EU-Projekt TITANIUM startet polizeiliche Testphase
Brüssel/Wien (ait) - Im Rahmen des AIT Technologie- und Forschungsschwerpunktes rund um sicheres Internet
und Kampf gegen Internetkriminalität leitet das AIT Austrian Institute of Technology das 2017 gestarteten
EU-Projekt „TITANIUM“ (Tools for the Investigation of Transactions in Underground Markets). Darin arbeiten 15 Forschungseinrichtungen,
IT-Unternehmen und Polizeibehörden aus 7 europäischen Ländern daran, neue forensische Technologien
zur Ermittlung und Erforschung von Cyberkriminalität im Darknet zu entwickeln. Ende Jänner 2019 startete
mit den „Field Labs“ nun die erste Praxisphase des Projekts. Mehrere Monate testen ausgewählte europäische
Polizeibehörden im Projekt enstandene neue Software zur Unterstützung der Ermittlungsarbeit sowie zur
Generierung von gerichtsfestem Beweismaterial. Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf der Analyse von Darknet-Plattformen,
die für illegale Aktivitäten genutzt werden.
Field Labs für den Praxistest
In mehrmonatigen „Field Labs“ in Österreich, Deutschland, Finnland und Spanien sollen rund 60 Cybercrime-ExpertInnen
über die Entwicklungen aus dem Projekt informiert und in den Umgang mit den neuen Programmen eingeführt
werden. Von der polizeilichen Erprobung erhoffen sich die TITANIUM-Partner wertvolle Rückmeldungen zur Bedienbarkeit,
Funktionalität und Effizienz der Software. Eine zweite Field-Lab-Phase zur Erprobung weiterer Software ist
für Ende 2019 angesetzt.
Ansatzpunkt sind in dieser Initiative virtuelle Währungen (sog. Kryptowährungen), die als das gängigste
Zahlungsmittel bei anonymisierten illegalen Cyberaktivitäten gelten. Die einfache und gefahrenlose Verwendung
von virtuellen Währungen sind ein treibender Faktor für verschiedenste Internet-Kriminalitätsdelikte
geworden. Dazu gehört beispielsweise der Einsatz von Ransomware für die gezielte Erpressung von legalen
System-Anwendern oder die zunehmend beobachtbare Marktkonzentration bei Mining Pools, die ab 50 % problematisch
ist, weil dadurch die potenzielle Gefahr einer nicht mehr kontrollierbaren Übernahme ganzer Blockchain-Systeme
steigt. Anwendungsfälle wie diese sollen beispielsweise mit forensischen Analysetools, die am AIT entwickelt
wurden, untersucht werden.
AIT Tools zur forensischen Untersuchung von Zahlungsströmen
Um diesem neuen wachsenden Gefährdungspotential für alle Internet-User effektiv entgegen treten zu
können hat das AIT einen eigenen Forschungsschwerpunkt initiiert und mit „Graph-Sense“ mittlerweile ein international
führendes Forensik-Werkzeug für die Analyse virtueller Währungen entwickelt. Aufbauend auf dessen
Kernkompetenzen in Bereich Blockchaintechnologien und Kryptowährungen hat das AIT jene Voraussetzungen
geschaffen, um Strafverfolgungsbehörden künftig bei ihrer Ermittlungstätigkeit optimal durch modernste
Werkzeuge unterstützen zu können. Die wichtigen Grundlagen dafür wurde im Rahmen des nationalen
Sicherheitsforschungsprogramms KIRAS entwickelt, das vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie
gefördert wird. Nachdem GraphSense zunächst auf die Nachverfolgung und Sichtbarmachung von Bitcoin-Transaktionen
ausgerichtet war, arbeiten die AIT ForscherInnen nun sowohl auf nationaler Ebene im KIRAS Projekt „Virtcrime“,
als auch im Kontext von TITANIUM daran, das Tool auch für die Analyse der virtuellen Währungssysteme
CASH, LITECOIN und Z-CASH zu erweitern.
Hohe Datenschutzkonformität durch „Privacy by Design“
Alle TITANIUM-Projektpartner wurden auf die penible Einhaltung hoher ethischer Standards und bestehender Datenschutz-Richtlinien
bzw. zum Schutz der Privatsphäre von Informationssubjekten verpflichtet. Es gibt daher auch eine klare Trennlinie
zwischen den involvierten Forschungsorganisationen und den mitwirkenden Strafverfolgungsbehörden bzw. künftigen
Bedarfsträgern. Während die Richtlinien der DSGVO den F&E-Organisationen im Rahmen des wissenschaftlichen
Fortschritts zur Verbesserung der gesamtgesellschaftlichen Sicherheitslage ermöglicht, anonymisierte Daten
abzufragen und zu analysieren, müssen die Behörden bei der Evaluierung und Anwendung der entwickelten
Tools ihre Vorgangsweise bei der Datenanalyse und -auswertung genauestens dokumentieren, um im Sinne des in Europa
etablierten rechtsstaatlichen Prinzips eine gerichtssichere Beweisführung vorlegen zu können.
Weitere Informationen in Bezug auf die Einhaltung von rechtlichen und ethischen Vorgaben entnehmen Sie bitte der
Presseaussendung „Darknet-Kriminalität wirksam bekämpfen“, die am 24.01.2019 durch den TITANIUM-Konsortialpartner
Karlsruhe Institute of Technology (KIT) veröffentlicht wurde: https://www.ots.at/redirect/kitedu
Weiterführende Informationen: https://titanium-project.eu/faq/index.html
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