Suppè-Jahr 2019: Aviso - Ausstellung und Buch-Publikation zu Franz von Suppè
mit grundlegend neu erforschter, anhand amtlicher Dokumente verbriefter Biografie des Komponisten
Gars am Kamp (zeitbrücke museum) - Vor 200 Jahren wurde Franz von Suppè geboren, der seinen
Namen selbst stets "Suppè" geschrieben hat, weshalb diese Namensschreibung jener des Komponisten
folgt. Das "Zeitbrücke-Museum" der Kamptal-Sommerfrische Gars, wo Suppè zwischen 1876 und
1895 seine Sommer verbracht hat, feiert den 200. Geburtstag des Operetten-Komponisten ab Juni 2019 mit einer Jubiläumsausstellung
und einer reich bebilderten Begleit-Publikation. Gezeigt werden ausgewählte Archiv- und Depot-Stücke
aus Suppès Privatbesitz, die erstmals seit 1932 wieder der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht
werden. Zudem werden erstmals anhand amtlicher Akten und privater Dokumente verbriefte biografische Fakten vorgelegt,
die Ergebnis intensiver Recherchen sind und vieles, was bislang über Suppès Leben und Werk veröffentlicht
wurde, grundlegend korrigieren.
Jubiläumsausstellung und eigens recherchierte Begleit-Publikation
Von 7. Juni 2019 bis 6. Oktober 2019 zeigt das "Zeitbrücke-Museum" in seiner Suppè-Jubiläumsausstellung
zahlreiche Exponate, deren Großteil zwischen 1897 und 1908 in Suppès Garser Landhaus zu sehen waren,
wo Suppès Witwe in seinem einstigen Arbeitszimmer ein öffentlich zugängliches Suppè-Museum
eingerichtet hatte. Aus Sorge, dass dieser musiktheatergeschichtlich wertvolle Nachlass nach ihrem Ableben in alle
Himmelsrichtungen verstreut werde, hat Suppès Witwe ihr Garser Museum 1902 den "Städtischen Sammlungen
der Stadt Wien" geschenkt. 1908 wurden die Schaustücke in Gars abgeholt und eine Auswahl davon zwischen
1912 und 1932 in einem eigens eingerichteten Suppè-Zimmer präsentiert. Dieses Suppè-Zimmer wurde
1932 aufgelassen und seine Bestände um 1941 zwischen "Historischem Museum" (heute: "Wien Museum")
und der "Stadt- und Landesbibliothek" (heute "Wien Bibliothek") entsprechend den jeweiligen
Sammlungsschwerpunkten aufgeteilt.
Dank der freundlichen Unterstützung des "Wien Museums" kann das Garser "Zeitbrücke- Museum"
ab Juni 2019 in seiner Suppè-Jubiläumsausstellung und Begleit-Publikation erstmals seit 1932 eine große
Auswahl der in Vergessenheit geratenen Schau- und Erinnerungsstücke öffentlich präsentieren.
Akten und Fakten
"Die Suppè-Jubiläumsausstellung wird etwas Besonderes", sagt der Germanist und Theaterwissenschaftler
Andreas Weigel, der für die Ausstellung Suppès Biografie eigens in Archiven recherchiert hat, "weil
erstmals verbriefte, wissenschaftlich abgesicherte Dokumente und Zeitzeugnisse Suppès Biografie erhellen.
Bislang hat die Suppè-Forschung vor allem Otto Kellers 1905 veröffentlichte Monografie "Franz
von Suppé. Der Schöpfer der Deutschen Operette" als Grundlage genützt, obwohl sie jene Akten
und Fakten vernachlässigt, die Keller durch seine Heirat mit Suppès Enkelin Else in Gars zugänglich
gewesen wären. Dennoch werden Kellers Anekdoten und Legenden bis heute gutgläubig nachgebetet. Dabei
hat schon der äußerst aktenkundige Wiener Musikhistoriker Robert Franz Müller (1864-1933) Suppès
Biografie 1926 anhand amtlicher Akten richtig gestellt und nachgewiesen, dass Suppès väterliche Vorfahren
weder aus Belgien noch Cremona kamen: Vater Peter,
Großvater Franz und Ur-Großvater Peter stammten aus dem Raum Rijeka. Zudem lautete der Mädchenname
von Suppès Mutter nicht "Landovsky" (wobei das "v" fallweise als "f" bzw.
"w" und das "y" als "i" wiedergegeben wird)", sondern "Jandowsky"
(wobei das "w" gelegentlich als "f" bzw. "v" und das "y" als "i"
notiert wird).
Nichtsdestotrotz wurde ihr Familienname in biografischen Werken weiterhin als
"Landovsky" überliefert, wodurch es unmöglich war, die Identität und Lebensdaten ihrer
Eltern zu eruieren. Trotz deren Unkenntnis haben Keller und alle ihm nachfolgenden Biografen Suppès Wiener
Großvater einhellig unterstellt, dass er seinen Enkel vehement gedrängt hätte, die Beamtenlaufbahn
einzuschlagen. Allerdings ist Suppès Wiener Großvater schon 16 Jahre vor der Geburt seines Enkels
verstorben und lag als dieser 1835 16-jährig nach Wien übersiedelte bereits 32 Jahre unter der Erde.
Suppès vernachlässigte Verwandtschaft
Auch die Lebensläufe von Suppès Ehefrauen, Therese und Sofie, sowie seiner Nachkommen blieben größtenteils
im Dunkeln, obwohl Suppès Kinder und Kindeskinder teils selbst als Künstler Karriere gemacht (Enkelin
Anna als Violinistin, Enkelin Clara als Schauspielerin), teils kunst- bzw. zeitgeschichtlich interessante Persönlichkeiten
(z.B.: Adolf von Boog) geheiratet haben, wovon in den Suppè- Biografien bislang nichts zu lesen ist.
