Köstinger: Plan T – Masterplan Tourismus
 soll im März präsentiert werden

 

erstellt am
22. 02. 19
13:00 MEZ

Aktuelle Aussprache im Tourismusausschuss zudem über Hotellerie-Situation und Eigentümerwechsel bei der ÖHT
Wien (pk) - Der neue strategische "Plan T – Masterplan Tourismus" war am 21. Feber Thema der aktuellen Aussprache mit Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus, Elisabeth Köstinger im Tourismusausschuss . Die Ergebnisse, die seit Monaten unter breiter Beteiligung aus allen Richtungen erarbeitet werden, sollen laut Köstinger am 21. März in Salzburg präsentiert werden. Themen waren zudem die betriebliche Situation der Hotellerie sowie der Eigentümerwechsel bei der Österreichischen Hotel und Tourismusbank ÖHT. Dazu standen den Abgeordneten der Experte Thomas Reisenzahl (Prodinger & Partner) sowie ÖHT-Generaldirektor Wolfgang Kleemann zur Verfügung. Zwei Anträge der SPÖ betreffend Tourismus und Klimawandel und für nachhaltigen Alpintourismus wurden vertagt.

Köstinger zum Plan T: Nachhaltiger Tourismus als roter Faden
Die umfassende Beschäftigung – auch in strategischen Workshops mit einer Vielzahl an Beteiligten aus allen Richtungen – mit dem neuen Plan T - Masterplan Tourismus in den letzten Monaten hob Bundesministerin Elisabeth Köstinger hervor. Ziel sei, die Ergebnisse am 21. März in Salzburg zu präsentieren. Tourismus müsse aber immer in der Lage sein, sich zu Trends neu zu erfinden. Insofern werde der Plan T kein Endprodukt, sondern ein Startschuss für eine neue Tourismuspolitik sein. Wichtig sei hier immer auch die Unterstützung von allen. Der rote Faden stelle dabei ein nachhaltiger Tourismus dar, so Köstinger, also die gesamthafte Betrachtung aller drei Säulen der Nachhaltigkeit - im Sinne einer erfolgreichen Tourismuspolitik für Gast, Unternehmen, MitarbeiterInnen, Bevölkerung und Umwelt.

Hinsichtlich der – aus ihrer Sicht für den Sektor unverzichtbaren - ÖHT habe sich wie angekündigt das Eigentümerkonstrukt geändert. Für die Ministerin sei dabei von zentraler Bedeutung, deren Qualität für die Betriebe erhalten zu können die Eigenständigkeit sicherzustellen.

Von Nächtigungs-Plattformen bis Overtourism-Hot-Spots
Im Hinblick auf Plattformen wie AirBnB sei das Ziel, einen fairen Wettbewerb zu schaffen, so Köstinger in der anschließenden Debatte auf entsprechende Nachfrage von Maximilian Unterrainer (SPÖ). Das Thema bezeichnete sie aufgrund der Zuständigkeiten als komplex. Bundesseitig würde geprüft, wie VermieterInnen auch einen gerechten Beitrag leisten können, sowie in Abstimmung mit den Bundesländern eine Registrierungspflicht überlegt. Auch verpflichtenden Informationsaustausch sieht sie als eine Möglichkeit, wobei sich auch gezeigt habe, dass das nicht zielführend sein könne. Zur Österreich Werbung (ÖW) und deren Finanzierung bestätigte sie Richtung Josef Schellhorn (NEOS) einmal mehr, die entsprechende Finanzierung sei ihr ein großes Anliegen. Digitalisierung sei in diesem Zusammenhang ein intensiver, großer Aspekt. Hinsichtlich Indikatoren zur Messung von Tourismusdaten soll im Rahmen des Plan T das " Tourismus-Satellitenkonto" eine Grundlage darstellen. Die Details auszuarbeiten, werde massive Unterstützung der Bundesländer brauchen, so die Bundesministerin. In Bezug auf Herkunftsmärkte, wo es durchaus positive Entwicklungen gebe, werde evaluiert, wo zusätzliche Aktivitäten gesetzt werden können.

