Studie untersucht gesamtwirtschaftliche Aspekte der Einwanderung
Innsbruck (lk) - „Auf die Frage, ob die Einwanderung und die Integration von Asylberechtigten gesellschaftspolitisch
mehr Nutzen bringt, gehen die Antworten fundamental auseinander. Politische Mitbewerberinnen und -bewerber nutzen
diese Tendenz, um politisches Kleingeld zu schlagen. Mir ist es wichtig, nun eine objektive, wissenschaftliche
Analyse vorliegen zu haben, die das Thema Migration unter ökonomischen Gesichtspunkten beleuchtet“, betont
Integrationslandesrätin Gabriele Fischer.
Die Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung (GAW) verfasste eine Studie, die bezogen auf Tirol die
Einwanderung und Integration von AsylwerberInnen und Asylberechtigten aus ökonomischer Perspektive und aus
der Perspektive des Staates beleuchtet. „Dabei wurden die Kosten des Staates für asylwerbende eingewanderte
Personen jenen Abgaben, die von den eingewanderten Personen im Laufe ihres Aufenthaltes ins System eingezahlt werden,
gegenübergestellt“, erläutert Studienautor Stefan D. Haigner. Um ein möglichst vollständiges
Bild zu erhalten, wurden auch jene Abgaben berücksichtigt, die sich aufgrund des gestiegenen gesamtwirtschaftlichen
Konsums durch die Einwanderung ergeben, denn: „Die eingewanderten Personen konsumieren Güter des täglichen
Bedarfs – dadurch entstehen zusätzliche Einkommen. Diese führen zum einen Teil direkt zu höherer
Abgabenleistung, zum anderen Teil fließen sie über Konsum und Investitionen in den Wirtschaftskreislauf
zurück und lösen so wiederum zusätzliche Einkommen und Abgaben aus“.
Die Ergebnisse im Detail
Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von asylsuchenden und asylberechtigten Personen in Tirol beträgt 4,14
Jahre, sodass diese im Schnitt insgesamt um 3.719 Euro mehr an Transfers erhalten, als sie an (erwerbsbezogenen)
Steuern- und Abgaben abführen. Allerdings führten die damit verbundenen Konsumausgaben im Zeitraum 2005
bis 2017 zu einem zusätzlichen jährlichen Bruttoregionalprodukt in Tirol von 28 Mio. Euro und einer zusätzlichen
Beschäftigung von 367 Jahres-Vollzeitäquivalenten. „Das bedeutet, dass die mit dem zusätzlichen
Regionalprodukt und der zusätzlichen Beschäftigung verbundenen fiskalischen Rückflüsse höher
sind als die Transfers, die die asylsuchenden und asylberechtigten Personen netto – also nach Abzug ihrer abgeführten
Abgaben – vom Staat erhalten“, berichtet Haigner.
Ab dem 5. Jahr NettozahlerInnen
Bemerkenswert ist, dass ab dem fünften Jahr ihres Aufenthaltes die jährliche Summe an abgeführten
Steuern- und Abgaben die jährliche Summe an erhaltenen Transfers übersteigt. „Das heißt, ab dem
5. Jahr sind asylsuchenden und asylberechtigten Personen jährliche Nettozahlerinnen und Nettozahler in das
System“, führt Haiger weiter aus. Für jene eingewanderten Personen, die mindestens 13 Jahre in Tirol
leben, sind die über die gesamte Aufenthaltsdauer geleisteten Abgaben höher als die Summe der erhaltenen
Transfers.
Integration in den Arbeitsmarkt essentiell
„Je höher das Beschäftigungsausmaß, desto niedriger sind klarerweise die Transferleistungen. Aus
diesem Grund ist die möglichst rasche Integration in den Tiroler Arbeitsmarkt von besonderer Bedeutung und
hat einen doppelten Effekt: Denn einerseits reduziert sich dadurch die Höhe der Transferzahlungen vom Staat
und andererseits erhöhen sich so die Steuern und Abgaben an den Staat“, rechnet Haiger vor.
„Ich bin sehr froh über diese Studie und deren Ergebnisse. Bisher wurden die tatsächlichen Auswirkungen
der Einwanderung mit vielen Informationen, aber wenig Fakten dargestellt. Die Studie dient der Versachlichung der
politischen Debatte, die bisher nur die Kosten der Einwanderung berücksichtigt“, stellt LRin Fischer abschließend
klar.
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