Wien (viennasound) - Helmut Portele, am 20. April 1940 in Wien geboren, gründete 1966 das Wiener Tramwaymuseum
und baute es unermüdlich und vielen Hindernissen zum Trotz zur größten auf eine Stadt bezogene
Sammlung auf, bestehend aus 109 denkmalgeschützten Straßenbahnwagen, sowie dazugehörenden Ausstellungsexponaten
und Ersatzteilen.
Diese fast lückenlose Dokumentation der Wiener Verkehrstechnik, von der Pferdebahn aus 1868 bis zum ULF-Versuchsträger
aus 1993 füllt heute zwei Museen:
- Das Verkehrsmuseum Remise der Wiener Linien, in welchem
der der Großteil der ausgestellten Fahrzeuge aus Leihgaben des Wiener Tramwaymuseums besteht.
- Das „Museumsdepot Traiskirchen“ in Niederösterreich
als zweites Museum über die Wiener Straßenbahn, wo sich derzeit über 40 Fahrzeuge befinden.
Der Standort Traiskirchen, sowie die gesamte Sammlung, wurde und wird vom Wiener Tramwaymuseum auf ehrenamtlicher
Basis komplett eigenfinanziert aufgebaut und geführt.
Portele war es stets wichtig, keine Standmodelle, sondern betriebsfähige Wagen zu erhalten, für – wie
er es nannte – „erlebbare Geschichte“. Dadurch schuf er auch die heutige finanzielle Grundlage für das Wiener
Tramwaymuseum: die beliebten Sonderfahrten, die aus der Wiener Tourismuswirtschaft nicht mehr wegzudenken sind,
oft gepaart mit der Veranstaltung von Events in beiden Museen. Doch vor allem zu Beginn aber auch danach wurde
die Finanzierung von Helmut Portele privat getragen, mit den Einkünften aus seiner Tätigkeit als Tonmeister
und Location-Manager.
Nach einem internationalen Auftrag als Location Manager öffnete Helmut Portele ein Empfehlungsschreiben von
Walt Disney die Türen in Hollywood, wo er einen Zehn-Jahres-Vertrag bei MCM-Universal bekam. Von Hollywood
ging es in die ganze Welt, und die Einnahmen daraus investierte er in den Aufbau seiner eigenen Firma in Wien,
den Viennasound Studios, und natürlich ins Wiener Tramwaymuseum.
In den Viennasound Studios produzierte Helmut Portele für den ORF, die Werbewirtschaft, aber auch für
die größten Filmfirmen und Plattenlabels. Revolutionär war sein System des digitalen Restaurierens
von historischen Aufnahmen klassischer Musik, eine Meisterleistung zwischen heutigem Hör-Anspruch und Erhalt
des originalen Klanges von Caruso bis Mravinskij. Ein Joint-Venture-Vertrag mit der St. Petersburger Philharmonie
und dem St. Petersburger Rundfunk brachte Russland modernste Studio-Technik und Portele wahre Schätze der
klassischen Musik, die außerhalb Russlands davor noch nie zu hören waren.
Als Sänger war Portele in Jugendjahren so erfolgreich, dass er bei Auftritten als Elvis Presley für den
echten gehalten wurde. Er arbeitete mit Peter Falk, Peter Sellers, Peter Patzak, um nur drei zu nennen, er war
als Location Manager unter anderem für alle Bahnszenen im „Braven Soldaten Schwejk“ verantwortlich und gleichzeitig
legte er als Mitbegründer der Österreichischen Bahn-Museums-Szene die Weichen für die Sammlungs-Strategie,
indem er für das Österreichische Eisenbahnmuseum die Auflistung der erhaltenswerten historischen Eisenbahnen
erarbeitete, die österreichweit die Entscheidungsgrundlage bildete, welche Fahrzeuge aufgehoben wurden.
Sein über 1000 Seiten starkes Werk über die Sammlung Wiener Tramwaymuseum mit einem geschichtlichen Abriss
der gesamten Wiener Verkehrsgeschichte ist heute in Fachkreisen ob seiner allumfassenden Komplexität ein nicht
mehr wegzudenkendes Standardwerk.
Die Liste seiner Leistungen und Lebensstationen ließe sich noch lange fortführen. Viele begleitete er
auf ihren ersten Schritten in oft große Karrieren und beeinflusste sie nachhaltig, blieb selbst aber stets
im Hintergrund.
Helmut Portele war ein unglaublich vielseitiger Mensch, ein wandelndes Lexikon und Querdenker, voller Innovations-
und Schaffenskraft. Er hinterlässt seinen Sohn Patrick und seine Frau Elisabeth, die sein Lebenswerk weiterführen.
Helmut Portele sagte stets, er wolle 120 Jahre alt werden, um all seine Vorhaben zu realisieren. Auch wenn ihm
das nicht vergönnt war, füllen seine Taten weit mehr als die Schaffenskraft von 120 Jahren.
Der im Dezember Verstorbene wird in der Feuerhalle in Wien-Simmering (1110 Wien, Simmeringer Hauptstraße
337) aufgebahrt und am 10. Jänner 2019 um 15 Uhr nach feierlicher Einsegnung durch Dompfarrer Toni Faber verabschiedet.
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