Papst Franziskus dankt Landeshauptmann Niessl für jahrelange Unterstützung kirchlicher
Anliegen - Niessl überrascht Bischof Zsifkovics in römischer Kirche Santa Maria dell’Anima mit höchster
Auszeichnung des Landes Burgenland
Rom/Eisenstadt (martinus) - Von 15. bis 17. Jänner befand sich eine burgenländische Delegation
unter Leitung von Eisenstadts Bischof Ägidius J. Zsifkovics in Rom. Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ),
sein designierter Nachfolger Landesrat Hans Peter Doskozil (SPÖ) und Diözesanbischof Ägidius J.
Zsifkovics nahmen am Mittwoch an einer Audienz bei Papst Franziskus teil. Die Begegnung war zustande gekommen,
"nachdem Hans Niessl in der Vergangenheit signalisiert hat, dass es ihm ein großes Anliegen und eine
große Freude wäre, dem Papst auch einmal persönlich begegnen zu dürfen. Bischof Zsifkovics
hat diesen Wunsch bewusst aufgenommen und eine Begegnung mit dem Heiligen Vater damit verbunden, Burgenlands Landeshauptmann
auch persönlich für die gute Zusammenarbeit und seine großen Handschlagsqualitäten zu danken",
so der Pressesprecher der Diözese Eisenstadt, Dominik Orieschnig, im Gespräch mit der APA am 16. Jänner.
Gewürdigt werden sollte damit auch das "große offene Ohr, das der Landeshauptmann immer gehabt
hat für kirchliche Anliegen - es war eine gute Partnerschaft, die mit ihm möglich gewesen ist",
so Orieschnig zur APA.
Gesäumt wurde die Begegnung von Burgenlands Spitzen mit dem Papst von einem hochkarätigen Rahmenprogramm
mit Besuchen wichtiger staatlicher und kirchlicher Einrichtungen. Zum Abschluss der Reise wurde Bischof Zsifkovics
von Landeshauptmann Niessl mit der höchsten Auszeichnung des Landes Burgenland überrascht, dem Komturkreuz.
Vatikan-Botschafterin lobt Burgenlands Rolle
Bereits am Dienstag war die Gruppe in der österreichischen Botschaft beim Heiligen Stuhl empfangen worden.
"Wir teilen vieles, auch die Liebe zum Burgenland", sagte Botschafterin Franziska Honsowitz-Friessnigg
in ihrer Tischansprache vor den versammelten Gästen, zu denen neben den burgenländischen Delegationsmitgliedern
auch Spitzenbeamte vatikanischer Einrichtungen und Dikasterien zählten. Es sei nicht das erste Treffen mit
Burgenlands Landeshauptmann Niessl, so Honsowitz-Friessnigg, die Niessl bereits anlässlich der Seligsprechung
des burgenländischen "Arztes der Armen" Ladislaus Batthyány-Strattmann in Rom im Jahr 2003
kennengelernt hatte. Die nunmehrige Zusammenkunft nutzte die Botschafterin, die erst vor wenigen Monaten ihr Amt
angetreten hat, um Niessl zu danken für Initiativen, die gerade Papst Franziskus wichtig seien: Schutz der
Umwelt, Sauberkeit der Energie, Stärkung des Ehrenamtes und des freiwilligen Engagements in der Gesellschaft
- allesamt Themen, die gerade Niessl im Burgenland mit großem Einsatz befördert habe.
Österreichs Botschafterin beim Heiligen Stuhl ließ es sich aber auch nicht nehmen, den "anwesenden
Hitparadenstürmern Bischof Zsifkovics und Pfarrer Franz Brei für ihren Sensationserfolg der Weihnachts-CD
‚Heilige Nacht’ zu danken, die weit über die Grenzen Österreichs hinaus Bekanntheit erlangt hat!",
so Honsowitz-Friessnigg. Lob gab es aber auch für ORF-Burgenland-Chefredakteur Walter Schneeberger, der als
Berichterstatter an der Delegation teilnahm. Das "qualitätsvolle Programm" des ORF Burgenland begleite
die Botschafterin "regelmäßig, auch in Rom, vor allem aber bei den Aufenthalten im Burgenland."
Schneeberger nahm den botschafterlichen Dank sichtlich erfreut im Namen aller seiner Kolleginnen und Kollegen beim
ORF entgegen.
