Kräftiger Umsatzzuwachs zum Start der Wintersaison 2018/19
Wien (wifo) - Nachdem Nächtigungen und Ankünfte im Sommer 2018 weiter gestiegen waren, verzeichnete
der österreichische Tourismus auch am Beginn der Wintersaison 2018/19 deutliche Nachfragezuwächse. Die
bisherigen Höchstwerte aus dem Vorjahr wurden von November bis Dezember 2018 neuerlich übertroffen (Gästeankünfte
+5,6%, Übernachtungen +7,6%, nominelle Tourismuseinnahmen +7,3%).
In der Wintervorsaison (November bis Dezember) 2018 erreichten die Gesamteinnahmen im österreichischen Tourismus
nach ersten Schätzungen des WIFO mit nominell 3,80 Mrd. € einen neuen Höchstwert. Die Steigerung gegenüber
der Vergleichsperiode 2017 beträgt damit 7,3% (preisbereinigt +5,2%).
Die Nachfragezuwächse waren regional breit gestreut: Auf Bundesländerebene expandierten die Tourismuseinnahmen
im Analysezeitraum vor allem in Wien kräftig (nominell +18,0%), aber auch in Kärnten lagen sie um ein
Zehntel über dem Wert von November bis Dezember 2017. Die Dynamik in Oberösterreich entsprach mit +7,2%
etwa der österreichweiten Entwicklung. Niederösterreich, Vorarlberg, Tirol und Salzburg verzeichneten
eine nominelle Steigerung der Tourismuseinnahmen um 5,0% bis 6,5% und erzielten damit auch in realer Rechnung deutliche
Umsatzzuwächse. Weniger günstig entwickelte sich die Nachfrage lediglich in zwei Bundesländern:
In der Steiermark verblieben die Einnahmen zu laufenden Preisen in der Wintervorsaison 2018/19 auf dem Vorjahresniveau,
im Burgenland waren sie sogar rückläufig (-2,0%).
Auf Basis erster hochgerechneter Daten expandierte österreichweit die Zahl der Gästeankünfte von
November bis Dezember 2018 um 5,6%, jene der Übernachtungen um 7,6%. Daraus resultiert aktuell eine durchschnittliche
Aufenthaltsdauer von 2,9 Nächtigungen pro Gast (+1,9%). Der langjährige Trend zu kürzeren (dafür
aber häufigeren) Reisen wurde damit erstmals seit der Vergleichsperiode 2013 unterbrochen: Seit 1992 (durchschnittliche
Verweildauer der Touristen und Touristinnen von November bis Dezember 4,3 Nächte) ging die Aufenthaltsdauer
insgesamt um etwa ein Drittel zurück. Es bleibt abzuwarten, ob dies eine Trendwende oder eine vorerst einmalige
Entwicklung ist.
Das Nächtigungsvolumen erreichte im ersten Winterdrittel 2018/19 österreichweit 16,57 Mio., davon stammten
71,8% von ausländischen Gästen. Die Nachfrage der internationalen Besucher und Besucherinnen entwickelte
sich dabei wesentlich dynamischer als jene aus Österreich (+10,0% im Vergleich zu +1,8%). Die Zahl der Nächtigungen
erhöhte sich im November und Dezember 2018 in ähnlichem Tempo (+7,9% bzw. +7,4%).
Nach dem heißen Wetter in der Sommersaison 2018 lag die durchschnittliche Temperatur im November ebenfalls
beträchtlich über dem langjährigen Mittel 1981/2010 (+2,1°C), zudem war es auffallend trocken
und die Schneelage auf den Bergen größtenteils unterdurchschnittlich. Auch im Dezember blieben die Schneeverhältnisse
aufgrund der milden Temperaturen (um 1,9°C wärmer als im Klimamittel 1981/2010) deutlich unter den langfristigen
Vergleichswerten. Während nördlich und entlang des Alpenhauptkammes wesentlich mehr Regen als im klimatologischen
Dezember-Durchschnitt fiel, verzeichnete der Süden des Landes Niederschlagsdefizite zwischen 50% und 90%.
