Roth: „Ölheizung seit Jahrzehnten bewährte Heizform“ - „Mit neuen Green liquid fuels
kann der mittelfristige Ausstieg aus fossilem Heizöl in eine grüne Zukunft gelingen“
Wien (pwk) - „Der Fachverband des österreichischen Energiehandels bekennt sich zu den Pariser Klimaschutzzielen
und zu der in der österreichischen Klima- und Energiestrategie vorgesehenen Forcierung von Energieeffizienz
und erneuerbaren Energien. Damit verbunden ist unter anderem der mittelfristige Ausstieg aus dem fossilen Energieträger
Heizöl“, sagt Jürgen Roth, Obmann des Fachverbandes Energiehandel in der Wirtschaftskammer Österreich
(WKÖ).
„Wir dürfen uns das bestehende Öl-Heizsystem nicht schlechtreden lassen“, so Roth. „Das Heizsystem mit
flüssigen Energieträgern ist seit sechs Jahrzehnten bewährt und liefert verlässlich Wärme
für 2 Millionen Menschen.“
Unbestritten auch die weiteren Vorteile:
- höchste Energieeffizienz
- höchste Energiedichte
- bewährte technologische Verlässlichkeit
- leistbar und damit sozial verträglich
- leitungsungebunden - Wärme und Sicherheit auf eigenen
Vorrat
Zu diesen Vorteilen kommt noch eine Effizienzsteigerung von 40 Prozent beim Umstieg auf die neue Brennwerttechnologie.
„Unsere Berechnungen zeigen, dass dank unserer Initiative für den Umstieg österreichweit kumuliert rund
6,4 GWh Energie in den letzten 10 Jahren eingespart werden konnten. Das entspricht mehr als 1,7 Millionen Tonnen
CO2“, zeigt sich Roth, zufrieden.
Der Weg in die grüne Zukunft: Flüssige Brennstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen können zukünftig
den Bedarf an fossilen Energieträgern senken
In intensiven Forschungen und Tests wurde zum Beispiel ein innovativer erneuerbarer flüssiger Energieträger
entwickelt: Hydrotreated Vegetable Oil (kurz HVO). „HVO ist sozusagen synthetisches Heizöl, das zum überwiegenden
Teil aus Reststoffen - pflanzlichen und tierischen Fetten und Abfällen – besteht. Es hat keinen Nachteil gegenüber
fossilem Heizöl“, so Roth.
Die Fakten
- HVO ist ebenso CO2 neutral wie andere feste biogene Brennstoffe,
produziert keinen Feinstaub und ist geruchsneutral.
- Bei Umstellung auf neue Brennwerttechnologie kann Hydrotreated
Vegetable Oil im bewährten Heizsystem auch weitergenutzt werden: Das Einsparungsvolumen gegenüber den
Umstellungskosten auf andere Energieträger beträgt 20 Milliarden Euro. „Der Einsatz von HVO ist damit
sozial- und standortverträglich“, hält Fachverbandsobmann Roth fest, „ein Umstieg auf andere Energieformen
ist nicht notwendig.“
Einsatz von HVO in bestehenden Heizanlagen - Pilotprojekt läuft in Österreich bereits
Momentan wird Hydrotreated Vegetable Oil (HVO) – ein green liquid fuel - in ganz Österreich in bestehenden
modernen Brennwertkesseln von Einfamilienhäusern getestet. Projektpartner sind Kesselerzeuger bzw. Kessellieferanten
für Service und Emissionsmessungen, der Energiehandel für die Bereitstellung von HVO und die Betreiber
der Pilotanlagen.
„Heutige Öl-Brennwertkessel haben die Zukunft mit Bioöl bereits eingebaut“, erläutert Ing. Peter
Huber, Geschäftsführer von Viessmann Österreich. Ab Werk sind diese Öl-Brennwertkessel bereits
auf einen Umstieg von ausschließlich fossilem Öl auf Bioöl vorbereitet und können damit auch
mit regenerativen Energieträgern betrieben werden. Dabei ist die Anschaffung eines neuen Brennwertkessels
noch dazu ein aktiver Beitrag zu Ressourceneffizienz und Energieeinsparung. „Der Verbrauch sinkt dadurch um bis
zu 40%. Mit einem unschlagbar hohen Wirkungsgrad wird das eingesetzte Bioöl bis zu 98% in Wärme umgewandelt.“
Die ersten Ergebnisse der Tests sind vielversprechend. „HVO liegt bei allen Emissionen - CO, NOx, CO2, O2, Ruß
- deutlich unter den gesetzlichen vorgeschriebenen Grenzwerten“, schwärmt Huber.
Allein in Österreich sind noch rund 700.000 Ölheizungen in Betrieb, die zu einem überwiegenden Anteil
älter als 20 Jahre sind. „Die kontinuierliche Umstellung auf Öl-Brennwerttechnik in Verbindung mit dem
Einsatz von Bioöl ist somit ein gewaltiger Hebel sowohl für die Forcierung erneuerbarer Energieträger
wie auch für die Steigerung der Energieeffizienz“, so Huber.
Ein weiterer Vorteil beim Einsatz dieser Art der flüssigen Biomasse ist, dass im Sanierungsfall de facto die
gesamte Peripherie, wie etwa Öltanks, Ölleitungen und Kamin auch weiterhin genutzt werden können.