Bischof Zsifkovics und Landeshauptmann Niessl betonen gegenseitige Wertschätzung und Dankbarkeit für
vertrauensvolle Zusammenarbeit
Hans Niessl dankte Botschafterin Honsowitz-Friessnigg für die große Gastfreundschaft und die Möglichkeit,
sich in den erlesenen Räumlichkeiten der Botschaft mit den ebenfalls zum Bankett geladenen Spitzenvertretern
aus dem Kardinalstaatssekretariat, der Bischofskongregation und anderen vatikanischen Einrichtungen austauschen
zu können. Wenn er sehe, wie mehrsprachig und multikulturell im Vatikan gearbeitet werde, erinnere ihn das
sehr an das Burgenland mit seiner Vielfalt und Offenheit. An dieser Stelle dankte der Landeshauptmann dem Pressesprecher
und Bischöflichen Sekretär der Diözese Eisenstadt, Dominik Orieschnig, für dessen Rolle bei
der Begleitung der Delegation und der Erläuterung geschichtlicher und architektonischer Zusammenhänge
und Hintergründe rund um den Vatikan und St. Peter. Allergrößten Dank aber sprach Niessl Bischof
Zsifkovics aus: In den 18 Jahren als Landeshauptmann habe man in gutem Einvernehmen mit der Katholischen Kirche
und der Diözese Eisenstadt gearbeitet. Die Katholische Kirche mit ihren Institutionen sei stets ein wichtiger
Partner im Schul- und im Krankenanstalten- sowie im Sozialbereich gewesen: "Und dafür möchte ich
mich auch im Namen der Burgenländerinnen und Burgenländer und natürlich im eigenen Namen bei Bischof
Zsifkovics bedanken", sagte Niessl in der Österreichischen Botschaft.
"Dankwallfahrt" und "Bittwallfahrt" in einem
Bischof Zsifkovics brachte abschließend seine Freude über den "weltkirchlichen und staatsmännischen
Austausch" zum Ausdruck. "Es ist unsere Spezialität im Burgenland, Brücken zu bauen. Trotz
unserer Kleinheit ist es unsere Aufgabe, die geografische und kulturelle Lage an einem wichtigen neuralgischen
Punkt Europas zu nutzen, um besondere Strategien des Brückenschlags hin zu neuen Ufern zu entwickeln",
so Zsifkovics. Mit Landeshauptmann Niessl habe man hier viel geschafft, mit ihm verbänden ihn, Zsifkovics,
persönliche Freundschaft und gegenseitiges Wohlwollen. Gleichzeitig bitte er auf dieser "Dankwallfahrt,
die gleichzeitig eine Bittwallfahrt ist" (Zsifkovics), den kommenden Landeshauptmann, Hans Peter Doskozil,
um eben dieses Wohlwollen in kirchlichen und gesellschaftlich bedeutsamen Dingen. Doskozils professionelle, menschliche
und beherzte Art, mit Herausforderungen umzugehen, habe ihn bereits 2015 als Landespolizeikommandanten in der Flüchtlingskrise
ausgezeichnet. Zuletzt dankte Bischof Zsifkovics den anwesenden Kurialbeamten aus dem Vatikan. Ihr herausfordernder
Dienst an der Kirche, an Österreich und den Diözesen, der oft unbedankt sei und im Stillen geschehe,
sei eine "tragende Säule. Dafür kann man nicht oft genug Danke sagen!", so der Bischof.
Der Höhepunkt: Zur Audienz bei Papst Franziskus
Am Mittwoch fand das ergreifende Ereignis der Begegnung der Delegationsmitglieder mit Papst Franziskus statt.
Unter den deutschsprachigen Pilgern in der vatikanischen Audienzhalle begrüßte der Papst eigens die
Pilgergruppe aus dem Burgenland unter Leitung des Eisenstädter Bischofs. Papst Franziskus machte auf die weltweite
Gebetswoche für die Einheit der Christen aufmerksam, die er am Freitag mit einem Abendgebet in der Basilika
Sankt Paul vor den Mauern in Rom eröffnen wird. "Die Ökumene ist eine Pflicht", sagte Franziskus
bei der Audienz. Sämtliche Christen seien aufgerufen, darum zu beten, dass sie eine einzige Familie werden,
die als Gemeinschaft reift und im Einsatz für die Schwächsten ein Zeugnis wahrer Gerechtigkeit gebe.