Dabei war Suppès Sohn Peter der Onkel von Arthur Schnitzler, der 1896 bei der Heirat von Suppès Enkelin
Else mit dem späteren Suppè-Biografen Keller als Trauzeuge fungiert hat, weshalb Schnitzler in seiner
"Autobiografie" und seinem "Tagebuch" ein Insider-Porträt der Familie Suppè bietet.
Suppès jüngste Tochter Therese war durch ihre Heirat Schwägerin der Sängerin Philippine
von Edelsberg, die in Suppès Operette "Flotte Bursche" aufgetreten ist. Auch die Sängerin
Rosa Streitmann, die in der "Boccaccio"-Uraufführung die "Fiametta" sowie in der "Donna
Juanita"-Uraufführung den René Dufaure / Donna Juanita gegeben hat und ihr gleichfalls als Sänger
berühmter Bruder Carl, für den Suppè die Partie des "Rudolf" in "Die Jagd nach
dem Glück" komponiert hat, waren mit Suppè beruflich und verwandtschaftlich verbunden, da Suppès
Enkel Fritz von Jenny zuerst Carl Streitmanns Schwester Rosa geheiratet hat, aber wenige Wochen später mit
dessen Ehefrau, der Schauspielerin Louise Streitmann-Übermasser, durchgebrannt ist, die gleichfalls 1880 in
der Uraufführung von "Die Jagd nach dem Glück" aufgetreten ist.
Der Suppè-Forschung ist zudem die besondere Beziehung entgangen, die Suppè mit dem Schriftsteller
Moritz Anton Grandjean verbunden hat, von dem die Textbücher für Suppès Charakterbild "Vertrauen"
(1856), Suppès komische Oper "Paragraph 3" (1858) sowie Suppès burleske Operette "Die
Jungfrau von Dragant" (1870) stammen. Der hauptberufliche Bankangestellte Grandjean wird in der Suppè-Literatur
stets als Suppès Freund aus dem Kreis der Künstler-Vereinigung "Grüne Insel" vorgestellt.
Dabei war Grandjean seit Jänner 1849 Ehemann von Suppès Cousine Rosalia, der Tochter von Suppès
Onkel und Vormund Dominik Rother.
Aus dem Alltag des Sommerfrischlers Franz von Suppè
Neben biografischen Ergänzungen und grundlegenden Korrekturen stellen die Jubiläumsausstellung und ihre
Begleit-Publikation Suppès Gars-Aufenthalte, seine Garser Bekannten- und Freundeskreise sowie jene Wiener
Künstler in den Mittelpunkt, die Suppè in Gars besucht haben. "Einige davon waren hier während
ihres Aufenthalts gleichfalls künstlerisch tätig, wie Olga Wisinger-Florian, die in Gars einige wesentliche
Werke gemalt hat. Ihr unveröffentlichtes Tagebuch verrät viele spannende Details über den Alltag
einer Garser Sommerfrischlerin im Allgemeinen und des Garser Sommerfrischlers Suppè im Besonderen",
freut sich der Leiter des "Zeitbrücke-Museums" Anton Ehrenberger, der Suppès besondere Beziehung
zu Gars durch eine reich bebilderte Dokumentation über die Architektur und Geschichte von Suppès Garser
Wohnstätten und Gästehäusern thematisiert, die erstmals Suppès private Aufzeichnungen über
die Bauarbeiten nützt (1876-1878: Mietwohnung, ab 1879: eigenes Landhaus, ab 1881: zusätzliches Gästehaus,
ab 1900: weiteres Gästehaus).
In der Jubiläumsausstellung wird zudem Suppès erfolgreiche Einflussnahme auf die Trassenplanung der
Kamptalbahn anhand zeitgenössischer Medienberichte und jenes fünfzigseitigen Suppè-Briefwechsels
dokumentiert, den das "Zeitbrücke- Museum", das übrigens das einzige europäische Museum
mit einer ständigen Suppè- Ausstellung ist, 2015 erwerben konnte. Dieser Briefwechsel, der von November
1887 bis November 1892 reicht, enthält interessante Details über die Kampagne, mit der Suppè gemeinsam
mit anderen einflussreichen Garser Grund- und Villenbesitzern den ursprünglich geplanten Verlauf der Kamptalbahn
verhindern konnte, die in Gars über sein Grundstück Richtung Nonndorf und Horn abgezweigt wäre.
In der Folge wurde die Kamptalbahn, auf der Suppè und seine Frau schon vor der offiziellen Eröffnung
begeistert Draisinen-Fahrten unternehmen durften, über Kamegg nach Rosenburg und Horn geführt, womit
Suppè auch im Kamptal bleibende Spuren hinterlassen hat.
Weitere Ausstellungsschwerpunkte sind die Geschichte von Sofie Suppès Garser Suppè-Museum sowie des
Suppè-Zimmers der "Städtischen Sammlungen der Stadt Wien". Darüber hinaus bieten Jubiläumsausstellung
und Publikation fotografierte, gemalte und karikierte Porträts von Suppè und seinem Freundeskreis,
wobei letztere wegen der persönlich an Suppè gerichteten Widmungen biografisch und musikhistorisch
interessant sind.
Resümee
Die Garser Jubiläumsausstellung und Begleit-Publikation beleuchten Franz von Suppès Leben, Werk und
Wirken sowie seine Verbindung mit Gars und Niederösterreich mit einer grundlegend neu erforschten, anhand
amtlicher Dokumente verbrieften Biografie des Komponisten sowie ausgewählten Archiv- und Depot-Stücken
aus Suppès Privatbesitz, die erstmals seit 1932 wieder der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht
werden.
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