Ein von Konrad Antoni (SPÖ) thematisierter "Overtourism" betreffe einzelne Hot-Spots und könne daher nicht bundesweit geregelt werden, sagte Köstinger, die aber Bereitschaft zur Unterstützung und für enge Zusammenarbeit signalisierte.

Auch das Thema Karfreitag als Feiertag beschäftigt den Tourismus. So sprach Unterrainer von Aufschlägen und einer Belastung für Tourismus-UnternehmerInnen. Wie die Ministerin verdeutlichte, versuche sie, die Position des Tourismus für dieses Thema abzubilden und mit dem Wirtschaftsministerium eine Lösung zu finden. Hinsichtlich Bundeshüttenförderung will sie einen 5-Jahres-Fördervertrag und jährliche Verträge mit der jeweiligen Förderhöhe sicherstellen, merkte sie in Richtung Maria Großbauer (ÖVP) an. Auch im Bereich der sich verändernden Mobilität, die neben Schellhorn etwa Maximilian Linder (FPÖ) ansprach, werde in Verbindung zwischen Tourismus, Verkehr und Umwelt an Lösungen gearbeitet. Hinsichtlich Belebung des ländlichen Raums sei hier auch der Verkehrsminister sehr engagiert, was den Nahverkehr betrifft, hob Köstinger hervor.

Reisenzahl: Nächtigungszahlen allein sind nur die halbe Wahrheit
Der Experte Thomas Reisenzahl präsentierte in seinem Statement aktuelle Entwicklungen mit Betriebs-Kennzahlen für 2018, aber auch "Stresstests" für die Hotellerie. Auch wenn sich die Entwicklung mit einer durchschnittlich steigenden Auslastung und steigenden Gesamterlösen pro Nächtigung gut darstelle, gebe kostenseitig eine enorme Steigerung der Mitarbeiterkosten, Energiekosten und Provisionen zu denken, so der Experte. Die Nächtigungszahlen seien nur die halbe Wahrheit – so würden ein Stresstest exemplarisch zeigen, dass ein Dreifachschock in diesen drei steigenden Kostenbereichen eine 20-jährige-Entschuldungsdauer mit sich führen würden. Reisenzahl brachte dazu eine Reihe von Vorschlägen für eine Steuerreform ein. So sei die Lohnverrechnung überkomplex und für Betriebe kaum mehr machbar, dessen müsse man sich annehmen. Er sprach sich außerdem für die Abschaffung der kalten Progression sowie hinsichtlich der Abschreibung für eine Senkung der Nutzungsdauer auf 33 bzw. für Wellness und Sanitär auf die effektive Dauer von 15 Jahren aus. Zudem müssten Investitionsfreibeträge von 20% eingeführt werden, so Reisenzahl, der etwa auch Mitarbeiterbeteiligung, Altersvorsorge, das Thema Aushilfen und den Bereich Umsatzsteuer für Plattformen wie AirBnB ansprach. Auf Nachfrage von Gabriel Obernosterer (ÖVP) erläuterte der Experte, dass sich die Situation mit Buchungsplattformen, über die ein großer Teil abgewickelt werde, auf die Provisionen bzw. die Kosten dafür auswirken.

Kleemann: ÖHT bleibt auch nach Gesellschafterwechsel eigenständige Tourismusbank
Die neue Eigentümerstruktur bei der Österreichischen Hotel und Tourismusbank (ÖHT) – die Anteile von Bank Austria und Erste Bank werden von der Kontrollbank (ÖKB) übernommen – ziehe, wie ÖHT-Generaldirektor Wolfgang Kleemann versicherte, keinerlei Auswirkungen auf die Förderstrategie nach sich. Da die ÖHT bereits jetzt über Anteile dieser beiden Banken verfügt, würden de facto nun zwei Gesellschafter von einer direkten Beteiligung in eine indirekte Beteiligung über die ÖKB wechseln. Am Anteil der Raiffeisen, die mit 31% den dritten Gesellschafter stellt, ändere sich zudem nichts. Man habe die Zusicherung seitens der ÖKB erhalten, dass die ÖHT die eigenständige Tourismusbank Österreichs bleiben werde. Auch werde das auf die KMU zugeschnittene Fördersystem weiter aufrecht erhalten. "Alles bleibt besser", resümierte Kleemann, was auch Franz Hörl (ÖVP) bestätigte. Wichtig ist für den ÖVP-Mandatar neben der Eigenständigkeit der ÖHT vor allem auch die Sicherstellung der Struktur der österreichischen Hotellerie als Familienbetriebe.

