Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex sinkt im Jänner auf 52,7 Punkte, den niedrigsten
Wert seit 30 Monaten
Wien (bank austria) - Die Abschwächung der Industriekonjunktur in Österreich setzt sich fort.
„Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist zu Beginn des Jahres 2019 auf 52,7 Punkte gesunken. Damit
startet die heimische Industrie mit dem geringsten Wachstumstempo seit drei Jahren ins neue Jahr. Seit dem mit
64,3 Punkten erreichten Allzeithoch zum Jahreswechsel 2017/18 zeigt der Trend kontinuierlich nach unten. Der Indikator
liegt jedoch auch aktuell noch über dem langjährigen Durchschnittswert“, meint UniCredit Bank Austria
Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Während der deutsche Einkaufsmanagerindex für die Industrie zu Jahresbeginn 2019 erstmals seit mehr als
vier Jahren unter die Neutralitätsgrenze von 50 Punkten gefallen ist, liegt der Indikator für Österreich
weiterhin in einem Wertebereich der Wachstum anzeigt. Auch der Durchschnitt der Eurozone wird von der heimischen
Industrie seit mittlerweile drei Jahren ununterbrochen übertroffen und dies zuletzt sogar mit größerem
Abstand. „Auch nach dem Rückgang des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Jänner befindet sich
die österreichische Industrie auf Wachstumskurs“, kommentiert Bruckbauer die jüngsten Ergebnisse der
monatlichen Umfrage unter heimischen Industrieunternehmen und ergänzt: „Die heimische Industrie bekommt jedoch
die negativen Einflüsse aus dem Ausland mittlerweile stärker zu spüren.” Stabil hohe Auftragsrückstände
haben eine fortgesetzte Produktionsausweitung nach sich gezogen, wobei sich das Tempo des Jobaufbaus kaum verringerte,
obwohl erstmals seit drei Jahren die Neuaufträge gegenüber dem Vormonat leicht gesunken sind.
Erstmals seit drei Jahren weniger Neugeschäft
Seit dem Herbst 2018 nehmen die Exportaufträge Monat für Monat immer stärker ab. Die Nachfrage aus
dem Inland konnte in den vergangenen Monaten den Rückgang weitgehend ausgleichen, doch mittlerweile ist der
Auftragsausfall aus dem Ausland zu stark geworden. „Den vierten Monat in Folge ist im Jänner 2019 das Exportneugeschäft
gesunken. Der monatliche Rückgang ist der stärkste seit dem Herbst 2012, also seit über sechs Jahren.
Damit hat sich erstmals seit 36 Monaten auch das gesamte Neugeschäft rückläufig entwickelt“, meint
UniCredit Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: “Trotz des Auftragsrückgangs haben die heimischen
Betriebe die Produktion zu Beginn 2019 mit sogar leicht erhöhtem Tempo ausgeweitet, da hohe Auftragsrückstände
bestehen.“ Neben den weiter zunehmenden Auftragsrückständen weisen auch die noch immer länger werdenden
Lieferzeiten auf den nur langsamen Abbau bestehender Kapazitätsengpässe in der heimischen Industrie hin.
Weiter starkes Beschäftigungswachstum, aber Tempo lässt nach
Die Abschwächung der Industriekonjunktur findet am Arbeitsmarkt ihren Niederschlag. Im Gesamtjahr 2018 ist
die Beschäftigung in der Sachgütererzeugung um 3,1 Prozent gestiegen. Mehr als 18.600 neue Jobs sind
im Sektor zusätzlich entstanden. In der zweiten Jahreshälfte fiel das Tempo des Beschäftigungsaufbaus
allerdings bereits niedriger aus. Im Jänner ist der Beschäftigtenindex auf 55,3 Punkte gesunken, den
niedrigsten Wert seit Anfang 2017, und lässt damit eine weitere Verlangsamung des Beschäftigungswachstums
im Jahr 2019 erwarten. „Nach dem starken Rückgang im Jahresdurchschnitt 2018 auf nur 3,8 Prozent wird sich
die Arbeitslosenquote in der Sachgütererzeugung 2019 weiter in Richtung 3,5 Prozent verringern. In der oberösterreichischen,
Tiroler und steirischen Industrie ist die Arbeitslosigkeit besonders niedrig. Der starke Anstieg der offenen Stellen
nicht nur in diesen Bundesländern und das relativ geringe verfügbare Angebot an Arbeitskräften vor
allem im Fahrzeugbau, der Metallbearbeitung und im Maschinenbau machen deutlich, dass 2019 die Suche nach qualifizierten
Arbeitskräften in ausreichender Anzahl zu einer großen Herausforderung für die heimischen Betriebe
wird“, so Pudschedl.
