Durch das Aufrollen vergangener Mordfälle sollen Muster abgeleitet, Gefährdungsszenarien
ermittelt und Präventionsmaßnahmen abgeleitet werden.
Wien (bmi) - "Die Morde an Frauen in den vergangenen Tagen und Wochen haben gezeigt, dass wir akuten
Handlungsbedarf in diesem Bereich haben. Daher habe ich den Auftrag gegeben, eine Screening-Gruppe einzurichten",
sagte Innenminister Herbert Kickl am 15. Jänner. Die Gruppe soll Mordfälle, die sich seit 1. Jänner
2018 ereignet haben und als Beziehungstat eingestuft werden, aufrollen, screenen und analysieren. In den Fokus
gefasst werden sollen beispielsweise die Vorgeschichte des Täters, die Opfer-Täter-Beziehung und Opfer-Täter-Charakteristika.
"Es geht uns unter anderem darum zu analysieren, wer was wann wo wie womit und warum getan hat. Daraus sollen
Muster abgeleitet werden. Eine weitere Frage, die sich die Gruppe stellen wird, ist, ob es Kommunikationsmängel
zwischen verschiedenen Stellen gibt, die behoben werden müssen. Dadurch soll ein präventiver Ansatz erzielt
werden, wodurch künftige Gewalttaten verhindert werden können", sagte Kickl.
Evaluiert werden soll außerdem, ob es einen Bedarf nach besserer Vernetzung von Prävention und Repression
gibt, beispielsweise zwischen Opferschutzeinrichtungen und Haftanstalten. "Wenn sich beispielsweise jemand
in der Haft radikalisiert, dann muss das an die zuständigen Stellen weitergeleitet werden", so Kickl.
Es gehe auch um eine permanente Weiterentwicklung der bereits angewandten Methoden. "Die Vorfälle in
den vergangenen Wochen haben auch gezeigt, dass die Verwendung von Tatmitteln wie Hieb- und Stichwaffen ein großes
Problem darstellen. Daher sollen Tätergruppen, die diese Tatmittel besonders häufig verwenden, identifiziert
werden, um auch hier präventiv entgegenzusteuern", sagte der Innenminister.
Die Screening-Gruppe soll sich aus Expertinnen und Experten aus den Bereichen Polizei, Innenministerium, Justiz,
Profiling/Psychologie, Opferschutz und ALES, der interdisziplinären Forschungsstelle für modernes Law
Enforcement, zusammensetzen. Außerdem soll mit internationalen Einrichtungen Kontakt aufgenommen werden.
Geleitet werden soll die Gruppe vom Direktor des Bundeskriminalamtes, General Franz Lang.
"Die Screening-Gruppe versteht sich als Ergänzung zur Taskforce ‚Strafrecht‘, die sich mit dem im Regierungsprogramm
verankerten Schwerpunkt zum Thema "Härtere Strafen für Sexual-und Gewaltverbrecher" auseinandersetzt.
Seitens Innen- und Justizministerium wurden hier bereits Maßnahmen ausgearbeitet. "Die Vorfälle
in den vergangenen Tagen haben gezeigt, dass wir keine Zeit mehr verlieren dürfen, daher erwarte ich mir von
der Taskforce rasch Ergebnisse und eine Strafverschärfung für Sexual- und Gewaltverbrecher", sagte
Kickl und verwies auf einige Felder, bei denen Handlungsbedarf besteht, wie beispielsweise das Betretungsverbot
und die Melde- und Anzeigenpflichten für gesundheitliche Berufe.
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