LRin Dunst präsentierte Bilanz 2018 der Schuldenberatung Burgenland
Eisenstadt (blms) - Seit Ende 2017 gilt in Österreich ein neues Privatkonkursrecht, das den Zugang
zum Privatkonkurs erleichtert und die Stellung der Betroffenen verbessert hat. Die Änderung hat große
Auswirkungen auf die Arbeit der Schuldenberatung, erklärt Konsumentenschutz Landesrätin Verena Dunst:
„Mit einem Plus von 150 Prozent verzeichnen wir den größten Zuwachs im Bundesländervergleich. Wir
haben darauf reagiert und sofort personell aufgestockt. Viele Betroffene haben zugewartet, bis das neue Gesetz
in Kraft getreten ist.“ Im Vorjahr wurden 728 neue KlientInnen gezählt (2016: 570 Erstkontakte, 2017: 673).
Die durchschnittliche Verschuldungssumme stieg auf 129.300 Euro. Die Zahl der Konkursanträge stieg von 92
im Jahr 2017 auf 148 im Jahr 2018, die der Konkurseröffnungen von 80 auf 170. Nach Verhandlungen mit den Gläubigerschutzverbänden
KSV und AKV Graz und Wien ist es dem Burgenland gelungen, den Anspruch der Gläubigerschutzverbände für
die Teilnahme an der Tagsatzung Insolvenzordnung zu vereinheitlichen. Seit Dezember des Vorjahres gilt landesweit
ein einheitlicher Tarif. Mit der Forcierung der Präventionsarbeit in den Schulen wird der Schuldenfalle insbesondere
für Jugendliche weiter der Kampf ansagt. Dies gilt auch für die Erwachsenenprävention.
Schuldenberatung direkt im Amt angesiedelt
Als einziges Bundesland hat das Burgenland seine Schuldenberatung nicht als Verein organisiert, sondern direkt
im Amt der Landesregierung. „Natürlich macht es beim Umgang mit Behörden einen Unterschied, ob eine Kollegin
von einem privaten Verein oder vom Amt der Landesregierung anruft. Die Schuldenberatung Burgenland ist staatlich
anerkannt und kann Klienten direkt bei Konkursverfahren vor Gericht vertreten“, so Dunst.
Ursachen für Schulden seit Jahren unverändert
Ehemalige Selbständigkeit, Einkommensverschlechterung, Hausbau oder Wohnungskauf, Scheidung und falsches
Konsumverhalten seien seit Jahren die Hauptgründe für Schulden. „Die Schuldner kommen aus allen Schichten,
es kann jeden treffen“, weiß Mag.a Gabriela Perusich, Leiterin der Schuldenberatung Burgenland, die 1998
als kostenlose Serviceeinrichtung des Landes gegründet wurde. 2558 Telefonate wurden 2018 geführt (2016:
1784; 2017: 1965). Die Hilfe durch die Schuldenberatung ist auf den jeweiligen Fall abgestimmt, es werden individuelle
Sanierungskonzepte erarbeitet.
Mit der Neuregelung des Privatkonkurses wird die Entschuldung beim Privatkonkurs deutlich vereinfacht, so die Expertin:
„Die Mindestquote von 10 Prozent für die Restschuldbefreiung wurde ersatzlos gestrichen. Und auch die Dauer
der Abschöpfung wurde von sieben auf fünf Jahren reduziert.“ Die Abschöpfungsdauer ist die Zeit,
in der Privatschuldner Einkommen über dem Existenzminimum zur Schuldenreduktion abzuliefern haben. Neu ist
auch: Das Bemühen um einen Arbeitsplatz müsse nun nachgewiesen werden, und zwar verpflichtend.
Steigende Schulden, mehr Männer als Frauen verschuldet
Insgesamt verzeichnete man von 1998 bis 2018 11.598 neue KlientInnen. Deren durchschnittliche Verschuldung
betrug zuletzt 129.300 Euro, 2015 waren es 80.800 Euro. Detail am Rande: Mit 56,81 % sind die Männer bei den
KlientInnen im Überhang. Das Durchschnittsalter der SchuldnerInnen beträgt 44 Jahre, wobei Jugendliche
ebenso betroffen sind wie die ältere Generation.
Präventionsarbeit an Schulen
Gearbeitet wird aber auch präventiv: Eine eigens ausgebildete Beraterin berät an Schulen. Die Präventionsarbeit
ist auf das Alter der Kinder und Jugendlichen zugeschnnitten.
So richtet sich das Musiktheater „James Raffer & Tante Riskante‘ an Schülerinnen und Schüler der
3. und 4. Klassen Volksschulen. Rund 500 SchülerInnen besuchten 2018 die kostenlosen Aufführungen. 300
SchülerInnen der 3. und 4. Klasse Neue Mittelschule wurden Abschlusszertifikate zum Finanzpass übergeben.
„Mit Präventionsarbeit schulen wir Jugendliche im vernünftigen Umgang mit Geld um sie vor der Schuldenfalle
zu bewahren“, so die Präventionsbeauftrage Barbara Horvath-Piroska. Zum Repertoire der Präventionsarbeit
gehören auch Workshops unter dem Titel „Über Geld spricht man“. Zielgruppe sind Schülerinnen und
Schüler der burgenländischen Berufsschulen sowie in den Polytechnischen Schulen Eisenstadt und Oberwart.
2018 wurde auf diesem Weg rund
400 BerufsschülerInnen und 150 SchülerInnen der PTS erreicht.
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