Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz zieht positive Bilanz nach viertägiger
Kinderschutzkonferenz im Vatikan: "Es geht dem Papst um weltweit verbindliche Standards und deren Überprüfung"
Rom/Wien (kap) - Der von Papst Franziskus einberufene Kinderschutzgipfel brachte einen "Qualitätssprung
in der Auseinandersetzung mit einem schweren, sehr belastenden Thema." Das betonte Kardinal Christoph Schönborn
am 24. Feber im Interview mit "Kathpress" und zog dabei insgesamt ein positives Resümee: "Ich
habe noch nie eine so offene, direkte, ehrliche, unverschlüsselte Begegnung erlebt wie in diesen vier Tagen",
so der Wiener Erzbischof. Er habe "Synodalität erlebt", alles konnte gesagt werden. "Das starke
Erlebnis war die große Einmütigkeit. Es gab keine Parteien, wie man das bei anderen Themen schon erlebt
hat", hielt der Kardinal fest.
Das wichtigste Ergebnis der vier Tage sei gewesen, dass es eine "gemeinsame Betroffenheit" durch das
direkte Hören und Sehen von Missbrauchsbetroffenen gegeben habe. "Dass die Opfer im Mittelpunkt stehen,
beginnt jetzt wirklich ein gemeinsames Bewusstsein zu werden." Als direkte Folge daraus sei die Überzeugung
nach der "Verbindlichkeit gemeinsamen Handelns" klar geworden. "Es geht dem Papst um weltweit verbindliche
Standards. Aber wir brauchen nicht nur diese Standards, sondern auch deren Überprüfung", betonte
der Kardinal. Das dritte Hauptthema des Tagung sei die Prävention gewesen: "Was wird getan, dass so etwas
künftig nicht mehr geschieht."
Dabei erwartet der Kardinal konkret Vorschläge im Blick auf die Einhaltung der jetzt schon weltkirchlich verbindlichen
Standards im Kampf gegen Missbrauch: "Es geht auch darum, uns auf nationaler Ebene zu helfen und uns gegenseitig
auf die Finger zu schauen. Wir haben das in Österreich versucht und praktizieren das auch." Dazu werde
es "sicher in den nächsten Tagen von Rom konkrete Vorschläge geben", so Schönborn.
Beeindruckt und zugleich nachdenklich gemacht hätten ihn beim Gipfel Berichte von Bischöfen aus afrikanischen
Ländern, wie man in den dortigen dörflichen Strukturen versuche, ein Zusammenleben von Opfern und Tätern
zu ermöglichen. Dieses schwierige Thema sei nicht dadurch zu lösen ist, indem man sagt: "Jetzt seid
wieder nett zueinander."
Schönborn: "Christliches Verzeihen geht nur, wenn es eine wirkliche Aufarbeitung von Schuld gegeben hat,
eine echte Einsicht, ein Schuldbekenntnis und eine Wiedergutmachung in irgendeiner Form. Das andere Extrem wäre
die Situation: Da ist das Opfer, da ist der Täter - und es geht nichts mehr. Beides sind keine Lösungen.
Da können und müssen wir noch lernen."
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