Fachkräftesuche gestaltet sich immer schwieriger

 

erstellt am
01. 02. 19
13:00 MEZ

WKÖ-Experte Gleitsmann über erneuten Rückgang der Arbeitslosigkeit erfreut – gleichzeitig werden strukturelle Probleme am Arbeitsmarkt immer deutlicher
Wien (pwk) - „Der neuerliche Rückgang der Arbeitslosigkeit ist erfreulich, aber kein Grund zur Entwarnung“, kommentiert Martin Gleitsmann, Arbeitsmarktexperte der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), die aktuellen Arbeitslosenzahlen. Denn Österreich rutscht im EU-Arbeitsmarktranking immer weiter zurück und liegt aktuell nur noch auf Platz 10. Die strukturellen Probleme, an denen der österreichische Arbeitsmarkt leidet, steigen.

So hat die Zahl der Notstandshilfebezieher jene der Arbeitslosengeldbezieher (Personen mit einer kurzen Arbeitslosigkeit) schon längst überholt. Ein wesentlicher Grund: Kein anderes europäisches Land zahlt den arbeitslosen Personen zeitlich unbegrenzt eine der österreichischen Notstandshilfe vergleichbare Leistung. Gleichzeitig leiden drei von vier heimischen Betrieben unter Fachkräftemangel.

Offene Stellen im ländlichen Raum
Mit einem Plus von +68.000 im Vorjahresvergleich erreicht der Beschäftigungsanstieg Ende Jänner neuerlich einen Spitzenwert. „Jetzt muss alles darangesetzt werden, dass die von den Betrieben gemeldeten offenen Stellen auch besetzt werden können. Vor allem die Unternehmen im ländlichen Raum leiden massiv darunter, keine geeigneten Bewerber finden zu können“, sagt Gleitsmann. Der Arbeitskräftemangel erstreckt sich über nahezu alle Branchen und betrifft nicht nur den qualifizierten Bereich, sondern verstärkt auch Anlernkräfte.

Jobmessen sind wichtiges und gutes Instrument
Aktivitäten, wie die vom AMS Wien gemeinsam mit der Bundesregierung, WKÖ und IV erst kürzlich organisierte Jobbörse sind der richtige Weg, arbeitslose Menschen und Betriebe zusammen zu bringen. Sehr erfreulich ist, dass dies nur ein Auftakt war und bereits weitere Veranstaltungen in den Bundesländern, allen voran in Oberösterreich, wo der Fachkräftemangel besonders massiv ist, angekündigt wurden. „Ziel muss es sein, die arbeitssuchenden Menschen möglichst nachhaltig in jene Jobs zu bringen, wo sie dringend benötigt werden. Davon profitieren alle: die arbeitssuchenden Menschen, die Betriebe und letztlich die Regionen, die durch neue Jobs stärker belebt werden“, so Gleitsmann.

Strukturreformen am Arbeitsmarkt angehen
„Mit der Reform der Sozialhilfe und den neuen Zuverdienstmöglichkeiten wurde ein erster wichtiger Schritt gesetzt, um Arbeiten wieder attraktiver zu machen. Um die strukturellen Probleme am österreichischen Arbeitsmarkt einzufangen, braucht es aber ein Bündel von Maßnahmen“, so Gleitsmann weiter. Die überregionale Vermittlung wird etwa nur gelingen, wenn die Themen Wohnen und öffentlicher Verkehr mitbedacht und die unterstützenden Fördermittel des AMS, wie Entfernungsbeihilfe und Vorstellungsbeihilfe angepasst werden. Und AMS-Ausbildungen werden nachhaltig nur dann erfolgreich sein, wenn sie in unmittelbarer Beteiligung der Betriebe vor Ort stattfinden. „Letztlich werden alle Schritte nur dann erfolgreich sein, wenn das Transferleistungssystem die richtigen Anreize zur Arbeitsaufnahme setzt. Eine umfassende Arbeitsmarktreform, sollte daher rasch angegangen werden“, betont Gleitsmann.

 

 

 

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