Aufholbedarf bei der Umsetzung digitaler Geschäftsprozesse vorhanden – Sparte wünscht
sich Nachfolgeprogramm für „KMU digital“
Wien (pwk) - „Mit der Digitalisierung haben wir das Zukunftsthema gerade für KMU vor uns. Unsere Unternehmen
müssen dabei stetig am Ball bleiben, denn für die Implementierung der neuen Technologien und Prozesse
ist noch starke Unterstützung notwendig“, betonte Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte
Gewerbe und Handwerk, am 16. Jänner im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien. Die Beschäftigung
der Unternehmen mit digitalen Themen entscheidet maßgeblich über die erfolgreiche Unternehmensentwicklung.
„Von allen Betrieben, die sich mit Digitalisierung beschäftigen, werden 80 Prozent der digitalen Trends positiv
bewertet. Das ist ein guter Ausgangspunkt, der zeigt, dass die Digitalisierung und ihre Chancen wichtige Themen
für unsere Betriebe sind. An dieser positiven Ausrichtung der Betriebe hat das Programm „KMU digital“, das
Ende 2018 ausgelaufen ist, wesentlichen Anteil. Wir benötigen daher rasch ein Nachfolgeprogramm, um die Betriebe
in Hinblick auf die Entwicklung neuer digitaler und innovativer Geschäftsprozesse unterstützen“, so Scheichelbauer.
Derzeit bedeutet Digitalisierung im Gewerbe und Handwerk vor allem, dass die „digitale Präsenz“ von Handwerks-
und Gewerbebetrieben im Netz ausgebaut wird (inkl. Social Media und Webshop). Mit bis zu 70 Prozent an Nennungen
der Unternehmen ist dies der Top-Chancentrend. Dazu kommen auch CRM-Systeme mit bis zu 45 Prozent der Nennungen.
Immer wichtiger wird auch das Gelingen einer „Customer Journey“ für die Gewinnung von neuen Kunden mit bis
zu 30 Prozent der Nennungen. Noch immer beschäftigen die Unternehmen Fragestellungen zum Thema Datenschutz
- sowohl als Chancentrend, als auch als Risikotrend, zum Teil mit über 60 Prozent der Nennungen. Digitalisierung
stellt sich also überwiegend dar als Kombination von Datenschutz und Marketing. Die Dimensionen „Mitarbeiter/Unternehmenskultur“,
„Geschäftsmodelle/Wertschöpfungskette“, „Abläufe und Prozesse“ und auch die Entwicklung zukunftsweisender
„Produkte und Dienstleistungen“ sind noch ausbaufähig. Auch zeigt sich aus der Auswertung von „KMU Digital“,
dass nur 20 Prozent der digitalen Trends von den Betrieben als Risikotrends eingestuft werden.
„Nach wie vor steht die Qualität unserer Produkte und die handwerkliche Arbeit im Mittelpunkt. Aber wir haben
klaren Handlungsbedarf, um die Betriebe zu motivieren, mehr in die digitale Offensive zu gehen. Wir haben in allen
Branchen Vorzeigebetriebe, die traditionelles Handwerk auf innovative Weise digitalisieren. Ich würde mir
aber wünschen, wenn Handwerk und Gewerbe bis 2020 flächendeckend digital präsent ist. In Zeiten
digitaler Suchmaschinen und Online-Vergleiche müssen wir online gefunden werden. Und wir müssen beginnen,
unsere Geschäftsmodelle aktiver nach den neuen Möglichkeiten auszurichten. Das ist quasi mein Neujahrswunsch
an unsere Betriebe!“, so Scheichelbauer-Schuster.
Teil dieser Offensive müsse es auch sein, so die Obfrau, die Betriebe in Hinblick auf die Identifizierung
und Umsetzung digitaler Geschäftsmodelle zu unterstützen. Als Trends kristallisieren sich derzeit folgende
Bereiche heraus: Im Bereich Bauen und Wohnen „Smart Houses“ mit 43 Prozent und „Augmented Reality“ mit 32 Prozent.
Im Bereich Herstellung von Waren sticht der Trend „Kunde hilft mit“ mit 27 Prozent ins Auge, ebenfalls im Bereich
Essen und Trinken mit 28 Prozent. Im Bereich Gewerbliche Dienstleister erhält der Trend „Aus- und Weiterbildung“
mit 26 Prozent der Nennungen den Vorrang.
Digitale Umsetzungserfolge: Goldschmiede und 3D, digitale Kommunikation für Elektrotechniker für
Termintreue und Optimierung der Wegzeiten
Bereits jetzt zeigen sich in vielen Branchen „digitale Umsetzungserfolge“: Seit den Goldschmieden 3D-Drucker
mit einer Auflösung im Hundertstel-Millimeter-Bereich zur Verfügung stehen, können die Goldschmiede
wieder vermehrt kreativ tätig sein. Jetzt sind wieder Formen möglich, die mit den herkömmlichen
Methoden in der Herstellung zu kostspielig waren. Der 3 D Druck dient sowohl der Modellgestaltung als auch der
Endfertigung. Durch erweiterte Konfiguratoren kann der Kunde den Schmuck sogar mitgestalten, der Kunde wird zum
Co-Designer.
Aber auch Friseure, Tischler oder Steinmetze nutzen die Chancen der Digitalisierung etwa durch moderne Kommunikation
in der Terminvereinbarung und den Einsatz neuer Technologien in der Modellierung und Oberflächenbearbeitung.
Auch in der Elektrotechnik spielt die Digitalisierung bereits eine maßgebliche Rolle, sowohl bei den angebotenen
Ausführungen, wie Hausautomatisation als auch bei der internen Kommunikation. Beispielsweise wird in einem
Betrieb jeder Auftrag in einem digitalen Zeitverwaltungsprogramm erfasst und sowohl im Büro als auch vor Ort
bei den Mitarbeitern per App am Handy angezeigt. Alle Aufträge sind in einem digitalen Depot gereiht. Wurde
ein Auftrag fertiggestellt, kann selbständig der nächste Auftrag aus dem Depot ausgewählt werden.
Das reduziert Wartezeiten, optimiert den Kundenkontakt und interne Abläufe und Wegzeiten.
„Diese Beispiele sind u.a. Ergebnis von KMU Digital, in dessen Rahmen die Bundessparte zehn Branchenmanuals erarbeitet
hat. Digitalisierung bedeutet aber nicht nur die Implementierung neuer Prozesse, sondern betrifft vor allem den
Bereich der Aus- und Weiterbildung. Vor diesem Hintergrund ist die gestern, Dienstag, durch WKÖ-Präsident
Harald Mahrer neu gestartete Bildungsoffensive der WKO der richtige Beitrag, um die berufliche Bildung vollkommen
neu auszurichten und in allen Bereichen um die digitale Komponente zu erweitern. Auch im Hinblick darauf, dass
Digitalisierungsministerin Margarete Schramböck 2019 zum Jahr der Digitalisierung machen will, sind wir sehr
positiv gestimmt, dass hier weiter Dynamik in den Prozess kommt und die Digitalisierung einer unserer Standortvorteile
wird“, so Scheichelbauer-Schuster abschließend.
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