Der grünste Strom für wenig Geld

 

erstellt am
14. 01. 19
13:00 MEZ

Die Energieökonomin Marijke Welisch untersucht Auktionen für Alternativenergie- Förderungen. Dafür wird sie nun mit dem Hannspeter-Winter-Preis der TU Wien ausgezeichnet.
Wien (tu) - Wir wollen, dass unser Strom auf umweltfreundliche Weise erzeugt wird – darüber herrscht Einigkeit. Doch wie kann man öffentliches Geld so einsetzen, dass gesellschaftlich sinnvolle Ziele am besten erreicht werden? In vielen Ländern wählt man heute das Instrument der Alternativenergie-Auktionen. Dabei vergibt der Staat finanzielle Förderungen an private Energie-Anbieter, die dafür die günstigsten Angebote legen.

Wie solche Energie-Auktionen funktionieren und wie sie sich steuern lassen, um ein optimales Ergebnis zu bekommen, erforschte Marijke Welisch in ihrer Dissertation in der Energy Economics Group der TU Wien. Sie entwickelte dafür agentenbasierte Modelle, mit denen man die Energieauktionen am Computer unter unterschiedlichen Bedingungen simulieren kann. Am 18. Jänner 2019 wird sie dafür mit dem Hannspeter-Winter-Preis der TU Wien ausgezeichnet.

Der Staat gibt die Regeln vor
Der Bau großer Kohle- oder Kernkraftwerke kann staatlich beschlossen, geplant und finanziert werden – doch im Bereich der Alternativenergie wird der Markt oft nicht von wenigen großen Anbietern, sondern von zahlreichen Kleinanlagen bestimmt. Man braucht daher völlig neue Methoden der staatlichen Förderungen. „Die einfachste Variante einer Auktion wäre, dass der Staat einfach festlegt, wie viele Kilowattstunden an Alternativenergie pro Jahr gewünscht werden und wie viel Fördergeld man ausgeben möchte“, erklärt Marijke Welisch. „Dann sortiert man einfach die Angebote – wer bereit ist, für einen geringeren Betrag pro Kilowattstunde Strom ins Netz einzuspeisen, bekommt die Förderung.“

Aber das ist nicht unbedingt die beste Strategie. Schließlich geht es nicht nur um die Energiemenge pro Fördergeld, man möchte auch andere Faktoren beeinflussen. „Entscheidend ist zum Beispiel die Frage, ob der Anbieter es dann tatsächlich schafft, die versprochene Energie einzuspeisen“, sagt Welisch. „Man kann Pönalzahlungen vereinbaren, falls das nicht gelingt, oder man bevorzugt mithilfe des Auktionsdesigns Anbieter mit einer höheren Realisierungswahrscheinlichkeit.“ Wichtig ist zudem, dass für ausreichende Konkurrenz gesorgt ist und dass Absprachen vermieden werden. Gleichzeitig sollen sich die geförderten Anlagen gut ins bestehende System einfügen.

Für eine erfolgreiche Energieauktion muss zuallererst die Politik festlegen, welche Ziele sie verfolgen will. „Die Auktionsrunden finden in unterschiedlichen Ländern in unterschiedlichen zeitlichen Abständen statt. Man darf sie nicht einzeln betrachten, sondern muss bedenken, dass das Ergebnis einer Runde Auswirkungen auf die nächsten Runden hat“, erklärt Marijke Welisch. „Das Ziel ist Kontinuität, und ein Ausbau der erneuerbaren Energie, der dem Gesamtsystem dient.“

Mit den Modellen, die Marijke Welisch in ihrer Dissertation entwickelte, wurden Energieauktionen in England, Dänemark und Deutschland simuliert. So kann man die Abläufe besser verstehen und kann überprüfen, welche Auswirkungen es haben könnte, wenn man für zukünftige Auktionen andere Regeln wählt.

Marijke Welisch
Marijke Welisch stammt aus Deutschland. Sie studierte zunächst an der Universität Münster Wirtschaft und Recht. An der Universität Barcelona absolvierte sie ein Auslandssemester. 2014 schloss sie ein Wirtschafts-Masterstudium an der Universität Heidelberg ab. Danach wechselte sie an die TU Wien, wo sie 2018 bei Prof. Reinhard Haas am Institut für Energiesysteme und Elektrische Antriebe promovierte. Danach war sie für ein halbes Jahr Visiting Research Fellow an der Universität Oxford. Derzeit ist Welisch als Postdoc an der TU Wien beschäftigt, befindet sich allerdings auf einem mehrmonatigen Forschungsaufenthalt am DIW Berlin.

Hannspeter-Winter-Preis für herausragende Dissertation
Jedes Jahr wird der Hannspeter-Winter-Preis an eine Absolventin des Doktoratsstudiums der TU Wien vergeben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und wird gemeinsam von der TU Wien und der BA/CA-Stiftung finanziert. Der Forschungspreis wurde im Gedenken an TU-Professor Hannspeter Winter gestiftet, der sich stets für die Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen eingesetzt hat.

 

 

 

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