufslager reichen demnach derzeit aus, um das Neugeschäft ohne einer weiteren Produktionsausweitung
in den kommenden Monaten erfüllen zu können.
Auch die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist blieben im Dezember gedämpft. Zwar verbesserte sich der
Ausblick gegenüber dem Vormonat leicht auf 52,2 Punkte, der Grad an Optimismus ist jedoch der zweitniedrigste
seit knapp vier Jahren.
„Das Wachstumstempo der heimischen Industrie wird sich in den kommenden Monaten weiter verlangsamen. Eine Reihe
politischer Unsicherheiten, der gestiegene Protektionismus im globalen Handel und die verschärften Finanzierungsbedingungen
insbesondere für Schwellenländer dämpfen die Aussichten für 2019. Mit einem Produktionsplus
um rund 3 Prozent wird die heimische Industrie im kommenden Jahr dennoch kräftig expandieren. Die Wachstumsraten
der beiden Vorjahre werden jedoch nicht mehr erreichbar sein“, erwartet Bruckbauer.
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