Tierwohl und Lebensmittelsicherheit auf hohem Niveau absichern
Innsbruck (lk) - Trotz der hohen Zahl der StudienbewerberInnen sowie der AbsolventInnen der Veterinärmedizinischen
Universität Wien gibt es in Westösterreich und Südtirol seit Jahren einen eklatanten Mangel an TierärztInnen.
„Daher ist zusätzlich zu dem nur in Wien angebotenen Studium der Veterinärmedizin ein neuer Studiengang
für Veterinärmedizin in Tirol anzudenken. So können im ländlichen Raum vernetzte und zugleich
international wettbewerbsfähige Studierende praxisnah für die tierärztliche Versorgung in Tirol,
Vorarlberg und Südtirol ausgebildet werden“, erläutert LH Günther Platter. Die Kooperation des Bundeslandes
Tirol mit Südtirol, Vorarlberg und auch Salzburg wird mittelfristig angestrebt. Schon bisher wird ein Großteil
der Südtiroler TierärztInnen in Österreich ausgebildet.
Den Grundsatzbeschluss zur Etablierung eines universitären Studiengangs der Veterinärmedizin in Tirol
fasste die Landesregierung am 5. Feber. Im Zuge einer Machbarkeitsstudie sollen nun ein entsprechendes Konzept
erstellt, Ausbildungsstandards festgelegt, Kooperationen ausgelotet und belastbare Kostengerüste erstellt
werden. Ziel ist die bedarfsgerechte Errichtung von 20 bis 25 Studienplätzen pro Jahr an der Landesuniversität
UMIT auf Grundlage des Universitäts-Akkreditierungsgesetzes. Standort des Studienganges Veterinärmedizin
soll vorbehaltlich der Einigung mit dem Bund die Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft
und Ernährung sowie Lebensmittel- und Biotechnologie Tirol (HBLFA) in Kematen werden. Die HBLFA Tirol wird
2020 von Kematen nach Rotholz übersiedeln.
Der Tierarztmangel wird dadurch verstärkt, dass in Tirol nur drei Kliniken und 22 Gemeinschaftspraxen tätig
sind, denen 91 Einzelpraxen gegenüberstehen. „Diese einseitige Struktur führt dazu, dass eine Rundumversorgung
mit Nacht- und Wochenenddiensten sowie Notversorgung in der Region nicht aufrechterhalten werden kann. Wenn derzeit
die tierärztlichen Kliniken und Praxen auf TierärztInnen aus dem nicht-deutschsprachigen Ausland zurückgreifen
müssen, ist damit keine nachhaltige Versorgung gewährleistet. Für die Tiroler Landesregierung besteht
Handlungsbedarf“, bestätigt LHStvin Ingrid Felipe.
„In Tirol gehen in den nächsten zehn Jahren 40 TierärztInnen in Pension. Die mittel- und langfristige
Sicherstellung der tierärztlichen Versorgung ist damit nicht mehr gewährleistet. Das betrifft landwirtschaftliche
Nutztiere, Kleintiere, die Veterinärverwaltung und die Lebensmittelüberwachung gleichermaßen. Mit
einer stark praxisorientierten veterinärmedizinischen Ausbildung wollen wir dem rechtzeitig entgegenwirken
und sowohl die Lebensmittelsicherheit als auch die Tiergesundheit sicherstellen und damit die alpine Landwirtschaft
absichern. Durch den angestrebten Standort Kematen bleibt zudem der traditionelle Bildungsstandort erhalten. Die
teils denkmalgeschützten Gebäude können in hohem Umfang nachgenutzt werden“, betont LHStv Josef
Geisler.
Wissenschaftslandesrat Bernhard Tilg ergänzt: „Das geplante Ausbildungskonzept soll sich an internationalen
Standards orientieren und auf dem bereits erfolgreich umgesetzten ‚community based‘-Modell aufbauen. Das bedeutet
die engste Einbindung der lokalen und regionalen Tierärztepraxen und -kliniken für die klinische Ausbildung
der Studierenden. So entsteht bereits in dieser Phase ein Nahverhältnis der Studierenden zu den TierärztInnen
der Region: durch die Praktika in den lokalen Kliniken und Tierarztpraxen wird eine regionale Bindung aufgebaut,
die dazu führen soll, dass sich der Lebensmittelpunkt der AbsolventInnen im alpinen Raum manifestiert. Die
Hochschullandschaft Tirols wird außerdem mit einer weiteren universitären Ausbildungsstätte aufgewertet.“
Ebenso gewinnen Landesveterinärdirektor Josef Kössler und Tierarzt Peter Schweiger einem Veterinärstudiengang
in Tirol nur positive Seiten ab: „Durch die Schaffung einer veterinärmedizinischen Ausbildungsstätte
im Westen Österreichs wird in engster Zusammenarbeit mit den bestehenden Kliniken und Praxen das Ausbildungsniveau
gehoben, die Versorgungsqualität und -quantität in der Tiermedizin verbessert und die Lebensmittelsicherheit
für die KonsumentInnen erhöht.“
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