Innovationsmanagement zwischen
 Mythen, Methoden und Machbarkeit

 

erstellt am
23. 01. 19
13:00 MEZ

Die philosophische als auch die praktische Herangehensweise an das Innovationsmanagement waren Themen bei der vierten Wiener Innovationskonferenz am 23. Jänner im Wiener Rathaus
Wien (rk) - Das „Management von Innovationen“ stellt für Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Hochschulen und die öffentliche Verwaltung eine erhebliche Herausforderung dar. Die meisten großen Organisationen sind auf funktionierende Routineprozesse mit immer wiederkehrenden Aufgaben ausgerichtet. Diese Routinen stehen häufig im Gegensatz zu Innovationen.

Die Annäherung an diese Widersprüche sowohl von der philosophischen als auch von der praktischen Seite war das Thema der diesjährigen vierten Wiener Innovationskonferenz am 23. Jänner 2019 im Wiener Rathaus. Etwa 400 Gäste aus den Bereichen Forschung, Verwaltung und Wirtschaft tauschten sich mit PraktikerInnen aus dem Innovationsmanagement aus. Abhängig von der Organisation oder dem Innovationsvorhaben können die Herangehensweisen und die gewählten Methoden sehr unterschiedlich ausfallen.

Ludwig: Globalisierung und technologischer Wandel stellen uns vor Herausforderungen
Bürgermeister Michael Ludwig stellte zu Beginn der Veranstaltung fest, dass Wien gut dastehe: „45.000 Menschen in Wien arbeiten in Wissenschaft und Forschung. Das ist ein Anteil von 5,4 % an allen Beschäftigten – womit wir Platz 3 von 276 EU-Regionen belegen.“ Globalisierung und technologischer Wandel machten es aber notwendig zu handeln, um unser Wohlstandsmodell erhalten und weiterentwickeln zu können. Innovationen seien der Hebel, um Herausforderungen in vielen Bereichen des täglichen Lebens zu bewältigen. Etwa wenn es um Pflege, Arbeitsmarkt, Integration oder Klimawandel gehe. Dazu brauche es, neben der positiven Gestaltung der Digitalisierung, Flexibilität und Mut. Niemals vergessen werden dürfe dabei der Mensch: „Gerade zum 100-Jahr-Jubiläum des ‚Roten Wien‘ sei an den Leitgedanken dieser Stadtregierung erinnert: Innovation, wie wir sie meinen, verbessert das Leben der Wienerinnen und Wiener – nicht nur eines kleinen Teils, sondern aller.“

Hanke: Wir nehmen uns als Verwaltung auch selbst in die Pflicht
Wirtschafts- und Digitalisierungsstadtrat Peter Hanke betonte im Anschluss an die Rede des Bürgermeisters den breiten Innovationsbegriff, der auch kulturelle und soziale Innovation beinhalte. Fehlerkultur, Innovationskultur und -management seien daher ebenso bedeutend wie die Förderung von technologischen Entwicklungen (Stichwort 5G- und Glasfaserausbau) und Bildung. „Wir müssen die Menschen in Ausbildung, aber auch jene im Berufsleben, auf die Jobs von morgen vorbereiten. In diesen wird es ohne digitale Kompetenzen nicht mehr gehen“, so Stadtrat Hanke.

Doch Innovation betreffe nicht nur die Unternehmen. „Wir nehmen uns als Stadtverwaltung auch selbst in die Pflicht. Wir müssen innovativer werden, Teil und Katalysator der neuen Entwicklungen sein.“ Der Stadtrat, vor einem Jahr noch als Geschäftsführer der Wien Holding tätig, sieht deutliche Verbesserung in Qualität und Kundenfreundlichkeit der Verwaltung. Einerseits werde seit Jahren mit gleichem Personalstand gearbeitet – bei steigender Bevölkerungszahl. Andererseits zeigten die zahlreichen Online-Amtswege (z. B. Parkpickerl, Kindergartenanmeldung), dass Wien schon jetzt Vorreiterin sei. „Der Ruf der Verwaltung in puncto Innovation ist deutlich schlechter als die Realität. Dank der vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Initiativen und Projekte zur Modernisierung vorantreiben, haben wir schon einiges erreicht. Es gibt aber zweifellos noch viel zu tun“, schloss Hanke.

Bastelanleitungen für die Innovationsfähigkeit gibt es leider nicht
„Innovation ist ein Entwicklungsprozess, kein Programm!“ stellt der Keynote-Speaker Wolf Lotter unmissverständlich fest. Der Journalist, Gründungsmitglied des Wirtschaftsmagazins „brand eins“ und Autor des jüngst erschienenen Buches „Innovation. Streitschrift für barrierefreies Denken“ räumt mit gängigen Archetypen der Innovatoren gründlich auf. Für ihn sorgen nur der/die sogenannte Ermöglicher/Ermöglicherin für die optimalen Bedingungen für InnovatorInnen und Talente. Sie haben die Aufgabe, die verschiedenen Potenziale in und außerhalb der eigenen Netzwerkstruktur miteinander zu verbinden. Das Ziel der ErmöglicherInnen ist Selbstbestimmung und Selbstständigkeit im Innovationsprozess auf allen Ebenen, gleich ob Gesellschaft oder Organisation.

Trotz Innovations-Inflation – wie machen das die anderen?
Auch auf der Innovationskonferenz herrschte die einhellige Meinung, dass der Begriff inflationär verwendet wird. Wesentlich ist nämlich, ob wir nur so tun, als ob wir innovativ wären – oder ob wir Innovationen wirklich ermöglichen.
Die Organisatoren der vierten Wiener Innovationskonferenz, die MA 23 – Wirtschaft, Arbeit und Statistik, haben anhand von zwölf Praxisbeispielen aus Unternehmen, Forschungseinrichtungen, NGOs und Verwaltung aufgezeigt, wie Innovation in der Praxis ermöglicht wird. Die Herangehensweisen sind sehr unterschiedlich – in einem ist man sich allerdings einig: Bekenntnisse verändern nichts, handeln ist gefragt. Aber das macht auf jeden Fall viel Arbeit.

Weitere Informationen zur Veranstaltung und zur 2015 im Gemeinderat beschlossenen Strategie „Innovatives Wien 2020“ finden Sie auf http://www.innovation2020.wien.at.

 

 

 

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