Im 4. Quartal 2018 verharrte das Konjunkturbarometer der IV-NÖ nahezu auf gleichem Niveau,
in den Prognosen spiegelt sich jedoch Unsicherheit wider.
Wien/St. Pölten (iv) - Das IV-NÖ Konjunkturbarometer – als Mittelwert aus der Beurteilung der
gegenwärtigen und zukünftigen Geschäftsentwicklung – ist seit dem dritten Quartal 2018 von +18,8
auf +21,4 Punkte leicht gestiegen. „Die Erwartungshaltung für die Zukunft weist jedoch darauf hin, dass die
Phase der Hochkonjunktur endgültig vorbei ist. Grund dafür ist vor allem das schwierigere globale Umfeld,
in dem sich die exportorientierte niederösterreichische Industrie befindet. Trotzdem ist es zu früh,
hier schon von einer Rezession zu sprechen“, erklärt Thomas Salzer, Präsident der Industriellenvereinigung
Niederösterreich (IV-NÖ). Allerdings wäre es wichtig, das von der Bundesregierung für 2022
vorgesehene Wirtschaftsentlastungpaket ein Jahr früher umzusetzen. „Vor allem die Senkung der Körperschaftssteuer
(KÖSt) muss möglichst rasch erfolgen, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken
und die Investitionen im Land voranzutreiben“, fordert Salzer.
Ende der Boomphase, Unsicherheit bei Auslandsaufträgen
Mit der aktuellen Geschäfts- und Auftragslage ist zwar immer noch der Großteil der befragten Unternehmen
zufrieden – seit dem dritten Quartal 2018 hat sich die Stimmung jedoch leicht eingetrübt. „Vor allem beim
Auftragsbestand sieht man nun, dass wir das Ende der Boomphase erreicht haben“, so Salzer. Einen noch deutlicheren
Rückgang gibt es bei den aktuellen Auslandsaufträgen: Während im dritten Quartal jedes zweite Unternehmen
zu-frieden mit den Aufträgen aus dem Ausland war, so ist es aktuell nur noch jedes vierte Unter-nehmen. Als
Gründe dafür gelten eine internationale Nachfrageschwäche, aber vor allem die Unsicherheiten aufgrund
von BREXIT und Handelskonflikten. „Würde es zu einem Exit vom BREXIT oder zu einem Abschluss von Freihandelsabkommen
kommen, wären die Unter-nehmen optimistischer. Auch das Säbelrasseln zwischen wirtschaftspolitischen
Großmächten wie der USA und China sorgt für Verunsicherungen“, so Salzer.
Beschäftigtenstand großteils stabil, Fachkräftemangel bleibt aktuell
Leicht verbessert hat sich der allerdings immer noch im negativen Bereich liegende Parameter rund um den Beschäftigtenstand
in drei Monaten: Hier stieg der Bewertungssaldo seit dem dritten Quartal von -24 auf -14 Punkte. Insgesamt rechnen
73 Prozent der befragten Unternehmen mit einem gleichbleibenden Personalstand, etwa jedes fünfte Unternehmen
(21 %) geht von Kündigungen aus. „Dieser Stellenabbau betrifft jedoch vor allem Leiharbeitskräfte, die
aufgrund der nun sinkenden Auftragslage nicht mehr benötigt werden. Fachkräfte sind nach wie vor Mangelware.
Aus diesem Grund brauchen wir eine gezielte Zuwanderungsstrategie. Die Ausweitung und Regionalisierung der Rot-Weiß-Rot-Card
im Zuge der neuen Fachkräfteverordnung war ein wichtiger Schritt, ersetzt aber kein modernes Gesetz für
qualifizierte Zuwanderung“, erklärt Salzer.
Verbesserungen gab es im Vergleich zum dritten Quartal 2018 bei der Produktionstätigkeit in den nächsten
drei Monaten (Saldo stieg von -16 auf +6) sowie bei der Produktionskapazität in den nächsten drei Monaten
(Saldo stieg von -16 auf -3). IV-NÖ-Präsident Salzer führt das unter anderem auf die neuen Möglichkeiten
durch das Arbeitszeitgesetz zurück: „Mit der neuen Regelung können die vorhandenen Aufträge aus
der Boomphase besser abgearbeitet werden, und diese Produktivitätssteigerungen sind aktuell noch spürbar.
In den nächsten Monaten müssen viele Betriebe ihre Produktionspläne wieder an eine schwächere
Auftragslage anpassen.“
Auch bei den Verkaufspreisen in den nächsten drei Monaten hat sich die Stimmung leicht verbessert: Hier stieg
der Saldo von -7 auf +3 Punkte. Im Detail ist das Ergebnis jedoch sehr durchwachsen: 34 Prozent der Unternehmen
rechnen mit steigenden Verkaufspreisen, 36 Prozent mit gleichbleibenden Preisen und 31 Prozent mit fallenden Preisen.
„Das ist einerseits auf die steigenden Rohstoffpreise zurückzuführen, die eine Kostenüberwälzung
erforderlich machen. Andererseits erlaubt die verhaltene Nachfrage in manchen Märkten nur marginale Preisspielräume“,
so Salzer.
Skepsis bei aktueller und zukünftiger Ertragssituation
Die Einschätzungen zur Geschäftslage in sechs Monaten haben sich ebenso leicht verbessert (Saldo stieg
von -14 auf -3). Verunsicherung zeichnet sich hingegen bei der Ertragssituation in sechs Monaten ab: Hier sank
der Saldo von -3 auf -21 Punkte. Insgesamt gehen 39 Prozent aller Betriebe im nächsten halben Jahr von schlechteren
Erträgen aus, 42 Prozent rechnen mit gleichbleibenden Erträgen. Auch bei der derzeitigen Ertragssituation
sind die Betriebe zunehmend skeptischer. Der Saldo sank von 29 auf 19 Punkte, gut die Hälfte (53 %) der Unternehmen
beurteilen die Ertragssituation als befriedigend, nur noch jedes dritte Unternehmen (33 %) als gut.
Befragungsmethode
Bei der Befragung, die die IV-NÖ quartalsweise in Auftrag
gibt, haben dieses Mal 37 Unter-nehmen mit insgesamt 15.581 Beschäftigten teilgenommen. Der Befragungszeitraum
umfasste den 7. Dezember 2018 bis 15. Jänner 2019. Bei der Konjunkturumfrage der IV kommt die folgende Methode
zur Anwendung: Den Unter-nehmen werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ.
Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) Prozentanteile dieser Antwortkategorien, danach wird der
konjunktursensible „Saldo“ aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung
der neutralen gebildet. Diese Werte werden auch für die grafische Darstellung Ergebnisse herangezogen.
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