Im Katechesenteil der Audienz, bei der Franziskus seine Auslegung des Vaterunser-Gebetes fortsetzte, ermunterte
der Papst die Christen, sich immer wieder vertrauensvoll an Gott zu wenden, und zwar "wie ein Kind in den
Armen seines Vaters". Bereits im ersten Wort des Vaterunsers, das Jesus seine Jünger lehrte, "finden
wir die radikale Neuheit des christlichen Gebetes", so Franziskus. Den ersten Christen sei dies so wichtig
gewesen, dass sie den aramäischen Ausdruck "Abba" bewahrt hätten. In diesem steckten mehr Zärtlichkeit
und Wärme als in dem bloßen Wort "Vater"; es sei daher besser mit "Papa" zu übersetzen.
"Für einen Christen bedeutet beten schlicht zu sagen: 'Abba' - Papa, eben mit dem Vertrauen eines Kindes",
so der Papst. Das gelte immer, egal wie schlecht man sich fühle oder wie schwierig das Leben sei. Besonders
deutlich werde diese Haltung, wenn man das Vaterunser bete, nachdem man das Gleichnis vom verlorenen Sohn gelesen
habe, so der Papst weiter. In seiner Art zu reagieren und zu handeln habe der Vater in diesem Gleichnis etwas von
der Seele einer Mutter - seien es doch gerade die Mütter, die ihren Kindern verzeihen, führte Franziskus
aus.
Im Gespräch mit Bischof Zsifkovics und Landeshauptmann Niessl
Endlich war es so weit: Der Pontifex nahm sich Zeit für das persönliche Gespräch mit Bischof
Zsifkovics und dem Landeshauptmann. Nochmals dankte Bischof Zsifkovics dem Heiligen Vater für dessen Spende
für den Bau des von Bischof Zsifkovics initiierten ersten Orthodoxen Klosters in Österreich. "Es
war nur eine kleine Spende - aber ich denke, eine wichtige!", sagte Franziskus lächelnd. Der Papst hatte
im Februar 2018 Bischof Zsifkovics eine persönliche Spende in Höhe von 100.000 Euro zukommen lassen und
den Bischof damit zum Treuhänder der päpstlichen Unterstützung dieses ökumenischen Jahrhundertprojekts
gemacht. Er bat Bischof Zsifkovics bei der jetzigen Audienz eindringlich, den von ihm eingeschlagenen Weg der Ökumene
unbeirrt weiterzugehen.
Dem Landeshauptmann dankte Papst Franziskus für dessen Unterstützung der Kirche im Burgenland. Er
erteilte ihm, aber auch seinem Nachfolger sowie dem ganzen Burgenland den apostolischen Segen, bat um weitere Arbeit
zum Wohle der Menschen und wünschte beiden alles Gute für Leben und Beruf.
Reaktionen danach: Zwischen "Berührtheit" und "total geflasht sein"
"Es ist natürlich etwas ganz Besonderes, diese Audienz", so Hans Niessl. Die Ansprache des Heiligen
Vaters sei "sehr beeindruckend" gewesen, ebenso das persönliche Gespräch, auch "weil er
gerne unser Geschenk angenommen hat", schilderte der Landeshauptmann. Die Delegation hatte dem Papst eine
Dress der österreichischen Fußballnationalmannschaft mitgebracht, auf dem der Name des Pontifex aufgedruckt
war. Papst Franziskus, aller Welt als leidenschaftlicher Fußballfan bekannt, nahm das Geschenk mit einem
herzlichen Lachen entgegen. Apropos Fußball: Eine Begegnung mit dem Papst hatte zu jener Stunde auch die
Schweizer Fußball- und Trainerlegende Ottmar Hitzfeld, der ins lebhafte Gespräch mit Landeshauptmann
Niessl und Bischof Zsifkovics kam und die Geschenksidee der Burgenländer für den Heiligen Vater toll
fand.
Berührt von der Begegnung zeigten sich auch Hans Peter Doskozil und die anderen Mitglieder der Delegation,
wobei eine jüngere Teilnehmerin ihren Gemütszustand noch Stunden nach der Begegnung mit Papst Franziskus
mit den Worten "Ich bin noch immer total geflasht!" zum Ausdruck brachte. Der Papst hatte Christina Krumböck,
Mitglied der burgenländischen Delegation, in deutscher Sprache gebeten, für ihn zu beten.
Im Anschluss an die Audienz gab es für die Gruppe aus dem Burgenland eine private Führung durch den
apostolischen Palast. Dabei durfte die Delegation, beherzt geleitet von Pater Wolfgang Fischer-Felgitsch OSB, einem
hohen Mitarbeiter der Präfektur des Päpstlichen Hauses, auch faszinierende Bereiche des Vatikans sehen,
die normalerweise der Öffentlichkeit verwehrt sind.
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