Leopold Kiesling. Der Mythos
 von Mars und Venus mit Amor

 

erstellt am
14. 02. 19
13:00 MEZ

IM BLICK Ausstellung von 15. Februar bis 12. Mai 2019 im Oberen Belvedere
Wien (belvedere) - Die Liebe siegt über den Krieg – dieses Motiv aus der antiken Mythologie griff Leopold Kiesling in seiner 1809 vollendeten Skulpturengruppe Mars und Venus mit Amor auf. Der oberösterreichische Bildhauer traf damit den Nerv der Zeit, denn bald darauf dominierte die Hochzeit von Marie Louise von Österreich mit Napoleon I. das politische und gesellschaftliche Leben. Diese Ehe sollte die Kriegswirren in Europa ein für alle Mal beenden. Vor dem Hintergrund wurde Kieslings Marmorgruppe zum Symbol des Friedens. Das Belvedere widmet ihr nun eine Ausstellung.

Erstmals stellt die Serie IM BLICK im Oberen Belvedere ein einziges Werk in den Fokus einer Schau. Sie präsentiert die Skulpturengruppe Mars und Venus mit Amor als kunsthistorisches Meisterwerk und beleuchtet in einem weiteren Raum mittels einer Dokumentation die historischen Hintergründe ihrer Entstehung und ihre politische Symbolik.

"Mit dieser Ausstellung können wir nicht nur ein Schlüsselwerk unserer Sammlung präsentieren, sondern auch eine wesentliche historische Epoche Europas politisch beleuchten und die Instrumentalisierung von Kunst aufzeigen", so Stella Rollig, Generaldirektorin des Belvedere.

Drei inhaltliche Aspekte stehen im Fokus der Ausstellung. Zum einen wird erläutert, dass es sich bei Kieslings Skulpturengruppe um eine der bedeutendsten Arbeiten des Klassizismus in Österreich handelt. Zum anderen wird die dem Werk innewohnende Friedenssymbolik mit den Erwartungen gleichgesetzt, die die im März 1810 in Wien geschlossene Hochzeit zwischen der österreichischen Kaisertochter Marie Louise und Napoleon I. in Europa auslöste. Noch Jahre später wurde die Skulptur im Licht dieses Ereignisses gedeutet. Und nicht zuletzt steht die Skulpturengruppe in engem Zusammenhang mit der Geschichte des Belvedere, in dem sie seit Beginn des 19. Jahrhunderts aufgestellt war.

Kuratorin Sabine Grabner: "Interessant sind die diversen Themenbereiche, die sich um dieses Objekt ranken. Zunächst bestechen natürlich die hohe bildhauerische Qualität und die Haptik des Carrara-Marmors. Zugleich fasziniert die Mythisierung der Hochzeit von Marie Louise mit Napoleon, denn wie Venus sollte auch die Erzherzogin ihrem ‚Mars‘ das Schwert entwinden und dadurch Europa den heiß ersehnten Frieden bescheren."

Leopold Kiesling (Schöneben/OÖ 1770 – 1827 Wien) war kaiserlicher Stipendiat in Rom, wo er auch das Werk Mars und Venus mit Amor schuf. Er verkehrte mehrere Jahre im Kreis um Antonio Canova und Bertel Thorvaldsen. Von diesen künstlerischen Vorbildern überaus geschätzt, galt Kiesling zu seiner Zeit als bedeutendster Bildhauer Österreichs.

Das Werk und seine (Be-)Deutung: Der Kriegsgott Mars wird von Venus dazu gebracht, das Kämpfen zu beenden und sein Schwert Amor zu übergeben. Vor dem Hintergrund der Napoleonischen Kriege gewann dieses Motiv zusätzlich an Brisanz. Dennoch gehörte Kiesling unter den Künstlern Roms zu den Ersten, die es lebensgroß ausführten. Als die Skulptur im Juni 1810 in Wien eintraf, wurde sie sogleich im Lichte der Hochzeit von Erzherzogin Marie Louise, der Tochter Kaiser Franz’ II. (I.), und Napoleon I. interpretiert. Das Gerücht verfestigte sich, die Skulptur sei aus Anlass der Eheschließung beauftragt worden – eine irrtümliche Annahme, die sich zum Teil bis heute in der Literatur wiederfindet. Schon bald wurde das Belvedere als öffentlich zugänglicher Ausstellungsort gewählt. Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert war hier die kaiserliche Gemäldegalerie untergebracht. Während des Wiener Kongresses kam dem Werk besondere Bedeutung zu – Kongressteilnehmer und bedeutende Personen wurden beim Gang durch das Belvedere über die europäische Dimension von Kieslings Mars und Venus mit Amor unterrichtet. Die Skulptur wurde im sogenannten „Rondell“ präsentiert, jenem ebenerdigen Raum, in dem heute das Café untergebracht ist.

Die Ausstellungsreihe IM BLICK im Oberen Belvedere ist konzipiert, um Werke der hauseigenen Sammlung zu zeigen und wissenschaftlich aufzuarbeiten. Die vorliegende Schau vermittelt exemplarisch, wie anhand von Kunstwerken die enge Verknüpfung von Kunstgeschichte, politischer Geschichte und der Geschichte des Hauses demonstriert werden kann.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.belvedere.at

 

 

 

 

 

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