Klimawandel und steigende Produktionsansprüche stellen heimischen Ackerbau vor große
Herausforderungen
Tulln/Wien (bauernbund) - Beim Ackerbautag im Rahmen der 66. Wintertagung des Ökosozialen Forums im
Universitäts- und Forschungszentrum Tulln stellten Agrarexperten am 29. Jänner den Ackerbau auf
den Prüfstand. Klimatische Veränderungen und steigende Produktionsansprüche verschärfen die
Situation für Ackerbaubetriebe in Österreich. "In den vergangenen Jahren haben die heimischen Ackerbauern
ähnliche Krisen durchlebt, wie man sie aus anderen Branchen der Landwirtschaft kennt", schildert Bauernbund-Präsident
Abg. z. NR DI Georg Strasser die schwierige Situation im Ackerbau-Sektor in seiner Rede. Fakt ist, die Relation
von im Inland erzeugten Nahrungsmitteln zum Verbrauch nimmt ab. Die Ursachen sind nicht unbekannt, stellen aber
unsere Bäuerinnen und Bauern vor große Herausforderungen.
"Die Bevölkerung nimmt zu, die Fläche wird weniger und das Klima bedingt stark schwankende Ernteerträge.
Zugleich wollen wir aber einen hohen Selbstversorgungsgrad bei stabilen Preisen. Unsere Landwirtschaft ist eine
starke Wirtschaftskraft und das soll auch so bleiben", so Strasser, der gerade im Bereich Pflanzenschutz eine
ehrlichere Debatte auf Basis wissenschaftlicher Fakten einfordert.
Künftig sieht er die Wissenschaft, vor allem aber auch die Zivilgesellschaft und die NGOs gefordert, sich
beim Thema Pflanzenschutz vermehrt mit denjenigen zu beschäftigen, die die Arbeit am Acker verrichten. "Wir
Bäuerinnen und Bauern müssen uns in den gesellschaftlichen Dialog mehr einmischen, damit die Bevölkerung
uns wieder besser versteht. Eine Lebensmittelproduktion im Inland ist bei weitem nicht selbstverständlich.
Vielen Kritikern ist nicht bewusst, dass die vom Ausland importierten Erdäpfel mit mehr Pflanzenschutzmitteln
behandelt wurden, als heimische Erdäpfel", blickt Strasser auf die vorjährigen Ernteausfälle
und die damit einhergegangene Lebensmittelverschwendung zurück.
Strasser ist auch der Meinung, dass der Landwirtschaft als Teil der Gesamtwirtschaft zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt
wird. "Die Landwirtschaft bezieht pro Jahr Güter von vorgelagerten Wirtschaftsbranchen im Umfang von
rund 4 Mrd. Euro. Diese Zahl beziffert die enorme Wirtschaftskraft, die mit vielen Arbeitsplätzen im ländlichen
Raum einhergeht", fügt Strasser hinzu.
Mehr Tempo bei der Anpassung an Klimawandel
Die zügig voranschreitende Klimaveränderung erfordert eine rasche Umstellung unseres Systems. "Wir
brauchen mehr Tempo bei der Anpassung an den Klimawandel. Wobei nicht gesagt ist, dass die Klimaveränderung
nur negative Folgeerscheinungen nach sich zieht. Daher müssen wir beim Thema Digitalisierung unsere Scheuklappen
ablegen, auf mehr Wissenstransfer setzen und Innovationen auch zulassen", appellierte Strasser an das Publikum,
auf den Zug der Zeit aufzuspringen. Erste politische Rahmenbedingungen wurden auf Schiene gebracht: "Mit einem
besseren Angebot bei Versicherungsmodellen soll es künftig mehr Hilfe zur Selbsthilfe geben. Eine nachhaltige
Ackerbau- und Grünlandstrategie sowie eine Eiweißstrategie stehen vor der Fertigstellung und ebenso
laufen die Vorbereitungen rund um die Reform der GAP 2021+. Unser Credo: Keine Mehrleistungen bei weniger Geld."
Abschließend betonte Strasser, dass es zur Welternährung sowohl biologischen als auch konventionellen
Pflanzenschutz im Ackerbau brauche. Das Ziel müsse eine selbstversorgende und bäuerlich produzierende
heimische Landwirtschaft sein, die die Bevölkerung mit heimischen Produkten, ohne riesigen CO2-Rucksack, ernähren
könne.
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