Innsbruck (universität) - Wie geht es den Schmetterlingen in den Bergen? Rund 170 verschiedene Tagfalter-Arten
bereichern die Tiroler Fauna, fast so viele wie in ganz Deutschland. Über deren Verbreitung und Bestandsentwicklung
ist allerdings erstaunlich wenig bekannt. Das soll sich mit dem vor einem Jahr als Citizen-Science-Initiative gestarteten
Tagfalter-Monitoring „Viel-Falter“ nun ändern.
Seit einem Jahr werden in Tirol regelmäßig Schmetterlinge gezählt. Eine langfristige Beobachtung
der heimischen Tagfalter gibt es im alpinen Raum, mit Ausnahme der Schweiz, noch nicht. Das ambitionierte Forschungsvorhaben
der Uni Innsbruck schließt diese Lücke und erhebt die Bestände der Tiroler Tagfalter-Arten wissenschaftlich,
um sich ein Bild über die Entwicklung der Schmetterlinge im Alpenraum zu machen. Dank einer Initiative von
Forschenden der Universität Innsbruck, der Tiroler Landesmuseen und der EURAC Bozen sowie der Unterstützung
eifriger Freiwilliger, des Landes Tirol und der Stiftung Blühendes Österreich, kann das Monitoring durchgeführt
werden. „Durch die gezielte Kombination von professionell durchgeführten Schmetterlingserhebungen mit Beobachtungen
engagierter Freiwilliger beschreiten wir mit diesem österreichweit ersten systematischen Tagfalter-Monitoring
auch im internationalen Vergleich Neuland“, ist der für das Projekt verantwortliche Ökologe Johannes
Rüdisser begeistert und bedankt sich bei allen Beteiligten für den erfolgreichen Start im Jahr 2018,
in dem bereits 85 Tagfalterarten und über 3.500 Individuen beobachtet werden konnten. In einem Zeitraum von
4 Jahren werden 100 gezielt ausgewählte Standorte in ganz Tirol nach der Viel-Falter-Methode untersucht. Nach
fünf Jahren beginnt der Zyklus von vorne und die Standorte werden erneut untersucht. So lassen sich auch langfristige
Veränderungen feststellen. Die Tagfalter sind ein wichtiger Teil der heimischen Artenvielfalt und eignen sich
aus verschiedensten Gründen sehr gut als Indikatoren zum Monitoring biodiversitätsrelevanter Veränderungen
in der Kulturlandschaft – insbesondere auch im Kontext eines fortschreitenden Klimawandels. „Der Schutz der Biodiversität
ist essentiell für das menschliche Überleben und Wohlergehen und daher Grundlage für jede Form nachhaltiger
Entwicklung“, betont Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe, die für die Agenden Umwelt- und Naturschutz
zuständig ist.
Ehrenamtlich in der Wissenschaft
Schmetterlinge prägen das bunte Bild artenreicher Wiesen und so gehören vor allem Tagfalter zu den
wohl beliebtesten Insekten. Ihr vielfältiges Erscheinungsbild fasziniert nicht nur Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler, sondern vor allem auch interessierte Naturliebhaberinnen und -liebhaber. Bestimmungskurse, Schulworkshops,
Vorträge und Publikationen der Forschungsergebnisse sollen auch in der breiten Öffentlichkeit zu einer
Sensibilisierung für das Thema Biodiversität und Artenvielfalt beitragen. „Wir kennen in Tirol bei weitem
nicht alle Insektenarten und noch viel weniger den Umfang und das Ausmaß des Insektensterbens. Tagfalter
sind sensible Schönheiten und als Zeigerorganismen prädestiniert für eine erste landesweite Langzeiterhebung“,
betont Peter Huemer, Kustos der Naturwissenschaftlichen Sammlungen der Tiroler Landesmuseen. Das wissenschaftliche
Monitoring der Tagfalter wird von den Expertinnen und Experten der Universität Innsbruck standardisiert durchgeführt
und soll mittelfristig auch auf andere Regionen in Österreich ausgedehnt werden. „Das Tagfalter-Monitoring
ist eine ideale Ergänzung zur Schmetterlingsapp ‚Schmetterlinge Österreichs‘ von Blühendes Österreich,
bei der bereits tausende Citizen Scientists mitzählen“, freut sich Ronald Würflinger, Geschäftsführer
von Blühendes Österreich. Die Arten und Artengruppen mit den meisten Individuen waren Kohlweißlinge,
Bläulinge und Wiesenvögelchen. Für die erfolgreiche Fortführung und Erweiterung des Tagfalter-Monitorings
im Jahr 2019 werden tirolweit Freiwillige gesucht. Vorkenntnisse werden keine benötigt.
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