Preisauftrieb hat nachgelassen, stark im Einkauf, kaum im Verkauf
Der Anstieg der Preise im Einkauf für Vormaterialien und Rohstoffe hat sich im Jänner abermals stark
verringert. Neben der schwächeren Industriekonjunktur, die nachfragebedingt etwas Aufwärtsdruck von den
Preisen vieler Rohstoffe nimmt, war erneut der starke Preisverfall von Rohöl für die aktuelle Entwicklung
ausschlaggebend. „Während sich der durchschnittliche Preisauftrieb bei Rohstoffen und Vormaterialien im Jänner
deutlich verlangsamt hat, veränderte sich das vergleichsweise geringere Tempo der Preisanhebungen im Verkauf
kaum. Folglich ergab sich keine Entlastung der heimischen Betriebe. Die Ertragslage hat sich im Durchschnitt angesichts
der immer noch hohen Kostendynamik im Einkauf und nachfragebedingter Zurückhaltung bei der Anpassung der Verkaufspreise
zu Beginn des Jahres nicht verbessert“, so Pudschedl.
Abschwächung, aber kein Einbruch
Mit dem erneuten Rückgang des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerindex im Jänner um immerhin 1,2 Punkte
gegenüber dem Vormonat setzt sich der vor einem Jahr begonnene Abschwung der Industriekonjunktur fort. Der
Indikator kommt der Neutralitätslinie von 50 Punkten, bis zu der Wachstum angezeigt wird, mittlerweile recht
nahe. Sorgen über einen unmittelbar bevorstehenden deutlichen Einbruch der heimischen Industrie nehmen zu,
angesichts stark rückläufiger Exportaufträge und eines verschlechterten internationalen Umfelds.
Nach Einschätzung der Ökonomen der UniCredit Bank Austria sprechen allerdings einige Faktoren für
eine Stabilisierung der Industriekonjunktur in Österreich 2019 und gegen einen Einbruch. Erstens sitzen die
österreichischen Betriebe auf wachsenden Auftragspolstern, die aufgrund von bestehenden Kapazitätsengpässen
nur langsam abgearbeitet werden können, was sich auch im starken Beschäftigungsaufbau widerspiegelt.
Zweitens steigern die Betriebe ihre Bezugsmenge an Rohstoffen und Vormaterial noch immer und die Lager für
Vormaterialien werden noch aufgebaut. Drittens stiegen die Bestände in den Verkaufslagern bei unverändert
starker Produktionsausweitung im Jänner nicht an, was auf eine vorerst weiterhin gesunde Nachfrage hinweist.
Letztlich scheint der aktuell besonders starke Rückgang der Exportaufträge, wodurch auch das gesamte
Neugeschäft ins Minus rutschte, auch mit Problemen in der Autoindustrie aufgrund neuer Abgastests in Zusammenhang
zu stehen. Daher dürften die aktuellen Auftragsdaten die Abschwächungstendenz der Industriekonjunktur
derzeit überzeichnen.
Gegen einen bevorstehenden Einbruch der Industriekonjunktur spricht auch der erneute Anstieg der Geschäftsaussichten
binnen Jahresfrist. Der Optimismus der heimischen Betriebe nimmt seit dem Dezember wieder zu, wenn auch eher nur
maßvoll, wie der im langjährigen Vergleich unter dem Durchschnitt liegende Indexwert von 54,6 Punkten
anzeigt. In der Eurozone werden die mittelfristigen Geschäftsaussichten der Betriebe mit 57,8 Punkten sogar
etwas höher eingeschätzt. „Nach einem Anstieg der Industrieproduktion um knapp über 3,5 Prozent
im Jahr 2018 erwarten wir für 2019 zwar eine Verlangsamung der Industriekonjunktur, sehen jedoch trotz der
aktuell ungünstigen Auftragsentwicklung keinen Einbruch bevorstehen. Wir gehen von einem moderaten Wachstumskurs
der heimischen Industrie für 2019 mit einem Plus von bis zu 3 Prozent aus, wenngleich die Prognoserisiken
im aktuellen Umfeld eher nach unten weisen“, meint Bruckbauer abschließend. Insbesondere in der zweiten Jahreshälfte
und vor allem 2020 muss mit noch mehr internationalem Gegenwind für die exportorientierte heimische Industrie
gerechnet werden.
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