86% der Bevölkerung wollen wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen
Berlin/Wien (bmnt) - "Heimische Qualitätsprodukte liegen im Trend. Wir müssen unseren hochwertigen
rot-weiß-roten Erzeugnissen den Vorrang geben, und genau das wollen wir mit einer durchgängigen Herkunftskennzeichnung
erreichen", erklärte Elisabeth Köstinger, Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus,
bei einem Runden Tisch im Rahmen der Internationalen Grünen Woche in Berlin. Durch die Einführung einer
Herkunftskennzeichnung in Italien betrugen die Exporte 2017 für Lebensmittel "Made in Italy" 41,03
Mrd. Euro. Die Exportrate konnte um 7% gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden, berichtete Alessandro Apolito,
ein ausgewiesener Experte für die Herkunftskennzeichnung aus dem italienischen Landwirtschaftsministerium,
im Rahmen der Veranstaltung.
Wertschöpfung auf bäuerlichen Familienbetrieben erhöhen
"Mit einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung würden wir aber nicht nur einem Trend entsprechen,
wir könnten gleichzeitig auch die Wertschöpfung auf unseren bäuerlichen Familienbetrieben steigern",
erklärte Köstinger und ergänzte: "Länder wie Frankreich und Italien zeigen es vor, regionale
und heimische Lebensmittel liegen im Trend." Die verpflichtende Herkunftskennzeichnung soll laut Regierungsprogramm
für verarbeitete Produkte sowie für die Gemeinschaftsverpflegung bei Eier-, Fleisch- und Milchprodukten
verankert werden. Als Vorbild dienen dabei das italienische und das französische Modell. "Unser gemeinsames
Ziel für 2019 ist es, ein machbares System zu erarbeiten. Ich sehe die verpflichtende Herkunftskennzeichnung
aber auch als große Chance für unsere bäuerlichen Familienbetriebe", erklärte Köstinger.
Gemeinschaftsverpflegung als Schlüsselfaktor
"Unsere Bäuerinnen und Bauern bieten den Konsumenten täglich Lebensmittel höchster Qualität,
erzeugt nach europaweit strengsten Vorschriften. Für den Bereich der Gemeinschaftsverpflegung hat die LK Österreich
2016 die Initiative ‚Gut zu wissen‘ ins Leben gerufen, die für Gäste Klarheit bringen soll. Uns geht
es mit dieser Initiative darum, den Wert der Lebensmittel wieder bewusst zu machen: Sie sind preiswert, das heißt,
sie sind ihren Preis wert", stellte LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger im Rahmen der Grünen
Woche in Berlin vor Journalisten fest.
Derzeit wissen Gäste in Kantinen, Mensen, Schulen, Kindergärten, Spitälern, Seniorenheimen oder
Kasernen meist nicht, woher das Essen stammt. Auch im Lebensmittelhandel, wo die Herkunft von Fleisch und Eiern
gekennzeichnet wird, gibt es noch offene Punkte. "Nach dem Vorbild der Initiative ‚Gut zu wissen‘ müssen
wir nun den nächsten Schritt gehen. Wir wollen daher, wie im Regierungsprogramm vereinbart, eine verpflichtende
Herkunftskennzeichnung von Fleisch, Milch und Eiern in der Gemeinschaftsverpflegung gesetzlich verankern",
erklärte Moosbrugger.
Bauernbund fordert eine einheitliche Herkunftskennzeichnung in der EU
"Mit der Kampagne 'Gut zu wissen' unterstützt der Bauernbund österreichweit die Initiative der Landwirtschaftskammer
für eine transparentere Herkunftskennzeichnung. Ziel ist die gesetzliche Verankerung der Kennzeichnung für
verarbeitete Produkte und Erzeugnisse in der Gemeinschaftsverpflegung - so wie auch im Regierungsprogramm verankert.
Für unsere Bäuerinnen und Bauern ist es eine Überlebensfrage, dass österreichische Produkte
klar deklariert werden", unterstrich Bauernbund-Präsident Georg Strasser.
Bedingungslose Voraussetzung für eine bessere Herkunftskennzeichnung sei die Sicherstellung einer ausreichenden
Versorgung mit heimischen Rohstoffen. "Wir brauchen Versorgungssicherheit bei österreichischen Lebensmitteln,
denn diese ist, wie das vergangene Jahr bewies, keine Selbstverständlichkeit mehr", gab Strasser zu bedenken
und fügte hinzu: "Wir müssen uns die Frage stellen, ob wir in Österreich weiterhin eine Lebensmittelproduktion
wollen oder nicht. Diese Frage kann ich nur mit einem klaren Ja beantworten", verdeutlichte Strasser, der
nicht nur auf nationaler, sondern auch auf europäischer Ebene für eine einheitliche Herkunftskennzeichnung
eintritt. "Es braucht mehr als Einzelinitiativen in den EU-Mitgliedstaaten, wie etwa in Frankreich, Italien,
Finnland und anderen Ländern, denn das wünschen sich auch die Bürgerinnen und Bürger in ganz
Europa", so der Präsident. "Um diese Forderungen voranzutreiben, brauchen wir eine starke Vertretung
der heimischen Bäuerinnen und Bauern in Brüssel. Deshalb ist eine starke Stimme im EU-Parlament, welche
die Anliegen der bäuerlichen Betriebe mit ganzer Kraft vertritt, unverzichtbar", betonte Strasser.
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