„Die Umstellung von fossilem Heizöl auf Bioöl ist somit nicht nur sehr kostengünstig - es spart
bereits Ressourcen bei der Herstellung der Anlagen“, zeigt Huber weitere Vorteile auf.
HVO-Beimischung zu Heizöl bringt relevante Ergebnisse zur Erreichung der Klimaziele
Der österreichische Energiehandel hat eine Studie bei der Österreichischen Energieagentur in Auftrag
gegeben. Diese zeigt, dass der Energieträger Hydrotreated Vegetable Oil die Klimaziele unterstützt und
eine wichtige Rolle im Energiesystem der Zukunft einnehmen kann und wird. Konkret kann „die Beimischung von HVO-Brennstoffen
zu Heizöl Extraleicht in kurzem Zeitraum einen relevanten Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten.“
„Der Ausstieg aus dem fossilen Heizöl ist beschlossene Sache. HVOs bieten die Möglichkeit, marktübliche
Heizölbrennersysteme weiterzuverwenden und mit diesen klimafreundlich zu heizen“, sagt Peter Traupmann, Geschäftsführer
der Österreichischen Energieagentur. „Würde man das gesamte in Österreich zum Heizen verwendete
Öl durch HVO ersetzen, könnte man die Treibhausgasemissionen um 2,4 bis 3,7 Millionen Tonnen senken.
Doch selbst wenn lediglich fünf Prozent beigemischt werden, ließen sich die Treibhausgasemissionen über
den Lebenszyklus je nach Rohstoffquelle um etwa 100.000 bis 186.000 Tonnen CO2-Äquivalente jährlich reduzieren.
Die dafür benötigten Mengen von rund 47.000 Tonnen HVO entsprechen in etwa der Größenordnung,
die 2016 in Österreich im Verkehrssektor verwendet wurde“, macht Traupmann die Dimensionen klar. „Die ökologische
Performance von HVO hängt stark von den eingesetzten Rohstoffen ab und ist am günstigsten, wenn Reststoffe
verwendet werden. Je nach eingesetztem Rohstoff können über den Lebenszyklus gesehen gegenüber fossilen
Produkten hohe Treibhausgaseinsparungen erzielt werden: Werden Pflanzenöle eingesetzt sind es etwa 60 Prozent,
bei der Verwendung von Altspeisefetten bis zu 90 Prozent.“
Die Produktion von HVO-Brennstoffen aus nachhaltigen Rohstoffen aus Österreich sei Traupmann zufolge zudem
ein wichtiger Schritt bei der Umsetzung der in der Klima- und Energiestrategie #mission2030 angestrebten Bioökonomie.
Ziel dieses Wirtschaftskonzeptes ist es - auch abseits des Energiesystems - fossile Ressourcen in möglichst
allen Anwendungen durch nachhaltige Rohstoffe zu ersetzen. „Bioökonomie senkt Österreichs Abhängigkeit
von fossilen Importen drastisch, schafft Innovation und Arbeitsplätze und setzt positive Impulse für
Klima- und Umweltschutz“, so Traupmann weiter. Dem folgend werden in Zukunft das Ressourcenthema im Bereich Biomasse
und die Frage, in welchen Wirtschaftsbereichen flüssige Energieträger eingesetzt werden, von großer
Bedeutung sein.
Der Weg zum grünen Heizen mit erneuerbarer Energie
Und wie sieht nun der Weg in Richtung green liquid fuels wie HVO aus? Nach dem Abschluss der bereits erwähnten
Echttests kann mit dem Einsatz von HVO als hundertprozentigem green liquid fuel gestartet werden. Die sozial verträgliche
Umstellung (ohne Zwang) von bestehenden rein fossilen Heizkesselanlagen auf neueste, besonders effiziente Brennwertkesseln
mit HVO ab dem Jahr 2025 ist ein weiterer Schritt. Der flächendeckende Einsatz von Heizkesselanlagen mit erneuerbaren
synthetischen Energieträgern auf Basis von HVO und weiteren synthetischen erneuerbaren flüssigen Brennstoffen
soll ab 2040, spätestens aber 2050 erreicht sein.
Diese synthetischen erneuerbaren Brennstoffe werden gerade weltweit intensiv erforscht und getestet. Es handelt
sich dabei um alle unter Einsatz von klimaneutralem Kohlenstoff und erneuerbaren Strom erzeugten flüssigen
Brennstoffen, wobei Wasserstoff als Ausgangsbasis besonders relevant ist.
Wenn der komplette Umstieg aus fossilem Heizöl bis 2050 gelingt, bedeutet dies eine jährliche Reduktion
von 3,7 Mio. Tonnen CO2, was einem Minus von 4,6 Prozent an den gesamten CO2-Emissionen Österreichs entspricht.
Ziel: Green liquid fuels möglichst aus heimischen Rohstoffen herzustellen
Einen Aspekt der Studie heben Roth, Traupmann und Huber unisono hervor: „Das langfristige Ziel sollte sein, green
liquid fuels wie Hydrotreated Vegetable Oil möglichst aus heimischen Rohstoffen herzustellen. Das schafft
und sichert unter anderem neue heimische Arbeitsplätze und Absatzmöglichkeiten für die österreichische
Landwirtschaft.“
„Wir versuchen mit den relevanten österreichischen Entscheidungsträgern die notwendigen Schritte einzuleiten,
um das skizzierte Szenarium umzusetzen“, so Roth abschließend.
|