Linz (jku) - Drum prüfe, wer sich ewig bindet: Welche Moleküle sich wann und wie an andere binden,
spielt bei der Entwicklung von Medikamenten eine entscheidende Rolle. Deren Wirksamkeit beruht auf der Bindungsaffinität
von Molekülen. Eine neue Untersuchungsmethode der Johannes Kepler Universität Linz erlaubt es, diese
Bindungsaffinität zu untersuchen – und zwar 100-mal schneller als bisher.
Dr. Yoo Jin Oh von der Abteilung für Angewandte Experimentelle Biophysik (Vorstand Prof. Peter Hinterdorfer)
benötigt für ihre Methode lediglich Proben von 100-700 Molekülen. Bisherige Untersuchungen brauchten
dafür zwischen 10.000 und 10 Mio. Moleküle. Die drastische Verringerung der benötigten Probe vereinfacht
und beschleunigt die „Quantifizierung der Bindungsaffinität“ enorm. „Das heißt, wir können viel
problemloser und günstiger untersuchen, wie wahrscheinlich und in welchem Ausmaß sich Stoffe aneinander
binden. Die zuverlässige Einschätzung dieser Bindungsaffinität ist Grundlage für die Wirksamkeit
von Medikamenten und daher enorm wichtig in Biotechnologie und Pharmakologie“, so Dr. Oh.
Untersuchung im Nano-Bereich
Möglich wurde dieser Durchbruch durch eine rastersonden-mikroskopische Erkennungsmethode, die ebenfalls auf
einer JKU-Technologie beruht: der Einzelmolekül-Erkennungsmethode. Damit konnte die JKU-Forscherin DNA-Proben
auf einem winzigen Siliziumsubstrat (ca. 1 Milliardstel Meter) sichtbar machen. Ihre Forschungsarbeit hat Dr. Oh
nun im renommierten Journal Nano Letters unter dem Titel „Ultrasensitive und markierungsfreie Sondierung der Bindungsaffinität
mittels Erkennungsbildgebung“ vorgestellt.
„Die Arbeit ist auch deshalb interessant, weil es spannende Forschungsgebiete wie Nanobiophysik, Biotechnologie
und Molekulardiagnostik vereint und vorantreibt“, beschreibt Institutsleiter Hinterdorfer den multidisziplinären
Charakter des Projekts.
Zur Person
Oh wurde 1981 in Südkorea geboren. Nach dem Studium der Physik an der Ewha Womans University in Seoul kam
sie 2009 an die JKU. Ihre Arbeit wurde bereits mit drei nationalen und vier internationalen Preisen ausgezeichnet
und mit über 1 Mio. Euro gefördert. Sie forscht am Institut für Biophysik.
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