Die Abkühlung der Konjunkturstimmung in Österreich setzt sich fort: UniCredit Bank
Austria Konjunkturindikator sinkt im Jänner auf 2,6 Punkte
Wien (bank austria) - Die Eintrübung der Konjunkturstimmung vom Allzeithoch zum Jahreswechsel 2017/18
setzt sich zu Beginn des Jahres 2019 fort. „Im Jänner 2019 ist der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator
auf 2,6 Punkte gesunken. Die schleichende Abkühlung der Konjunktur auf breiter wirtschaftlicher Ebene hat
sich jüngst sogar etwas beschleunigt. Die Stimmung in der österreichischen Wirtschaft ist zu Beginn 2019
auf den tiefsten Wert seit mehr als zwei Jahren gefallen“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan
Bruckbauer.
Obwohl die Konsumstimmung in den letzten Monaten zurückgegangen ist, ist sie noch immer überdurchschnittlich
hoch und auch im Dienstleistungssektor und am Bau herrscht weiterhin Optimismus. Deutlich abgeschwächt zeigt
sich hingegen die Stimmung der exportorientierten Industrie.
Hinter der Abschwächung der Konjunkturstimmung steht dabei ein immer stärker forderndes internationales
Umfeld. Die europäische Wirtschaft hat im Verlauf von 2018 durch eine unglückliche Kombination aus Ereignissen
wie den Störungen in der Autoindustrie durch den neuen Abgastestzyklus, der Verunsicherung durch den bevorstehenden
Brexit, die Krise in der Türkei und den Sanktionen gegen Russland an Schwung eingebüßt. Bis Mitte
2019 sollten sich diese Unsicherheiten zumindest zum Teil entspannen und der Boden für ein wieder günstigeres
europäisches Wachstumsumfeld bereitet sein. Allerdings werden darüber hinaus die Wachstumsaussichten
durch zwei wichtige strukturelle Störfaktoren auf der globalen Bühne belastet, der Verlangsamung der
Dynamik in China und den Folgen der protektionistischen Handelspolitik der USA.
„Angesichts der Eintrübung der Konjunkturstimmung in Österreich als Folge der externen Störfaktoren
haben wir unsere Wachstumsaussichten für die österreichische Wirtschaft für 2019 von 1,9 auf nur
noch 1,6 Prozent reduziert. Dies ist zum Teil einem schwächeren Übertrag aus dem zweiten Halbjahr 2018
geschuldet, aber auch geringeren Wachstumsimpulsen vor allem zu Beginn 2019“, so Bruckbauer. Für das Jahr
2020 erwarten die Ökonomen der UniCredit Bank Austria ein Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent. Die bevorstehende
Abschwächung der US-Wirtschaft, die sogar in einer milden Rezession münden dürfte, wird für
weitere Bremsspuren in der stark exportorientierten heimischen Konjunktur sorgen.
Keine weitere Verbesserung am Arbeitsmarkt
Die Abkühlung der Konjunktur wird im Verlauf des Jahres 2019 die positive Entwicklung am heimischen Arbeitsmarkt
voraussichtlich stoppen. Der Rückgang bei der Anzahl der Arbeitssuchenden im Jahresvergleich, der seit mehr
als zwei Jahren zu beobachten ist, wird bald zu Ende gehen. Die Arbeitslosenquote ist von 7,7 Prozent 2018 auf
saisonbereinigte 7,4 Prozent zu Beginn des laufenden Jahres gesunken. „Ab der Jahresmitte 2019 wird der nachlassende
Beschäftigungszuwachs voraussichtlich nicht mehr ausreichen, um das stabil steigende Arbeitskräfteangebot
aufzufangen. Eine weitere Verbesserung der Arbeitslosenquote ist im schwächeren Konjunkturumfeld nicht mehr
zu erwarten. Sowohl für 2019 als auch für 2020 gehen wir von einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote
von 7,4 Prozent aus“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Leichter Rückgang der Inflation
Die bislang gute Entwicklung am Arbeitsmarkt mit starkem Beschäftigungswachstum und zunehmender Lohndynamik
wird die Inflation in Österreich in den kommenden Monaten weiterhin stärker als im Euroraum-Durchschnitt
steigen lassen. „Angesichts der schwächeren Konjunkturaussichten aber vor allem aufgrund des gesunkenen Ölpreises
erwarten wir mittlerweile für 2019 einen Rückgang der Teuerung in Österreich auf 1,8 Prozent, nach
2,0 Prozent im Jahr 2018. Im Euroraum wird die Inflation voraussichtlich nur 1,4 Prozent betragen“, meint Pudschedl.
Damit wird die Teuerung im Euroraum bereits über ein Jahrzehnt unter dem österreichischen Vergleichswert
zu liegen kommen.
Vorläufig keine weitere geldpolitische Normalisierung im Euroraum
„Mit der Talfahrt des Ölpreises und der sich 2020 voraussichtlich noch verstärkenden Konjunkturabkühlung
hat sich nach unserer Ansicht das Zeitfenster für die begonnene Normalisierung der Geldpolitik der Europäischen
Zentralbank wieder geschlossen“, sagt Bruckbauer und ergänzt: „Innerhalb unseres Prognosehorizonts bis Ende
2020 erwarten wir mittlerweile keine Leitzinserhöhung durch die EZB.“
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