Aufgrund dieser klimatisch eher ungünstigen Bedingungen für die Ausübung traditionellen Wintersports
im November und der Vorweihnachtszeit überraschen zum einen die Nachfragesteigerungen in den alpinen Bundesländern,
zum anderen die vergleichsweise mäßige Entwicklung in der Steiermark und dem Burgenland mit wichtigen
Thermenstandorten. Erst nach Vorliegen kleinräumiger Nächtigungs- und Ankunftsdaten werden weitere Analysen
dazu möglich sein.
Die ausländische Nachfrage nach Österreich-Aufenthalten generierte von November bis Dezember 2018 11,90
Mio. Nächtigungen. Davon entfielen 84,3% auf 15 ausgewählte Quellmärkte, deren Wachstum im Durchschnitt
mit +9,7% etwa der internationalen Gesamtdynamik entsprach. Im Einzelnen entwickelten sich jedoch die Nächtigungen
von Gästen aus den USA (+19,0%), den Niederlanden (+13,8%; mit 7,9% der zweitwichtigste Auslandsmarkt), Belgien
(+13,6%), Dänemark (13,0%), Deutschland als bedeutendstem Herkunftsland (+11,6%; Marktanteil an den internationalen
Nächtigungen 46,9%) sowie Frankreich zum Teil deutlich überdurchschnittlich. Auf acht weiteren Märkten
wurden im Analysezeitraum ebenfalls Zuwächse erwirtschaftet, wobei die Tourismusnachfrage der Touristen aus
dem Vereinigten Königreich (+7,1%) und Polen (+6,1%) am markantesten zunahm. Die Nachfrage aus Ungarn, Schweden,
Rumänien, Italien sowie der Tschechischen Republik wuchs mit +2,3% bis +4,2% mäßiger, jene von
Schweizer Gästen veränderte sich gegenüber November bis Dezember 2017 kaum (+1,1%). Einzig russische
Touristen und Touristinnen nächtigten in der Wintervorsaison 2018/19 seltener in Österreich (-3,1%; das
Nächtigungsvolumen lag um rund 111.800 bzw. 39,5% unter dem bisherigen Höchstwert aus der Vergleichsperiode
November bis Dezember 2013).
Von den einzelnen Unterkunftsarten profitierten in der Wintervorsaison 2018/19 erneut die Ferienwohnungen von besonders
starken Nächtigungssteigerungen (gewerblich +21,4%, privat +12,5%). Die Hotellerie entwickelte sich dagegen
insgesamt unterdurchschnittlich (+6,2%), nur das 2/1-Stern-Segment wuchs mit +9,3% dynamischer als im Mittel aller
Unterkünfte. Die 3-Stern-Kategorie schnitt um rund 2 Prozentpunkte besser ab als die 5/4-Stern-Betriebe (+7,3%
zu +5,2%). In den übrigen Unterkünften (Campingplätze, Unterkünfte für Kinder und Jugendliche,
Kurheime, bewirtschaftete Schutzhütten, sonstige Unterkünfte) stieg die Nachfrage vergleichsweise gering
(+3,1%).
Nach aktuellen Schätzungen des WIFO dürften die Einnahmen aus dem Gesamtreiseverkehr im Kalenderjahr
2018 insgesamt nominell um 4,9% und real um 1,8% gewachsen sein (nach +4,7% bzw. +1,5% 2017). Für die touristischen
Aufwendungen der inländischen Reisenden im Ausland (Reiseverkehrsimporte) wird jedoch gleichzeitig mit einem
Anstieg von 5,2% (nominell) bzw. 4,7% (preisbereinigt) gerechnet. Auslandsreisen erfreuen sich also in der heimischen
Bevölkerung weiterhin steigender Beliebtheit (bereits 2017 expandierten die Tourismusimporte real um 7,7%).
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