Buchpräsentation über die historische Aufarbeitung
 des Heim-und Fürsorgewesens in Oberösterreich

 

erstellt am
25. 01. 19
13:00 MEZ

Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer versichert den Opfern, dass sie niemals vergessen sind
Linz (lk) - Das präsentierte Werk „Heimerziehung in Oberösterreich“ über die historische Aufarbeitung der Geschichte des Heim- und Fürsorgewesens in Oberösterreich von den Buchautoren Prof. Dr. Dieter A. Binder und a. Univ. Prof. Dr. Michael John führt deutlich vor Augen, dass auch in Einrichtungen des Landes Oberösterreich Gewalt an der Tagesordnung stand und Kinder und Jugendliche anstatt Schutz und Fürsorge zu bekommen, zu Opfern geworden sind.

„Das Werk ruft in Erinnerung, dass psychische, physische und sexuelle Gewalt in den Einrichtungen des Lands eine tragische Tatsache war. Was den Opfern passiert ist, ist keineswegs vergessen!“, so Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer anlässlich der Buchpräsentation.

Um mit diesen Opfern wertschätzend umzugehen, hat das Land Oberösterreich bereits im Jahr 2010 bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft eine unabhängige Opferschutzstelle eingerichtet um Betroffene zu begleiten. Das Land nahm seine historische Verantwortung für die Fehler und Versäumnisse der Vergangenheit wahr und hat die Geschichte des Heim- und Fürsorgewesens in Oberösterreich seit dem 2. Weltkrieg auch wissenschaftlich aufarbeiten lassen.

Das umfangreiche Werk kommt dem Anspruch auf Wahrheit nach, die tragischen Ereignisse in Landeseinrichtungen sollten nicht vergessen werden. „Mit dem Buch soll kein Schlussstrich unter der Aufarbeitung der Gewalt in Einrichtungen des Landes Oberösterreich gezogen werden. Es ist eine wichtige Zwischenbilanz und wertvoller Beitrag dafür, um klarzumachen, dass derartige Vorfälle nie wieder passieren dürfen. Das Land Oberösterreich bittet die Opfer um Verzeihung für das erlittene Unrecht“, so der Landeshauptmann.

Professor Dr. Dieter Binder von der Karl-Franzens Universität resümierte über das Gemeinschaftswerk: „Die Heimerziehung war ab 1945 geprägt vom Fortbestehen des Separierens ‚verhaltensauffälliger‘ Jugendlicher sowie der gesellschaftlichen Verantwortung für gefährdete Jugendliche. Schließlich waren es Reformansätze, die von außen kamen und auch das Engagement einzelner Personen aus der Fürsorgeverwaltung, die die Form der staatlichen Erziehung in einen Erneuerungsprozess sowie eine Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen führten. Verantwortlich für die zuvor gegebenen Missstände waren die gesetzlichen Rahmenbedingungen, das Fehlen in- und externer Kontrollinstanzen und das Fehlverhalten Einzelner sowie die damit verbundene Gruppendynamik.

Der zweite Autor des Werkes, Professor Dr. Michael John von der Johannes Kepler Universität Linz, zog nach der umfangreichen Arbeit am Buch das Fazit: "Das Buch ist das Ergebnis jahrelanger Recherchen. Besonders wichtig war mir der Kontakt zu den Betroffenen, zu den ehemaligen Heimkindern, aber auch zu den Erzieherinnen und Erzieher. Ohne diese hätte das Buch so nicht geschrieben werden können."

Das Land Oberösterreich hat zudem eine Kommission eingerichtet, die durch externe/n Expert/innen mit der Aufarbeitung der Fälle betraut ist: Dabei wurden Vorschläge erarbeitet, ob den jeweiligen Opfern als Geste des Bedauerns über die von ihnen dargelegten Vorfälle ein Geldbetrag oder sonstige Leistungen, wie etwa der Nachkauf von Versicherungszeiten, zuerkannt wird. Das ist mittlerweile in mehr als 300 Fällen passiert, die Auszahlungssumme beläuft sich auf über drei Millionen Euro. Die Kosten in Höhe von 77.000 Euro für das Buchprojekt „Heimerziehung in Oberösterreich“ wurden zur Gänze vom Land OÖ getragen.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.land-oberoesterreich.gv.at

 

 

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at