Wien (öw) - Am 16. Jänner lud die Österreich Wein Marketing (ÖWM) zu einer speziellen Ausgabe
ihres Marketingtags ins Austria Center Vienna. Der mit Ende 2019 scheidende Geschäftsführer Willi Klinger
zog Bilanz und mahnte die rund 450 anwesenden Winzer und Branchenprofis zur Beibehaltung der erfolgreichen Qualitäts-
und Herkunftsstrategie. Namhafte Gastredner wie Gaia Gaja und Jens Beckert schlugen in ihren Vorträgen in
dieselbe Kerbe.
Klinger: Erfolgreicher Weg sollte weiter beschritten werden
In seiner einleitenden Key Note Speech erläuterte der mit Abstand längstdienende (13 Jahre) ÖWM-Geschäftsführer
Klinger die Hintergründe seines geregelten Rückzugs mit Ende des Jahres und erklärte durchaus emotional,
er werde dem österreichischen Wein auch danach eng verbunden bleiben. Gleichzeitig warnte er davor, die seit
dem Weinskandal konsequent durchgehaltene, erfolgreiche Strategie jetzt zu verlassen, wo mühsam aufgebaute,
profitable Exportmärkte mit jährlichen Steigerungsraten über zehn Prozent ins Laufen kommen.
„Durch die jahrzehntelange erfolgreiche Qualitätsstrategie hat der österreichische Wein den internationalen
Durchbruch geschafft. Ich plädiere daher für eine Beibehaltung dieser Grundausrichtung, wenngleich jeder
Jahrgang selbstverständlich eine gewisse Flexibilität der Marketingaktivitäten erfordert. Weitere
zehn Jahre mit diesem Marketing-Spirit werden Österreich das nötige Exportvolumen bescheren, um auch
mengenreichere Jahrgänge wie 2018 problemlos und zu guten Durchschnittspreisen abzusetzen“, bekräftigte
Klinger.
ÖWM-Aktivitäten 2019
Nach einem Resümee des Jahres 2018 mit Highlights wie der Rekord-VieVinum präsentierte die ÖWM
ihre Marketingaktivitäten für 2019. Die Kommunikation zu den Zielgruppen soll künftig noch segmentierter
und relevanter erfolgen, dafür wird in der ersten Jahreshälfte die technische Infrastruktur professionalisiert.
In den Märkten wird die ÖWM den wichtigen ProWein-Auftritt in Düsseldorf mit täglichen Workshops
noch attraktiver gestalten. Der steigenden Relevanz der asiatischen Märkte trägt die ÖWM u. a. mit
einem großen Austrian Tasting in Tokio und einer umfangreichen Teilnahme an der ProWine China Rechnung.
Ein mehrjähriges Großprojekt der ÖWM wird 2019 fortgeführt: die Erfassung und Darstellung
aller österreichischen Rieden und Weinherkünfte in einem digitalen System. 2021 sollen die Ergebnisse
unter riedenkarten.at abrufbar sein; Österreich wäre dann das erste Land weltweit mit vollständigen
digitalen Riedenkarten auf gesetzlicher Basis.
Präsentation: Wie finde ich einen Vertriebspartner?
Eine zentrale Business-Frage jedes Weinguts ist jene nach der Akquise neuer Geschäftspartner, zu der Michael
Zimmermann, ÖWM-Bereichsleiter Märkte, anwendbare Ansätze präsentierte. Neben dem Aufruf an
die Winzer, ihre Vertriebspartnersuche proaktiv anzugehen, betonte er die Wichtigkeit, das eigene Weingut mit einzigartigen
Geschichten und Erlebnissen spürbar zu machen.
Gastvorträge von Gaia Gaja und Jens Beckert
Seit Jahrzehnten steht das piemontesische Kult-Weingut Gaja für eine konsequente Qualitätsstrategie.
Den weinbaulichen Herausforderungen durch den Klimawandel begegnet das Weingut in enger Zusammenarbeit mit Universitätsprofessoren,
wie Gaia Gaja in ihrem Gastvortrag erläuterte. Minutiös wird die Weingartenarbeit und -biodiversität
optimiert, um die Reben widerstandsfähiger gegenüber Wetterextremen und steigendem Krankheitsdruck zu
machen. So sichert das Weingut langfristig die hohe Qualität der Trauben und somit auch seiner Weine.
Das Geheimnis teurer Weine wie jener von Gaja erörterte im Anschluss Prof. Dr. Jens Beckert vom Max-Planck-Institut
für Gesellschaftsforschung in Köln. Wie kein anderes Produkt im Lebensmittelbereich wird Wein mit symbolischen
Werten aufgeladen und dadurch begehrlich. Ganz speziell funktioniert dies auch auf räumlicher Ebene: Weine
bestimmter Terroirs profitieren ungemein vom Renommee ihrer Herkunft.
Podiumsdiskussion: Höherpositionierung durch engere Herkünfte
Über das Potenzial engerer Herkünfte diskutierten zum Abschluss des Marketingtags Gaia Gaja, Jens
Beckert sowie Michael Moosbrugger, Obmann der Österreichischen Traditionsweingüter, in einer von Willi
Klinger moderierten Podiumsdiskussion. Der in Österreich beschrittene Weg geschützter DAC-Herkünfte
wurde dabei unisono bestätigt: Der gezielte Image-Aufbau einer spezifischen Herkunft dient langfristig allen
Betriebe des Gebiets. Ein gesteigertes Gebietsrenommee erleichtert zudem die Etablierung von Orts- und Riedenweinen
mit hoher Wertschöpfung. Die Positionierung inner- oder außerhalb des definierten Herkunftssystems liegt
dabei im Ermessen jedes einzelnen Betriebs.
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