High-Tech gegen Cyber Kriminalität im Praxistest

 

erstellt am
18. 02. 19
13:00 MEZ

EU-Projekt TITANIUM startet polizeiliche Testphase
Brüssel/Wien (ait) - Im Rahmen des AIT Technologie- und Forschungsschwerpunktes rund um sicheres Internet und Kampf gegen Internetkriminalität leitet das AIT Austrian Institute of Technology das 2017 gestarteten EU-Projekt „TITANIUM“ (Tools for the Investigation of Transactions in Underground Markets). Darin arbeiten 15 Forschungseinrichtungen, IT-Unternehmen und Polizeibehörden aus 7 europäischen Ländern daran, neue forensische Technologien zur Ermittlung und Erforschung von Cyberkriminalität im Darknet zu entwickeln. Ende Jänner 2019 startete mit den „Field Labs“ nun die erste Praxisphase des Projekts. Mehrere Monate testen ausgewählte europäische Polizeibehörden im Projekt enstandene neue Software zur Unterstützung der Ermittlungsarbeit sowie zur Generierung von gerichtsfestem Beweismaterial. Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf der Analyse von Darknet-Plattformen, die für illegale Aktivitäten genutzt werden.

Field Labs für den Praxistest
In mehrmonatigen „Field Labs“ in Österreich, Deutschland, Finnland und Spanien sollen rund 60 Cybercrime-ExpertInnen über die Entwicklungen aus dem Projekt informiert und in den Umgang mit den neuen Programmen eingeführt werden. Von der polizeilichen Erprobung erhoffen sich die TITANIUM-Partner wertvolle Rückmeldungen zur Bedienbarkeit, Funktionalität und Effizienz der Software. Eine zweite Field-Lab-Phase zur Erprobung weiterer Software ist für Ende 2019 angesetzt.

Ansatzpunkt sind in dieser Initiative virtuelle Währungen (sog. Kryptowährungen), die als das gängigste Zahlungsmittel bei anonymisierten illegalen Cyberaktivitäten gelten. Die einfache und gefahrenlose Verwendung von virtuellen Währungen sind ein treibender Faktor für verschiedenste Internet-Kriminalitätsdelikte geworden. Dazu gehört beispielsweise der Einsatz von Ransomware für die gezielte Erpressung von legalen System-Anwendern oder die zunehmend beobachtbare Marktkonzentration bei Mining Pools, die ab 50 % problematisch ist, weil dadurch die potenzielle Gefahr einer nicht mehr kontrollierbaren Übernahme ganzer Blockchain-Systeme steigt. Anwendungsfälle wie diese sollen beispielsweise mit forensischen Analysetools, die am AIT entwickelt wurden, untersucht werden.

AIT Tools zur forensischen Untersuchung von Zahlungsströmen
Um diesem neuen wachsenden Gefährdungspotential für alle Internet-User effektiv entgegen treten zu können hat das AIT einen eigenen Forschungsschwerpunkt initiiert und mit „Graph-Sense“ mittlerweile ein international führendes Forensik-Werkzeug für die Analyse virtueller Währungen entwickelt. Aufbauend auf dessen Kernkompetenzen in Bereich Blockchain­technologien und Kryptowährungen hat das AIT jene Voraussetzungen geschaffen, um Strafverfolgungsbehörden künftig bei ihrer Ermittlungstätigkeit optimal durch modernste Werkzeuge unterstützen zu können. Die wichtigen Grundlagen dafür wurde im Rahmen des nationalen Sicherheitsforschungsprogramms KIRAS entwickelt, das vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie gefördert wird. Nachdem GraphSense zunächst auf die Nachverfolgung und Sichtbarmachung von Bitcoin-Transaktionen ausgerichtet war, arbeiten die AIT ForscherInnen nun sowohl auf nationaler Ebene im KIRAS Projekt „Virtcrime“, als auch im Kontext von TITANIUM daran, das Tool auch für die Analyse der virtuellen Währungssysteme CASH, LITECOIN und Z-CASH zu erweitern.

Hohe Datenschutzkonformität durch „Privacy by Design“
Alle TITANIUM-Projektpartner wurden auf die penible Einhaltung hoher ethischer Standards und bestehender Datenschutz-Richtlinien bzw. zum Schutz der Privatsphäre von Informationssubjekten verpflichtet. Es gibt daher auch eine klare Trennlinie zwischen den involvierten Forschungsorganisationen und den mitwirkenden Strafverfolgungsbehörden bzw. künftigen Bedarfsträgern. Während die Richtlinien der DSGVO den F&E-Organisationen im Rahmen des wissenschaftlichen Fortschritts zur Verbesserung der gesamtgesellschaftlichen Sicherheitslage ermöglicht, anonymisierte Daten abzufragen und zu analysieren, müssen die Behörden bei der Evaluierung und Anwendung der entwickelten Tools ihre Vorgangsweise bei der Datenanalyse und -auswertung genauestens dokumentieren, um im Sinne des in Europa etablierten rechtsstaatlichen Prinzips eine gerichtssichere Beweisführung vorlegen zu können.

Weitere Informationen in Bezug auf die Einhaltung von rechtlichen und ethischen Vorgaben entnehmen Sie bitte der Presseaussendung „Darknet-Kriminalität wirksam bekämpfen“, die am 24.01.2019 durch den TITANIUM-Konsortialpartner Karlsruhe Institute of Technology (KIT) veröffentlicht wurde: https://www.ots.at/redirect/kitedu

Weiterführende Informationen: https://titanium-project.eu/faq/index.html

 

 

 

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