Kleemann nahm in seinem Statement auch zur wirtschaftlichen Lage der Tourismuswirtschaft in Österreich Stellung und meinte, das Rating der Tourismusbetriebe sei im Verhältnis zur Gesamtwirtschaft insgesamt schlechter. Probleme bringe dies, wie auch die Abgeordneten Josef Schellhorn (NEOS) und Roman Haider (FPÖ) zu bedenken gaben, vor allem bei der Finanzierung. Die Situation habe sich nunmehr aber verbessert, berichtete Kleemann. So seien in den letzten fünf Jahren die Erlöse deutlicher gestiegen als die Aufwendungen, die Unternehmen würden operativ pro verfügbarem Zimmer wieder mehr verdienen. Die Marktbereinigung einiger Unternehmen habe der Branche jedenfalls nicht geschadet. Dringender Handlungsbedarf bestehe aber hinsichtlich der steuerlichen Rahmenbedingungen, um unrentablen Verlustbetrieben das "Zusperren" zu ermöglichen, mahnte Kleemann ebenso wie die Abgeordneten Josef Schellhorn (NEOS) und Gabriel Obernosterer (ÖVP).

Was die Förderungen grundsätzlich betrifft, müssen nach Ansicht Kleemanns in Zukunft die MitarbeiterInnen – Stichwort Arbeitsbedingungen, Lebensumfeld, Kinderbetreuung – sowie das Thema Unternehmensnachfolge stärker in den Fokus gerückt werden. Besonderes Augenmerk sollte auch auf die Landgastronomie als Schnittstelle mit der Landwirtschaft gelegt werden. Mehr Impulse wünscht sich Kleemann zudem in Richtung alternativer Finanzierung über Crowdfunding-Modelle. Darüber hinaus gelte es, sich auf einen zu erwartenden Zinsanstieg einzustellen, der große Probleme für die Tourismusbranche bringen werde.

Klimawandel und Tourismus, Förderung von Alpintourismus: SPÖ-Anträge vertagt
Auf der Tagesordnung standen überdies zwei Entschließungsanträge der SPÖ, die allerdings mit den Stimmen der Regierungsparteien vertagt wurden. Tourismussprecher Maximilian Unterrainer sprach zunächst die Auswirkungen des Klimawandels auf den Tourismus an und erinnerte dabei vor allem auch an die daraus resultierenden Probleme für tiefer gelegene Schigebiete. Er appellierte in seiner Initiative (104/A(E)) an Bundesministerin Köstinger, entsprechende Maßnahmen und insbesondere konkrete Projekte zur Anpassung der Tourismusbranche an die geänderten Verhältnisse zu entwickeln und dem Nationalrat einen Bericht darüber vorzulegen.

Weiteres Anliegen der SPÖ ist die gezielte Förderung des Alpintourismus (295/A(E)). Unterrainer machte in diesem Zusammenhang auf die besondere Bedeutung eines nachhaltigen Tourismus gerade für den ländlichen Raum aufmerksam und betonte, bei diesbezüglichen Förderungen gelte es, das Augenmerk auch auf den Faktor Arbeit zu legen und den erschwerten Umständen im alpinen Raum Rechnung zu tragen.

Bei beiden Anträgen wurde seitens der Regierungsparteien auf den kommenden Masterplan Tourismus (Plan T) verwiesen, der auch die von Unterrainer aufgeworfenen Themen behandeln wird.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
https://www.parlament.gv.at

 

 

 

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