Verkehrte Welten

 

erstellt am
10. 01. 19
13:00 MEZ

Bräuche und Gegenwelten beim Kremser Kamingespräch im Haus der Regionen der Volkskultur Niederösterreich
Krems-Stein (volkskultur nö) - Prof. Dr. Ulrike Kammerhofer-Aggermann, Institutsleiterin des Salzburger Landesinstituts für Volkskunde, und Soziologe Univ.-Prof. Dr. Roland Girtler diskutierten am 9. Jänner im Haus der Regionen in Krems-Stein über „Licht und Schatten: Verkehrte Welten“. Dr. Edgar Niemeczek, Kultur.Region.Niederösterreich, der für Konzept und Inhalt der Kremser Kamingespräche verantwortlich zeichnet, führte auch diesmal durch den Abend.

Unter den fachkundigen Gästen im Publikum waren diesmal der Schirmherr der Kremser Kamingespräche Univ.-Prof. Dr. Konrad Köstlin, die Regional- und Volksmusikforscher Dr. Bernhard Gamsjäger und Dr. Ilona Horetzky u.v.m.

Das Durchbrechen von Ordnungen und Regeln scheint für viele Menschen ein wichtiges Ventil zu sein, um sich eine alternative Situation zur täglichen Routine zu schaffen. Diese werden oft in Festen, Bräuchen oder Gegenwelten sichtbar. Ulrike Kammerhofer-Aggermann nannte als Ausdruck dieser Sehnsucht eine Vielzahl von inszenierten Ritualen, die als Bräuche im Jahreslauf auftreten wie zum Beispiel Perchtenläufe, Faschingsbräuche oder das „Hineinschlüpfen“ in andere Rollen. Mehr noch als die festgelegten Abläufe und Rituale sei für die Ausführenden der soziale Aspekt wichtig, so Professor Girtler, also das Zusammentreffen, miteinander Reden und sich Austauschen sei die treibende Kraft hinter den Brauchvereinen und ihren Aktivitäten.

Das institutionalisierte Festschreiben von Bräuchen als „immaterielles Kulturerbe“ durch die UNESCO, dessen Fachbeirat Dr. Kammerhofer-Aggermann angehört, sei Chance und Risiko zugleich. Einerseits werde das Interesse an der eigenen Region, an der Geschichte und auch das soziale Zusammenspiel gefördert, andererseits bestehe die Gefahr durch eine Standardisierung die lebendige, kreative Entwicklung der Bräuche einzuschränken.

Mit heiteren Geschichten und fachkundigem Hintergrundwissen wurde dem Publikum die wichtige gesellschaftsbildende Kraft von Bräuchen und Ritualen, das Zusammenspiel von sozialen Regeln und Gegenwelten nähergebracht.

Die Gäste im Saal waren von der Diskussion begeistert, das Radio Niederösterreich-Publikum kann die Diskussion am Mittwoch, 16. Jänner, ab 21.00 Uhr genießen. Danach kann man die Sendung online auf www.volkskulturnoe.at nachhören. Die Kremser Kamingespräche sind eine Veranstaltungsreihe der Volkskultur Niederösterreich in Kooperation mit dem ORF Niederösterreich.

Das nächste Kremser Kamingespräch findet on tour am Mittwoch, 13. Februar im Bildungshaus Schloss Großrußbach statt und thematisiert „Religion / Letzte Dinge“ mit Soziologin Doris Lindner und Weihbischof Stephan Turnovszky.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.volkskulturnoe.at/

 

 

 

 

 

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